+ Pater Willy Triebel SVD

Deutschland

22. Mai 2022

In der Marienhausklinik in St. Wendel verstarb am 21. Mai 2022 + Pater Willy Triebel SVD.

+ Pater Willy Triebel SVD

Willy Triebel hat sein Leben ganz in den Dienst der Steyler Kongomission gestellt. Nach seiner Priesterweihe studierte er zwei Jahre in Paris, um sich für die Pastoral im afrikanischen Kontext weiterzubilden. Es waren entscheidende Jahre während des II. Vatikanums. Die großen Themen, für die er brannte und die er in Seelsorgeteams von jungen Gleichgesinnten mit Feuereifer angehen wollte, waren: der Aufbau christlicher Gemeinden in Stadt und Land, die Ausbildung von Laien für priesterlose Gottesdienste, Sorge für Leib und Seele, Gerechtigkeit und Frieden.

Willy Triebel war der Sohn von Karl Triebel und Maria Proschek. Noch keine 10 Jahre alt, erlebte er mit seiner großen Familie Vertreibung und Flucht in den Wirren, die unmittelbar auf den Zweiten Weltkrieges folgten. Die im Münchener Abkommen (1939) an Deutschland übertragenen Territorien, wie sein Geburtsort Saitz, wurden nach Kriegsende wieder der Tschechoslowakei zugeordnet. Viele deutsche Ortsbewohner wurden über die Grenze nach Österreich vertrieben oder flüchteten vor den Nachkriegsexzessen. Seine Familie fand in Heddesheim bei Mannheim eine neue Heimat. Hier konnte er seine schulische Grundausbildung fortsetzen. Während der Gymnasialjahre reifte in ihm der Entschluss, Missionar zu werden. Er meldete sich in Sankt Augustin bei den Steyler Missionaren. Hier begann er am 1. Mai 1956 das Noviziat mit 39 Mitnovizen. Die allermeisten von ihnen hatten ihr Gymnasium bei den Steylern gemacht. Zwei Jahre später legte er die ersten Gelübde ab. Es folgte das Studium in Philosophie und Theologie, Missiologie und Völkerkunde. 1962 band er sich für immer an die Missionsgesellschaft der Steyler Missionare und empfing am 08.12. 1962 in St. Augustin die Priesterweihe mit 21 anderen Diakonen. Er bekam die Missionsbestimmung für die junge Demokratische Republik Kongo. Zwei Jahre studierte er in Paris und spezialisierte sich in Katechese, um sich im Kongo um die Ausbildung von Religionslehrern und Katechisten zu kümmern. Am 17.09. 1965 kam er mit P. Bach und P. Weiland im damaligen Lépoldville an. Hundert Steyler Missionare hatten schon über ein Jahrzehnt im Kwangogebiet gearbeitet. Das Gebiet war 1963 zur Diözese Kenge erhoben worden. Gut gerüstet und voller Eifer erlernte er in Kalonda die Kikongo-Sprache. Einen Monat später war er an der Arbeit in Kenge II, am Wambafluss. Er schulte junge Männer, die in den umliegenden 14 Dörfern die Gebetsgottesdienste leiteten. Sein Pfarrer war oft mit dem Flugzeug der Diözese unterwegs. So musste sich P. Triebel bald in seiner Arbeit auf eigene Beine stellen. Seine erste, endgültige Bestimmung waren die beiden jungen Pfarreien Masamuna (1961) und Kimafu (1962) mit P. Ferdi Walz (1918-2001). 1967 wird er für das neu gegründete Entwicklungszentrum Ito bestimmt, wo P. Edwin Weinmann (1929-1974) schon Vorarbeit geleistet hatte. Dieses Ausbildungszentrum will landwirtschaftliche Entwicklung mit Jugend- und Katechistenausbildung verbinden. Hier verbringt er fruchtbare und entscheidende Jahre seines missionarischen Dienstes.

Die siebziger Jahre waren die Zeit der „Authenticité-Bewegung“ mit der Verstaatlichung des Schulwesens. In kurzer Zeit und in guter Zusammenarbeit mit anderen Fachleuten aus den drei Kikongo-Diözesen (Idiofa, Kikwit, Kenge) entstanden in Ito Katechismen für den außerschulischen Religionsunterricht. Parallel dazu bearbeitete er den pastoralen Teil der Zeitschrift „Dein Wort – mein Licht“ für die Gottesdienste in den Dörfern.

Seine nächste große Aufgabe sind nach 1976 die Kurse für eine „Bessere Welt“ (Eglise-Monde) mit Pierre Lefèbvre cicm im Zaire und in Französisch sprechenden Ländern Afrikas. Die Gewaltlosigkeit, zu der diese Kurse einladen praktiziert er selber als er in Ito eines späten Abends von Militärs überfallen wird. 1985/87 ist er Provinzrat und übernimmt Verantwortung für die Leitung der noch jungen Provinz. 2001 übernimmt er von P. Konieczny die Stadtpfarrei St. Esprit in Kenge. 4 Jahre vorher erlebt er Anfang Mai 1997, wie in der grausamen und blutigen Schlacht in Kenge die letzte Bastion des Regimes Mobutu fällt. In der Diözese hatte es kurz zuvor einen Bischofswechsel gegeben.

