+ Pater Edmund Kürten SVD

Deutschland

12. Aug 2022

Im Missionshaus St. Wendel verstarb am 10. August 2022 unser lieber Mitbruder Pater Edmund Kürten SVD.

+ Pater Edmund Kürten SVD

Seinen Dienst in der Gemeinschaft der Steyler Missionare leistete P. Kürten in Papua-Neuguinea (1964 – 1996) und danach in seiner deutschen Heimatprovinz. In den drei Jahrzehnten in PNG schrieb er jedes Jahr einen Weihnachtsbrief. Darin berichtet er kurz aber sehr konkret und anschaulich aus seinem Leben als Missionar im Hochland von Papua-Neuguinea (PNG), wo erst ein halbes Jahrhundert zuvor die ersten Missionare ihre Arbeit begonnen hatten.

Heimat
P. Kürten erblickte in Alfen, heute Stadt Wipperfürth (Erzdiözese Köln), das Licht der Welt. Hier verbrachte er mit seinen zwei Brüdern und drei Schwestern eine glückliche Kindheit, obwohl der Zweite Weltkrieg manches vereitelte oder erschwerte.

Ausbildung
Mit 17 Jahren kam er nach Bad Driburg, St. Xaver, wo er 1956 das Abitur machte. Er entschied sich, bei den Steylern einzutreten und machte in St. Augustin das Noviziat, studierte hier Philosophie und Theologie. Am 1. Mai 1962 schloss er sich mit den ewigen Gelübden den Steyler Missionaren an. Am 8. Dezember des gleichen Jahres wurde er mit 22 anderen zum Priester geweiht. (Mit einem halben Dutzend von ihnen verbrachte er seinen Lebensabend im Steyler Seniorenheim St. Wendel.) Seine Ausbildung vollendete er im pastoralen Jahr in München. Es folgte ein Sprachstudium in Liverpool.

Papua-Neuguinea: Lehrjahre
Seine Bestimmung führte ihn in die errichtete Diözese Goroka. Er bekam seine Einführung durch Pater Fastenrath. In Marienberg hatte er Pidgin gelernt und war dann 6 Monate bei Pater Müssig, die Stammessprache zu lernen. Bald konnte er Pater Müssig während seines Heimaturlaubes in Goglme vertreten. Nach seinem pastoraltheologischen Erneuerungskurs (Nemi 1970) wurde er sesshaft und selbständig in Kup. Hier führte er die Arbeit von Anton Mailänder weiter, der krankheitshalber einen Heimaturlaub nehmen musste.

Tag der Unabhängigkeit 16.9.1975
Das große Ereignis dieser Jahre war die Unabhängigkeit des Landes von Australien. Sie verlief ohne nennenswerte Zwischenfälle. Nicht viele Länder haben das so gut geschafft. Unter den Missionaren herrschte berechtigte Zuversicht und Hoffnung. Der neue Ministerpräsident, Michael Somare, sagte: „Das ist nur ein Anfang, jetzt müssen wir auf unseren eigenen zwei Füßen stehen und härter arbeiten als je zuvor!“
Die einheimische Regierung tut ihr Bestes, um auf eigene Füße zu kommen. Die einheimische Kirche auch! “Was in Europa 2000 Jahre brauchte soll hier in 100 Jahren gelingen?“ Beim Kirchenbau auf einer Außenstation macht er die Erfahrung: „Nicht immer sind die Motive der Mitarbeit unserer Leute ganz edel und uneigennützig.“ Seine Heimatpfarrei Thier vergisst ihren Missionar im fernen Neuguinea nicht. 1979 hat sie ein Pfarrfest organisiert. Am guten Erlös war ihr Missionar der erfolgreiche Teilhaber!

Stammeskriege
Stammeskriege spielen im Hochland eine große Rolle. Ein Katechist sagt ihm: „Wenn die Regierung durchgreift, sind die Kriege zu Ende. Wenn nicht, geht das alte Übel weiter!“ Leider gehen sie weiter und werden schlimmer. Die Regierung ist ohnmächtiger geworden. Viele Jugendliche fin-den nach dem Schulabschluss keine Arbeit. Sie verunsichern Stadt und Land. Nach dem Urlaub übernimmt er die Pfarrei Goglme (P.O.Box 167 Kundiawa), wo er sich schnell und gut einlebt. In den Gemeinden führt er mit Hilfe der Katechisten eine Volksmission durch. Die sozialen Probleme im Land werden auch nach 8 Jahren Unabhängigkeit nicht geringer: Alkohol kann zum Verhängnis werden, Korruption steigt in vielen Bereichen, Leute in der Regierung bereichern sich auf Kosten der Armen.

