Deutschland
01. Mär 2022
Seit der vergangenen Woche herrscht Krieg in Europa. Und Menschen überall in Europa erheben sich und protestieren laut oder leise gegen diesen Krieg.
Mehr als hunderttausend Menschen haben am Sonntag in Berlin gegen den russischen Einmarsch in die Ukraine und für Frieden in Europa demonstriert. Mit einem eindringlichen Appell hat die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, ein Ende des Kriegs in der Ukraine gefordert. „Das Blut, das in der Ukraine vergossen wird, schreit zum Himmel“, sagte sie. Die EKD hatte gemeinsam mit der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Gewerkschaften und zivilgesellschaftlichen Organisationen zu der großen Friedensdemo eingeladen.
Am Rosenmontag wollten die Kölner Karnevalisten eigentlich ein Rosenmontagsfest im Kölner Stadion veranstalten. Stattdessen sind über 150.000 Menschen in einer Friedensdemonstration durch die Stadt gezogen. Auch die Kirchen hatten zur Teilnahme aufgerufen. Der Kölner Stadtdechant Monsignore Robert Kleine meint: „Wir müssen auf die Straße gehen. Ich kenne viele Menschen, die es drängt.“ Er hofft, dass sich Angehörige aller Religionen dem Demonstrationszug anschließen. „Der Kölner Karneval kann mehr als feiern und schunkeln. Er lebt vor allem von der Solidarität und der Gemeinschaft, Werte wie Freiheit und Gleichheit sind unser oberstes Gut", sagte eine Sprecherin des Organisationskomitees. „Typische Elemente“ eines Rosenmontagszuges wie Festwagen, Kutschen oder Kamelle werde es nicht geben, betonte sie.
Die Situation in der Ukraine ist gefährlich, Menschen dort fühlen sich bedroht, erleben Angst, sind auf der Flucht… Viele sind schockiert und in Sorge, dass der Krieg sich ausdehnt. So finden nicht nur die großen Friedensdemonstrationen statt, sondern an vielen Orten werden Menschen aktiv und engagieren sich gegen den Krieg, z. B. bei ökumenischen Friedensgebeten oder in sozialen Projekten.
Christen fühlen sich herausgefordert. Es geht uns doch um das Leben, um den Aufbau des Reiches Gottes. „… denn das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geist.“ (Röm 14,17) Wir sind gesandt, in Tat und Wort das Leben zu verkünden – Christus starb für das Leben der Welt und er lebt, um menschliches Leben zu verwandeln (Röm 8,2) und den Tod, um Gewalt und Ungerechtigkeit zu überwinden. Aus der Spannung zwischen dem „schon“ und dem „noch nicht“ des Reiches Gottes, aus der Spannung zwischen dem Heilsindikativ (das Heil ist schon eine Wirklichkeit) und dem Heilskonjunktiv (das umfassende Heil steht noch aus) ergibt sich der Heilsimperativ: nimm am Heilsdienst teil! Alle, die wissen, dass Gott eines Tages alle Tränen wegwischen wird, werden nicht resigniert die Tränen derjenigen akzeptieren, die heute unter einem Krieg leiden und unterdrückt werden.
Frieden bedeutet in erster Linie das Gegenteil von Krieg, Ruhe der Ordnung, soziale Ordnung; Gerechtigkeit bedeutet in gerechten Beziehungen leben; und Freude kann bedeuten, sich gerade über die Segnungen zu freuen, die Frieden und Gerechtigkeit bringen und sich so einzusetzen gegen jede Form von Krieg.
Text: Pater Martin Üffing SVD
Fotos: Daniela Klein-La Roche