Inzwischen ist die Bischofsstadt Kenge die Hauptstadt der Kwango-Provinz. Sie entstand kurz vor der Unabhängigkeit des Landes 1960 und zählt schon 40.000 Einwohner. Eine typische Verwaltungsstadt mit der einzigen Universität der Provinz, mit vielen Schulen, einer Militärkaserne und einem Gefängnis, mit dem die Stadt kurz vor der Unabhängigkeit ihren Anfang nahm. Zahlreiche kleine Dörfer gruppieren sich um die Stadt bis zu einer Entfernung von 100 km. Dem eifrigen Pfarrer liegen die Dörfer genauso am Herzen wie die Cité Kenge.

P. Triebel macht weiter mit seinen pastoralen Initiativen und engagiert sich im Bereich der Entwicklung. Er ist besorgt um die medizinische Versorgung der Bevölkerung und engagiert sich bei Bau und Ausstattung eines Krankenhauses. Mit anderen Organisationen versucht er die Infrastruktur, vor allem Wege und Brücken zu verbessern und Schulen zu bauen.

Früh erkennt er auch die Gefahr der Diabetes: „Ohne Behandlung haben die Zuckerkranken keine Überlebenschance. Die Diagnose von Diabetes kommt hier einem Todesurteil gleich. Indem wir sie so gut es geht mit Insulin versorgen, versuchen wir, den Menschen die Krankheit so erträglich wie möglich zu machen und jenen Hoffnung zu schenken, die sich sonst keine Behandlung leisten können.“

Mit den 'Salésiennes de la Visitation' und einer Gruppe von Helfern betreibt er Aufklärungsarbeit und versucht, die Bevölkerung für die richtige Aufbereitung des Manioks und frühe Warnzeichen der Diabetes-Krankheit zu sensibilisieren. Gleichzeitig gibt seine Krankenstation Maismehl aus, um den Diabetes-Patienten ein alternatives Nahrungsmittel anzubieten.

Immer wieder zeigt sich, welch weiches Herz sich hinter seiner vielleicht rauen Schale verbirgt: „Ich besuche die Häftlinge im Gefängnis regelmäßig, tröste sie und spreche ihnen Mut zu. Jedes Mal flehen sie mich an, ihnen doch etwas zu essen mitzubringen. Meistens aber muss ich sie schweren Herzens verlassen, ohne helfen zu können. Das ist so schlimm, wie hilflos an Sterbebetten zu stehen.“ Nach seinem Urlaub 2011 war er bereit, Pfarrer in Kikwit, St. Pierre, zu werden, übernahm aber schließlich die Missionsstation in Ngondi. Keine Kleinigkeit im Alter von 75 Jahren! Diese Station (350 km von Kinshasa entfernt) bildete den SVD-Stützpunkt im Inneren des Landes: Sie umfasst das Centre Sychar (ein Versammlungshaus für Erholung, Exerzitien und Kurse), Zwei Werkstätten (Schreinerei und Autowerkstatt) und eine kleine Kuhherde. Hier haben die Steyler auch ihren kleinen Friedhof.

Zum Schluss war er Kaplan in Tumikia mit P. Thomas Laskowski. Auch hier blieb es sein großes Anliegen im ländlichen Bereich eine angepasste Pastoral anzubieten. Menschliche Entwicklung und Seelsorge wusste er harmonisch miteinander zu verknüpfen. Dies war im Kongo nie einfach, da die politische Situation viele Jahre hindurch sehr instabil war.

Auch in schwierigen Situationen behielt P. Triebel seinen Mut, seine Ausdauer und seinen Optimismus. Er ließ sich durch nichts entmutigen und verfolgte seine Ziele konsequent und nachhaltig. Nach seinem goldenen Priesterjubläum häuften sich Anzeichen von Krankheit und Alter. Öfter musste er ärztliche Hilfe in der Hauptstadt Kinshasa in Anspruch nehmen. Lange wollte er aber nie dort bleiben.

2017 musste er krankheitshalber nach Deutschland. Er wollte so bald wie möglich wieder zurück zum Kongo. Die ärztlichen Behandlungen dauerten aber länger. Allmählich wurde deutlich, dass er besser in der Heimat aufgehoben wäre. Das war für ihn weder Wunsch noch Wille. Im Februar 2018 ging er schließlich ins Seniorenheim nach St. Wendel, wo er die entsprechende Pflege hatte. Auch hier blieb es sein Bestreben und Planen, wieder zum Kongo zurückzukehren.

Die Steyler Missionare im Kongo danken P. Triebel für seinen Einsatz in der Diözese Kenge, für seine Arbeit in der Diözese Kikwit und sein Engagement in der Steyler Kongo-Provinz. Durch 5 Jahrzehnte hindurch zeigte er einen außerordentlichen Einsatz in seinem missionarischen Dienst im Herzen Afrikas.

Die Steyler Missionare danken auch seinen Angehörigen, seinen Freunden und Helfern, die durch ein halbes Jahrhundert hindurch Seite an Seite seinen Einsatz begleitet und gefördert haben. Ihnen allen gilt unser herzlicher Dank!

St. Wendel, 23. Mai 2022
P. Gerhard Lesch SVD

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