Jubiläum
Vor 50 Jahren begannen die ersten Steyler Missionare hier im Hochland. (Die Neuendettelsauer Missionare hatten schon nach dem ersten Weltkrieg begonnen.) Ein Jubiläum! „Alles ging viel zu schnell; trotzdem ist es erstaunlich, zu sehen wie die Christen nach ihrem Glauben leben. Da kann man Gott nur danken für seinen Beistand“. Auf einer Seelsorgertagung sagte ein einheimischer Priester: „Ihr Missionare habt nicht das Evangelium, sondern Europa nach Neuguinea gebracht!“ – So eine Tagung soll uns helfen, so wenig Europa wie möglich mit dem Evangelium zu verbinden. Je mehr uns das gelingt, umso leichter wird es für den einheimischen Priester sein, einmal an unsere Stelle zu treten.“  Am 10. Jahrestag der Unabhängigkeit wurde drei Tage lang gefeiert. Doch auch drei Staatsfeiertage können nicht über die Probleme hinwegtäuschen: Gesetz und öffentliche Ordnung lassen zu wünschen übrig. Sippendenken etc. Ein Beispiel lässt aufhorchen: „Aus unserer Provinz wurde ein Student ermordet. Der Mörder stammt aus der Nachbarprovinz. Die Folge: Aus Furcht vor Racheakten der Sippe des Ermordeten müssen alle Regierungsangestellten versetzt werden. Das gestörte Gleichgewicht muss wieder hergestellt werden durch einen anderen Toten oder durch finanzielle Entschädigung, bevor es wieder Ruhe gibt. Da kann auch die Polizei nichts machen.“

Heimaturlaub, ... und wieder Alltag
1986 war ein Heimaturlaub fällig. Davon kommt er gestärkt zurück. Die Leute interessieren sich sehr für die Bibel, lesen sie privat und in Gruppen. Das trägt Früchte – aber bringt auch eigenwillige und irrige Interpretationen mit sich. Paulus berichtet von Korinth ganz ähnliche Dinge...
Besuch von meinem Bruder Leonard mit Sohn Martin. Die Leute zeigen sich dankbar, dass meine Familie ihren Sohn nach PNG gehen ließ, um hier als Missionar zu arbeiten. Bei den Leuten wächst allmählich das Bewusstsein, dass sie selbst die Kirche sind und sie auch tragen müssen. Sie halten vielfach abends in ihren Gemeinschaftshäusern Gebete und Schriftlesung. Junge Leute leiten sie – mit verteilten Rollen. Eine Zeitlang wanderten einige in ihre sog. „Discos“ ab. Inzwischen wird das weniger… „Wenn man bedenkt, dass die Väter und Großväter unserer Christen noch Steinzeitmenschen waren, dann sind wir hier Zeugen einer erstaunlichen Entwicklung.“
Auf einer Außenstation brach ein Krieg zwischen zwei Stämmen aus. Es gab einen Toten. Mit Katechisten und einigen führenden Leuten sind wir dabei, die Scherben wieder zusammen zu kehren. Wann wird es so weit sein?
Aber auch in einem solchen Krieg gibt es Erfreuliches: Manch einer sagte oder zeigte es: „Ich mache da nicht mehr mit – ich bin getauft!“ Das kann gefährlich sein. Als ein Katechist sich weigerte, mit in den Krieg zu ziehen, brannte die eigene Sippe sein Haus nieder; er wurde von der Sippe ausgestoßen.
Nach so einem Stammeskrieg gilt es, das religiöse Leben wieder aufzubauen. Gut gehende Gebetsgruppen sind zusammengebrochen und schwierig wieder aufzumachen. Viele sagen: “Wir haben miteinander gekämpft; Gott will unser Gebet nicht!“
Die Kleinstadt Kundiawa ist seine letzte Station. Hier steht die Bischofskirche; schön, aber keine Kathedrale. Der Bischof lebt in Mingende (15 km).
2.500 Einwohner von all überall her; Regierung, Schulen, Handel, Krankenhaus (130 Betten; Belegung unbegrenzt; selbst Küken werden unter dem Bett großgezogen. 5 Außenstationen im Um-kreis von 10 km gehören zur Pfarrei. – Ein Gang zum Beichthören in den Bergen kann 1,5 Stunden dauern. Bußgottesdienst, Einzelbeichten. Hin und zurück, eine Tagesreise.
Arbeit genug: Beim Religionsunterricht in den Schulen helfen Katechisten; auch sie müssen betreut werden. Eine Freude, den Einsatz dieser Laien zu erleben. Jung und Alt. „Eine junge Frau trägt die Lesung vor, langsam, aber verständlich. Sie hat aus irgendwelchen Gründen in der Jugend die Schule verpasst. Sie hat sich selber das Lesen beigebracht, um die Bibel lesen zu können“!
Mein einheimischer Kaplan ist eifrig und tut, was er kann. Planen ist etwas, was die Weißen mitgebracht haben. Da geht es nicht ohne Spannungen ab. Die letzten Wahlen in der Provinz waren ein einziger Betrug, gespickt mit Drohungen aller Art.
Die japanische Regierung hat hier ein Krankenhaus gebaut. Hochmodern. Japan ist interessiert an den Wäldern und ihrem Holz. Auf lange Sicht wird das Krankenhaus von Neuguinea teuer bezahlt werden. Im Krankenhaus hat er mit Anglikanern, Lutheranern und Unierten eine Kapelle gebaut. Die Katholiken waren die eifrigsten und nutzen die Kapelle auch am meisten. Mit dieser Initiative kann er seinen Missionsauftrag in PNG abschließen.
Nach 20 Jahre Unabhängigkeit lebt 84% der Bevölkerung auf dem Land von heimischer Landwirtschaft. Statt diese zu entwickeln, legt die Regierung das Schwergewicht auf Bergbau und Holzwirtschaft; diese bringen kurzfristig mehr Geld ein. Die Umweltschäden sind enorm. Schul-den im Ausland - Korruption im Inland.
Aus Gesundheitsgründen will er mit seinem nächsten Urlaub (August 1996) in seiner deutschen Heimatprovinz eine leichtere Arbeit übernehmen. Seit 1980 macht ihm sein Rücken sehr zu schaffen und sein Gesundheitszustand verschlechtert sich: „Ich bin mir voll bewusst, dass dieser Schritt nach 31 Jahren Neuguinea nicht leicht sein wird. Aber ich glaube, jetzt diesen Wechsel noch schaffen zu können, aber nicht mehr nach weiteren zehn Jahren.“

