Engagiert für den Frieden

Deutschland

29. Dez 2023

Die Entwicklung im Verständnis und im praktischen Engagement für den Frieden bei Dietrich Bonhoeffer stand im Zentrum des Vortrags von Prof. Dr. Gunter Prüller-Jagenteufel beim Vortrag der AVK am Freitag, dem 8. Dezember 2023.

Engagiert für den Frieden

Dietrich Bonhoeffer (1906–1945) war ein deutscher protestantischer Theologe. Zu seinen durchgehenden Grundeinsichten gehört, dass man Gott nirgendwo als in der Welt und Gesellschaft finden kann. Gott und Welt gehören immer zusammen. Durch Aufenthalte vor allem in den USA „entdeckte“ Bonhoeffer die Bibel im Kontext der Benachteiligung der afroamerikanischen Bevölkerung in einer Gemeinde in Harlem (New York). Er verstand, dass Friede auf Gerechtigkeit aufgebaut werden muss und die Schaffung von sozialer Gerechtigkeit eine dringliche Aufgabe vor jedem weiteren Engagement für Frieden ist. Mit der Machtübernahme durch Hitler 1933 war Bonhoeffer schnell klar, dass trotz der schrecklichen Erinnerungen an den Ersten Weltkrieg ein neuer Krieg vorbereitet wurde.

Bonhoeffer hielt zunächst an einer Friedensethik und Gewaltlosigkeit fest, in der jeder Mensch mein Nächster ist und daher jede Gewaltanwendung ausgeschlossen ist. Im Kontext Deutschlands seit 1933 wandte sich Bonhoeffer klar der „Bekennenden Kirche“ zu, die ihre Zusammenarbeit mit dem nationalsozialistisch ausgerichteten Staat in Frage stellte. Das führte Bonhoeffer von einer Friedensethik weg, die sich auf Prinzipien stützt und beschränkt, und zur Forderung von persönlichen Optionen und Entscheidungen entsprechend der „Notwendigkeit“ in der konkreten Situation. Daraus ergibt sich die Forderung an die Kirchen, die unmenschlichen und kriegstreibenden Aktionen des Staates zu hinterfragen und sich unbedingt für die Opfer solcher Staatspolitik einzusetzen. Wo das nicht mehr reicht, ging Bonhoeffer so weit, dass man als Kirche und einzelner Christ versuchen muss, „dem Rad selbst in die Speichen zu fallen“. Das bedeutete für ihn auch: „Die letzte verantwortliche Frage ist nicht, wie ich mich heroisch aus der Affäre ziehe, sondern wie eine kommende Generation weiterleben soll.“ In seiner Situation sah sich Bonhoeffer in der Pflicht, sich an der Verschwörung gegen Hitler zu beteiligen, um den Krieg zu beenden. Das führte dazu, dass er 1943 verhaftet und am 9. April 1945 hingerichtet wurde.

Mit der Entwicklung seines Denkens ist Bonhoeffer auch für heute hoch aktuell: Gott kann nicht von der Welt werden und nicht außerhalb der Wirklichkeit gefunden werden. Es ist klar, dass Friede nicht durch Sicherheit und Abschreckung gesichert werden kann, sondern immer ein „Wagnis des Vertrauens“ bleibt. Es geht um den unbedingten Einsatz für die Opfer. Die Kirchen und Christen sind dem Staat gegenüber nicht unbedingt zu Treue verpflichtet, wenn der Staat unmenschliche und menschenverachtende Politik betreibt (und Aufrüstung gehört für Bonhoeffer dazu!).

Was das im konkreten Fall der gegenwärtigen Konflikte in der Ukraine und in Palästina bedeutet, ist allerdings trotzdem nicht so klar und eindeutig, ließ auch Prof. Prüller-Jagenteufel im Gespräch nach dem Vortrag offen.

Christian Tauchner SVD

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