Zum Dienen beauftragt

Deutschland

10. Okt 2022

In den nächsten Wochen und Monaten stehen in der Deutschen Provinz der Steyler Missionare wieder Wahlen für die Provinzleitung und für die Haus- und Lokalleitungen an. Pater Martin Üffing SVD erläutert die Bedeutung der Leitung.

Zum Dienen beauftragt

Die Generalkapitel der vergangenen Jahre haben sich auch immer wieder mit dem Thema „Leitung“ befasst. So hieß es im Jahr 2012: „Leitung ist für uns eine Verpflichtung zum Dienst, die eine Haltung der Solidarität, der Achtung und der Liebe verlangt (Konst. 601; 602). Partizipativer Führungsstil muss alle Mitbrüder untrüglich kennzeichnen. Auf allen Ebenen unserer Gesellschaft muss Leitung befähigt werden, Spannungen, die auf Unterschiede in Alter, ethnischer Zugehörigkeit und kultureller und nationaler Verschiedenheit beruhen, besser zu identifizieren und zu bewältigen.“ (32)

Leitung ist also zunächst einmal ein Dienst. Das ergibt sich schon aus dem Neuen Testament und aus dem Beispiel Jesu selbst. „Es entstand unter ihnen ein Streit darüber, wer von ihnen wohl der Größte sei. Da sagte Jesus: ‚Der Größte unter euch soll werden wie der Kleinste und der Führende soll werden wie der Dienende. Ich aber bin unter euch wie der, der bedient.‘“ (Lk 22,24.26.27b) Jesus war ein Anführer, den man Meister nannte. Er wies diesen Titel nicht zurück, zeigte aber doch, dass damit in Wahrheit der Auftrag zum Dienen verbunden war… (Generalkapitel 2006, 51).

Eine Haltung von Solidarität, Achtung und Liebe ist die Grundlage dieses Dienstes. Das gilt in beide Richtungen – nach Innen, den Mitbrüdern und Mitarbeitenden gegenüber und auch nach Außen, gegenüber denen, denen wir als Missionare begegnen. Daraus ergibt sich, dass alle, die einen Leitungsdienst wahrnehmen, sich immer wieder kritisch und im Gebet nach der eigenen Haltung zu fragen haben. Gerade wenn es um diejenigen geht, die einem „anvertraut“ sind stellt das auch eine Herausforderung dar.

Der Leitungsstil soll „partizipativ“ sein. D. h., Entscheidungen werden nicht einfach einsam von Oben herab getroffen, sondern setzen immer das Gespräch, den Dialog voraus. Es geht darum, die anderen ernst zu nehmen und jeden einzuladen, bei Entscheidungen, die das eigene Leben oder auch die Zukunft der Gemeinschaft oder der Provinz betreffen, mitzudenken und mitzuwirken. Wir setzen uns immer wieder mit anderen Meinungen und Vorstellungen auseinander und hinterfragen auch eigene Ideen kritisch. All das geschieht in einer „geistlichen Atmosphäre“. Das Wort Gottes bleibt die oberste Anleitung für unsere Oberen. Jesus offenbart uns durch dieses den dreifaltigen Gott als ein Modell von Dialog, der in der Liebe, der Solidarität und der Achtung der Verschiedenheit gründet. Die Konstitutionen und die Entscheidungen von Kapiteln und Gremien legen Programme für das allgemeine Wohl aller Mitbrüder vor.

Mitbrüder bringen ihr eigenes persönliches Talent, ihr Geschick und ihre Lebenserfahrung in die Leitungsposition mit, für die sie gewählt oder ernannt wurden. Die Erfahrung früherer Oberer und Ratsmitglieder ist eine weitere Quelle. Darüber hinaus kann auf die bunte Palette der Fachkompetenz von Mitbrüdern und den Reichtum unserer weitreichenden kulturellen Herkunft zum Vorteil und zum Besten der Mission zurückgegriffen werden. Laien sind dank ihres Fachwissens auf verschiedenen Gebieten eine Quelle, aus der Erfahrungen und Kenntnisse geschöpft werden können, die den Horizont der Leitungsverantwortlichen erweitern.

Nicht zuletzt sind Wahlen immer auch ein guter Anlass, die gegenwärtige Situation der Deutschen Provinz der Steyler Missionare oder der einzelnen Gemeinschaften zu bedenken und zu überlegen, in welche Richtung es weitergehen kann.

Pater Martin Üffing SVD

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