Deutschland
03. Aug 2023
Am Abend des 03. August 2023 gegen 19.05 Uhr verstarb nach einer schweren Krankheit unser Mitbruder Pater Johannes Füllenbach SVD im Wendelinusheim der Steyler Missionare in St. Wendel.
Johannes Füllenbach wurde 1935 in Wied Kreis Neuwied geboren. Nach dem Abschluss der Volksschule wurde er Gärtner mit Abschlussprüfung „mit Auszeichnung“ – was vielleicht eine göttliche Fügung war, wie er selbst meinte. Später wird er dann, wo immer er ist, einen kleinen Garten anlegen.
Seine gymnasiale Ausbildung absolvierte er als sogenannter Spätberufener im Missionshaus St. Josef in Geilenkirchen und erlangte 1958 die Hochschulreife am Gymnasium St. Xaver in Bad Driburg. 1958 trat er ins Noviziat der Steyler Missionare in Sankt Augustin ein. Im Missionspriesterseminar St. Augustin bei Bonn studierte er Philosophie und Theologie und wurde dort am 17. Oktober 1964 zum Priester geweiht. An der Pontificia Università Gregoriana der Jesuiten erwarb er das Lizentiat in Theologie. Sieben Jahre gab er am Divine Word Seminary in Tagaytay, Philippinen, Kurse in Philosophie, Soziologie und Theologie. 1972 besuchte er für sechs Monate Mutter Teresa und deren Schwestern in Kalkutta (Indien), um ihre Arbeit und Lebensweise kennenzulernen. Schon auf den Philippinen war er der Welt der Armen und Ausgegrenzten begegnet, die seine Theologie und sein Leben nachhaltig beeinflussen sollte. Er schrieb einmal: „Menschen müssen spüren, dass es einen mitfühlenden Gott gibt, der da ist, wenn er gebraucht wird.“
Sein Doktoratsstudium an der Catholic University of America in Washington D.C. schloss er 1977 ab. Seine Dissertation „Ecclesiastical office and the primacy of Rome: An evaluation of recent theological discussion of First Clement” wurde 1980 veröffentlicht. Pater Johannes Füllenbach hielt von Zeit zu Zeit auch Vorlesungen an der Catholic Theological Union in Chicago, am Regional Seminary in Davao, Philippinen, und an der Catholic Theological Union in Melbourne, Australien. Während seiner zwölfjährigen Amtszeit als Direktor der internationalen Erneuerungskurse (Terziat) seines Ordens in Nemi bei Rom hielt er von 1980 bis 2007 an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom sowie am Beda College fundamentaltheologische Vorlesungen auf Englisch. Seine Themen waren: The Kingdom of God, The Message of lesus Today (veröffenlicht 1995, Maryknoll New York), The Church in the service of the Kingdom (Maryknoll 2006) und The Theology of Liberation.
Von 1997 bis 2006 war er auch als Konsultor in Rom tätig. Zudem war er regelmäßiger Dozent in zahlreichen theologischen und spirituellen Erneuerungskursen verschiedener Orden und Pastoralinstitute weltweit, wie z. B. des East Asian Pastoral Instituts an der Ateneo de Manila, University in Manila und am Nordamerikanischen Kolleg in Rom.
Als Leiter von Exerzitien und Workshops war er in den katholischen Ortskirchen Asiens, Nordamerikas und Afrikas, aber auch in England, Irland und Frankreich immer wieder gefragt und geschätzt. Seit 1995 un-terrichtete er zeitweise an der Philosophisch-Theologischen Hochschule SVD St. Augustin Ekklesiologie und hielt Spezialvorlesungen über das Reich Gottes. Er war Mitglied des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen in Rom. Er war und blieb als Theologe stets verbunden mit der Kirche – aber ihr gegenüber wohl sehr kritisch, wenn von Rom aus z. B. die Befreiungstheologie verdächtigt wurde. Für ihn ging es dabei um die Be-sinnung auf Gerechtigkeit, auch materielle, die in der Heiligen Schrift grundgelegt ist und ein Merkmal des Reiches Gottes darstellt.
Als Frucht seiner Studien und Vorlesungstätigkeit erschienen etliche Publikationen zum Thema der Reich-Gottes-Theologie und Spiritualität in vielen Sprachen weltweit. In seiner Veröffentlichung „Dein Reich komme. Die ursprüngliche Botschaft Jesu“ (Münsterschwarzach) zieht er Bilanz der Vision Jesu auch für uns heute: Abba und Reich Gottes. Sein Leben und Wirken zielten darauf hin, diese Botschaft Jesu den Menschen nahzubringen: Gott ist der gute und barmherzige Vater aller Menschen, der jeden unbedingt liebt – ohne Ausnahme. In einer Rezension zu seinem Werk heißt es: „Er spricht so, dass er verstanden wird, und beweist, dass Theologie kein trockenes Fach ist.“
Pater Johannes Füllenbach hat immer den Kontakt mit den Menschen gesucht. Er war stets in seiner Kommunität zuhause und hat auch dort seine vielfältigen Talente eingebracht, z. B. Vorträge gehalten, seine Sorge um den Garten, den Friedhof, das gesellige Beisammensein. Immer auch begleitet von einem frischen Humor und anspruchsvoller Konversation.
Zuletzt kam er nach St. Wendel ins Wendelinusheim mit sehr stark eingeschränkter Gesundheit. Nahm er zunächst noch mehr am Kommunitätsleben teil, so wurde dies immer weniger, bis dass er sich zum Schluss immer mehr zurückzog. Er sagte einmal, er brauche täglich wenigstens eine halbe Stunde der Besinnung und Ruhe – diese Zeit hatte er am Schluss seines Lebens für länger, schon den Saum der Ewigkeit berührend.
Wir Steyler Missionare sind dankbar für das Leben und missionarische Wirken dieses Mitbruders und sein Glaubenszeugnis. Er hat durch seine Theologie und seine menschennahe und verständliche Lehr- und Vortragstätigkeit viele Menschen zu Gott geführt. Der Herr möge ihn nun in sein Reich aufnehmen und ihm ewige Freude schenken.
Pater Václav Mucha SVD, Rektor