Deutschland
04. Sep 2023
13 Neumissionare aus der Deutschen und der Mitteleuropäischen Provinz trafen sich in St. Gabriel zu einer Weiterbildungswoche.
„Wie gehen wir als missionarische Ordenschristen aus verschiedenen Kulturen mit Sexualität und emotionaler Nähe um?“ – Diese Frage beschäftigte die Steyler Neumissionare im Rahmen ihres Treffens, das von 28. August bis 1. September im Missionshaus St. Gabriel in Österreich stattfand. Die 13 Neumissionare aus Afrika, Asien und Lateinamerika arbeiten zur Zeit in Deutschland, Österreich und Frankreich. Organisiert wurde die Weiterbildungswoche von den Verantwortlichen für die Neumissionare, P. Carlos Alberto da Silva SVD (ECP) und P. George Skrabania SVD (GER). Auf dem Programm der Woche stand auch ein Austausch der Neumissionare mit den Provinzialen der Deutschen und der Mitteleuropäischen Provinz, P. Peter Claver Narh SVD und P. Christian Stranz SVD.
„Das Thema Sexualität wurde auf Wunsch der jungen Mitbrüder gewählt“, betonte P. Peter Claver Narh SVD. „Angesichts der Diskussion um Missbrauch innerhalb und außerhalb der katholischen Kirche ist es höchst aktuell“, so Pater Narh. „Sexualität ist etwas, das zu jedem Menschen gehört und ihn beschäftigt. Eine besondere Herausforderung stellt der Umgang mit Nähe und Distanz für Männer und Frauen mit zölibatärer Lebensweise dar“, erklärte Provinzial Christian Stranz. „Mit einer Fortbildung zu diesem Thema wollen wir den Neumissionaren, die aus unterschiedlichen Kulturen stammen, Handwerkszeug für ihre Arbeit in der Pastoral hier in Europa geben.“
Als Referent konnte dafür P. Bernd Werle SVD gewonnen werden. Er war in seiner Zeit als Provinzial der deutschen Provinz mit der Aufklärung von Fällen sexuellen Missbrauchs beschäftigt. Derzeit arbeitet er als Pfarrvikar in einem Pastoralteam in St. August bei Bonn. „Interkulturell über Sexualität zu sprechen, ist schwierig. In manchen Kulturen ist es sogar ein Tabu. In meinen Einheiten ging es darum, zu lernen, wie man vernünftig darüber reden und dabei seine eigenen kulturellen Hintergründe einbringen kann“, fasste Pater Werle das Ziel des Workshops zusammen. In drei Schritten setzten sich die jungen Steyler Missionare mit dem Thema Sexualität auseinander. „Zunächst fragten wir uns, wie es gelingen kann, das Gelübde der Keuschheit und Ehelosigkeit in die eigene Person zu integrieren“, erläuterte Werle. Danach ging es darum, dass Distanzzonen in den einzelnen Kulturen sehr unterschiedlich sein können. Als Beispiel führte Pater Werle an, dass Wangenküsse bei uns zur Begrüßung üblich seien, in anderen Kulturen könnten sie als Einladung zum Sex aufgefasst werden. „Wenn ich nicht weiß, wie Nähe und Distanz in Westeuropa definiert sind und sie falsch interpretiere, kann es z.B. in der Pfarre zu Problemen kommen.“ Zum Abschluss ging es im Vortrag von Pater Werle auch darum, wie Grenzverletzungen pastoral-pädagogisch und juristisch aufgearbeitet werden. „Ich bin begeistert über die Gesprächskultur der jungen Mitbrüder zu diesen schwierigen Themen“, betonte Pater Werle.
Eine weitere Expertise brachte der chinesische Diözesanpriester Josef Jingchuan Gao ein. Im Rahmen seines Studiums Soziale Arbeit in Eichstätt beschäftigte er sich mit sexuellem Missbrauch und erstellte ein Präventionsschutzkonzept für die katholische Kirche Chinas.
Neben der Fortbildung bot das Treffen auch Gelegenheit zum Kennenlernen und zum Austausch zwischen den Jungmissionaren sowie Zeit für Gebet, Sport, Spiel und gemeinsames Musizieren. Ein Tag in der Woche war dafür reserviert, die schönsten Plätze und Sehenswürdigkeiten in Wien zu besichtigen.
Das Neumissionare-Treffen hat bereits eine lange Tradition. Es findet jedes Jahr abwechselnd in Deutschland oder in der Mitteleuropäischen Provinz statt. Eingeladen sind Patres und Brüder in den ersten fünf Jahren nach der Priesterweihe bzw. nach den Ewigen Gelübden oder fün Jahre nach dem Ankommen in der deutschen oder Mitteleuropäischen Provinz.
Text: Ursula Mauritz
Fotos: Nixon Kappalumakkal SVD