Zurück in der deutschen Heimat
Die Arbeit als Seelsorger im Krankenhaus der SSpS-Schwestern in Wimbern macht P. Kürten nicht mit weniger Eifer als in PNG. Sie fällt ihm leichter und ist ohne große körperliche Strapazen. Sein Kursgenosse, Werner Bach, ist der Seelsorger der großen SSpS-Kommunität mit Seniorinnen nicht weit vom Krankenhaus entfernt. Sie treffen sich regelmäßig.
Als das Krankenhaus nach 10 Jahren aufgelöst wird und sich ernsthafte gesundheitliche Probleme zeigen, kehrt er nach Sankt Augustin zurück. Hier macht er sich noch ein Jahrzehnt nützlich als Beichtvater und mit Aushilfen. Er ist gut gepflegt von den kroatischen Vinzentinerinnen.
Am 11.10.2017 ist auch hier ein Abschied, um im Seniorenheim in St. Wendel seinen Lebensabend zu verbringen. Er bleibt der herzliche Mitbruder, der er immer war. Er freut sich über jeden Besuch und trägt die Gebrechen des Alters mit großer Geduld.
Die Steyler Missionare sind dankbar für seinen langen und eifrigen Dienst in ihren Reihen. Sie danken seinen Angehörigen und Freunden. So wie sie ihn in Neuguinea unterstützt haben, so blieben sie ihm auch in der deutschen Heimat nahe in gesunden wie in kranken Tagen. Wir danken den kroatischen Vinzentinerinnen in St. Wendel und dem Pflegepersonal im Wendelinusheim St. Wendel für ihre liebevolle Sorge um P. Kürten in seinen letzten Lebensjahren!

Die Auferstehungsfeier für P. Edmund Kürten findet am Mittwoch, dem 17. August, um 14.30 Uhr in der Missionshauskirche statt. Anschließend begleiten wir unseren lieben Mitbruder zu seiner letzten irdischen Ruhestätte auf unserem Friedhof.
Nach der Beisetzung sind die Teilnehmer zu einem Kaffee eingeladen.
Wir bitten Sie, bis Dienstag, 16.08.2022, um eine telefonische Anmeldung: 06851 805 395 (Pforte)
Für alle Teilnehmer gilt folgende Regelung:
Bitte in der Kirche einen medizinischen Mund- Nasenschutz tragen.

Für die Kommunität und das Missionshaus St. Wendel:
Pater Heinz Schneider SVD, Rektor Pater Gerd Lesch, ehemaliger Superior Delegatus

Datenschutzhinweis

Diese Webseite nutzt externe Komponenten, wie z.B. Facebook und Youtube welche dazu genutzt werden können, Daten über Ihr Verhalten zu sammeln. Datenschutzinformationen