Vortrag

Deutschland

25. Sep 2023

Ein theologischer Brückenschlag zwischen China und Europa: Joachim Bouvets Werk Tianxue benyi. Buchpräsentation von Apl. Prof. Claudia von Collani am 12.10.2023, 19 Uhr, Aula des Missionspriesterseminars, Sankt Augustin.

Vortrag

Das Institut Monumenta Serica lädt alle Interessierten herzlich ein zu dem Vortrag „Zwischen Kaiserhof und Römischer Kurie: Joachim Bouvets Werk Tianxue benyi 天學本義“ von Apl. Prof. Claudia von Collani. Die Referentin gibt einen Einblick in zentrale Thesen ihres Buches Der ursprüngliche Sinn der Himmelslehre (Tianxue benyi): Joachim Bouvets (1656–1730) frühe Missionstheologie in China. Analyse, Transkription und Übersetzung der lateinischen Fassungen, das als Band 4 der Reihe Collectanea Serica erschienen ist.

Im Übergang vom 17. zum 18. Jahrhundert ereignete sich eine strategische Wende in der frühneuzeitlichen Chinamission: Während zuvor im Zuge der jesuitischen Akkommodationsmethode religiöse westliche Texte für die chinesischen Christen übersetzt oder apologetische Schriften gegen die Missionsmethoden anderer Orden verfasst wurden, verlagerte sich im 18. Jahrhundert der Fokus der Jesuiten an den Hof des Kaisers Kangxi mit seinen chinesischen und manjurischen Höflingen. In diesem Kontext muss Joachim Bouvets (1656–1730) Schrift Tianxue benyi (Der ursprüngliche Sinn der Himmelslehre) gesehen werden. Sie folgt zwar noch der klassischen Akkommodation, die sich auf den religiösen Gehalt antiker chinesischer Texte und ihren Gottesglauben bezieht, gleichzeitig aber benutzte Bouvet auch zeitgenössische chinesische Texte und „Interviews“ von hochrangigen Chinesen und Manjus zur theologischen Auslegung.

Die verschiedenen Versionen des Tianxue benyi wurden von Kangxi kritisch begleitet. Er ließ das Werk ins Lateinische übersetzen, um dem päpstlichen Legaten Charles-Thomas Maillard de Tournon während seines Aufenthalts in China die Vereinbarkeit von Christentum und Konfuzianismus zu veranschaulichen – eine der zentralen Fragen des Ritenstreits. Zwar wurde Bouvets Opus nie gedruckt und sein Einfluss auf Chinesen und Manjus lässt sich nur schwer abschätzen, jedoch zeigen die verschiedenen Manuskriptversionen die Entwicklung von Bouvets Theologie, die letztendlich in den Figurismus mündete.

Die Autorin, Apl. Prof. Dr. Claudia von Collani ist katholische Theologin. Ihr Spezialgebiet ist die Missionsgeschichte Ostasiens in der frühen Neuzeit, v.a. der chinesische Ritenstreit, Inkulturation, Missionstheologie, kultureller und wissenschaftlicher Austausch zwischen Europa und Ostasien, sowie der chinesische Figurismus. Sie hat an verschiedenen internationalen Forschungsprojekten mitgewirkt, so über den Einfluss Ostasiens auf das deutsche Schultheater der Jesuiten, zu den Acta Pekinensia, zur ersten Übersetzung des Daodejing in eine europäische Sprache sowie am Projekt der Mission der Franziskanerprovinz Saxonia. Sie war Research Fellow am International Consortium for Research in Humanities: Fate, Freedom, and Prognostication der Universität Erlangen. Sie ist Autorin bzw. Co-Autorin von 11 Büchern und fast 150 Artikeln.

Weitere Informationen zur Publikation:
Claudia von Collani, Der ursprüngliche Sinn der Himmelslehre (Tianxue benyi): Joachim Bouvets (1656–1730) frühe Missionstheologie in China. Analyse, Transkription und Übersetzung der lateinischen Fassungen. Collectanea Serica – New Series, No. 4. Abingdon, Oxon – New York: Routledge, 2023 [Erscheinungsjahr 2022]. xvi, 478 S. ISBN 978-1-032-32446-3 (Hardcover), ISBN 978-1-003-31507-0 (eBook). £ 140.00 (Hardcover), £ 36.99 (eBook).

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Dr. Dirk Kuhlmann

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