Fürsprecher der Seeleute

Deutschland

15. Apr 2022

Pater Ritchille Salinas SVD arbeitet seit 2020 als Seelsorger in der Seemannsmission „Stella Maris“ in Hamburg. In einem Interview erzählt er über seine Erfahrungen.

Pater Ritchille ist in der kleinen Stadt Trento auf den Philippinen geboren. Er lebte dort und besuchte die Schule, bis er sich dann im Jahr 2001 im alter von 17 Jahren dazu entschloss, bei den Steyler Missionaren einzutreten. Nach einer langen Phase der Ausbildung kam er im Jahre 2008 nach Deutschland. Anfang des Jahres 2020 wurde Pater Ritchille zu seinem heutigen Posten in Hamburg versetzt, wo er bis zum heutigen Tag als Seemannspastor und Seelsorger in der Seemannsmission „Stella Maris“ arbeitet.

Pater Ritchille mit den Seeleuten

Pater Ritchille, Wie geht es dir? Wie erlebst du dich in deiner Arbeit als Mensch, Christ, Priester und Steyler Missionar?
Mir geht es gut, aber dieses gute Gefühl ist momentan überschattet von den Dingen, die gerade in der Ukraine passieren. Sonst sehe ich mich – bildhaft ausgedrückt - als ein unvollendetes Projekt. Ich habe viel zu lernen. Ich liebe es auch zu wissen, dass ich noch mehr sein und mehr tun kann. Es gibt viele Dinge, die ich als Mensch und auch als Priester bzw. Missionar navigieren darf und aus denen ich lernen kann. Zurzeit bin ich sehr motiviert zu arbeiten, weil ich liebe, was ich tue. Es gibt immer etwas zu tun als Mensch, Christ, Priester und vor allem als SVD-Missionar.

Erzähle uns, was die Seemannsmission ist? Was können wir uns darunter vorstellen?
Die Seemannsmission ist eine seelsorgliche und auch eine soziale Arbeit für die Seeleute. Wir verstehen uns als Fürsprecher der Seeleute und machen durch unseren Einsatz auf die schwierigen Arbeitsbedingungen der Seeleute aufmerksam. Wir sind Kontaktpersonen, Ansprechpartner und auch Vermittler zwischen Seeleuten und Reedereien, sowie zwischen Schiffbesatzungen und Hafenarbeitern. Es gibt in Hamburg mehrere Seemannsmissionen, darunter auch die große evangelische Seemannsmission, mit der wir sehr eng zusammenarbeiten. Die katholische Seemannsmission ist bekannt unter dem Namen „Stella Maris“ (auf Deutsch „Stern des Meeres“). Wir setzen uns für das Wohl und die Rechte der Seeleute ein. Dabei spielt die religiöse Zugehörigkeit keine Rolle. Wir sind für alle da, egal welchen Glauben sie haben.

Was ist das Missionarische in deiner Pastoral?
Für mich persönlich bedeutet Seemannsmission die Begleitung der Menschen. Es ist eine Arbeit des Zuhörens. Es geht darum, die Seeleute als Menschen wahrzunehmen und ihnen bewusst zu machen, dass ich für sie da bin. Ich höre ihnen gerne zu, ich höre ihre Geschichten, Erlebnissen und bringe auch ein Stück Normalität in ihr Alltag, der viel zu stark durch die harte Arbeit geprägt ist.

Pater Ritchille als Seelsorger
Ökumene

Mit welchen Problemen wirst du dann konfrontiert und was macht es eigentlich mit dir selbst?
Ja, es stimmt, es belastet mich schon, aber ich bin in den vergangenen zwei Jahren hier auch daran gewachsen. Ich habe Kurse besucht wie z.B. „Psychisch soziale Notfallversorgung“. Für mich selbst habe ich eine Umgangsweise entwickelt, wie ich mich schütze. Es ist wichtig, dass ich mit meinen Kolleginnen und Kollegen oft über die Arbeit rede, wie wir gemeinsam das schwer Belastende bewältigen. Ein Begleiter und ein Supervisor stehen mir zur Seite, mit denen ich über schwere Geschichten reden kann, um diese auch professionell zu verarbeiten. Es ist wichtig das ich mich schütze, weil ich nur dann etwas geben kann, wenn es mir gut geht. Wenn ich kaputt bin, dann kann ich auch keine Kraft und positive Energie ausstrahlen.

Erlebst du die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine?
Ja, ich begegne vielen Seeleuten aus der Ukraine oder aus Russland und sie sind ja sehr direkt betroffen. Wir zeigen ihnen durch einfache Gesten, dass wir für sie da sind. Wir haben z.B. einen Seemann besucht und ihm eine weiße Taube aus Papier geschenkt, die von unseren Firmlingen gebastelt wurde. Der Mann war sehr gerührt von dieser kleinen Geste. Auch heute haben wir ukrainische Seeleute besucht und ihnen gratis SIM-Karten gegeben, damit sie ihre Familien zuhause kontaktieren können. Sie waren sehr dankbar dafür. Solche kleine Gesten der Freundlichkeit, des Friedens stärken auch einen selbst.

Was ist deine Botschaft für die Welt, für die Menschen unserer Zeit? Wie lautet dein persönliches Evangelium, deine Gute Nachricht?
Meine Botschaft ist das Miteinanderleben und Miteinanderwachsen. Das bedeutet, egal, wo wir sind und mit wem wir zusammenleben, wir möchten mit unseren Begabungen und Talenten die Gegenwart gestalten. Wir haben die gleichen Ängste und Fragen, es ist wichtig, dass wir miteinander kommunizieren, dass wir voneinander lernen, dass wir gemeinsam Gott entdecken und uns fragen, was Er von uns will als Gemeinschaft. Es wünsche mir, dass wir die Antworten bei Gott finden und im Austausch mit den Menschen erkennen und erleben, dass Er für uns das Zentrum ist.

Interview: Sonja Barounig
Fotos: Pate Ritchille Salinas SVD

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