Treue und Glaubwürdigkeit

05. Mai 2021

Vorbereitung auf die Zeit nach Corona

Bereits seit dem 16. April leben wir in St. Augustin in der Corona – Covid – Quarantäne. Die Mitbrüder in St. Peter, Tirschenreuth wurden am 20. April daraus „befreit“, bei uns wurde die Quarantäne wegen eines neuen Falles noch einmal verlängert. Am 6. Mai geht sie allerdings auch zu Ende. In Berichten der lokalen Presse werden neben den „Steylern“ noch die Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE) des Landes NRW (für Flüchtlinge / Migranten) und die Obdachlosenunterkunft, die beide auch in Sankt Augustin sind, als Orte erwähnt, die nach mehreren positiven Covid-Fällen unter Quarantäne stehen. Flüchtlinge, Obdachlose und Missionare als Risikogruppen… Das mag zum Nachdenken anregen, auch darüber, was uns, über die Tatsache hinaus, dass wir in einer größeren Gemeinschaft leben, noch mit den anderen verbindet…

Ausgangsperre
Ausgangsperre
Wohin mit der Maske!
Wohin mit der Maske!

Uns geht es gut, wir werden hier im Missionshaus Sankt Augustin gut versorgt und wir wurden seit Anfang der Quarantäne bereits fünf Mal getestet. Trotzdem sind wir eingeschlossen und dürfen unser Gelände nicht verlassen. Das verändert auch ein wenig die Perspektiven.

Vom 19. bis zum 23. April fand die Versammlung der europäischen SVD-Provinziale online statt und wurde mit einer Präsentation von P. Generalsuperior Budi Kleden zum Thema „Dem Wort treu, eins mit den Menschen“ eröffnet. P. Budi lud uns ein, auf die Zeit nach Corona zu schauen und uns darauf vorzubereiten. Angestoßen durch die (Lern-) Erfahrungen dieser speziellen Zeit heißt es aufzubrechen, sich erneut auf den Weg zu machen. Die „Treue zum Wort“ wird uns dazu bringen, immer wieder Wege zu suchen, die Menschen zu erreichen. Dabei besteht ein enger Zusammenhang zwischen unserer „Treue“ und unserer „Glaubwürdigkeit“. „Unsere Worte werden nur dann glaubwürdig sein, wenn sie aus unserer Treue zum Wort Gottes geboren und in unserer Solidarität mit den Menschen bezeugt werden.“

Wir müssen Wege finden, mit Armut und Verwundbarkeit umzugehen.
Wir müssen Wege finden, mit Armut und Verwundbarkeit umzugehen.
Kreuze des Lebens.
Kreuze des Lebens.

Aus der Corona-Krise können wir auch lernen. Sie kann uns helfen herauszufinden, welches Bild von Gott und der Welt wir haben, welche Art von Gebeten wir beten und woher unsere Hoffnung kommt und was sie nährt. Dabei gibt es zwei Gefahren: die des Aktivismus (von einem online-Meeting zum nächsten zu eilen; keine Zeit mehr zum Innehalten finden) und die der Mittelmäßigkeit (sich mit dem Minimum zufriedengeben; „es ist viel zu früh, irgendwas zu tun“). Die Corona-Krise offenbart die Verwundbarkeit von Menschen und menschlichen Institutionen. Bisher sind über 320 Mitbrüder weltweit mit dem Virus infiziert worden, 23 Mitbrüder haben ihr Leben verloren. Wir müssen Wege finden, mit Situationen von Einsamkeit, Verwundbarkeit, ökonomischer Unsicherheit und Armut umzugehen. Wie machen wir das jetzt, in der Krise, und was bedeutet das für unser Leben und unsere Mission nach der Krise?

Es mag helfen, sich an einige Schlüsselelemente unserer trinitarischen Spiritualität zu erinnern: Mitleid, Solidarität die Sorge um die Schöpfung. Es ist gut, wenn Mitbrüder und Freunde offene Ohren finden für ihre Lebens- und Missionsgeschichten, für ihre Erfahrungen während der Pandemie. Sich für andere öffnen und einander zuhören. Gerade diese Zeit mag sich auch als Zeit der Besinnung anbieten.

Immer wieder werden wir auf Mängel in der Kommunikation aufmerksam gemacht. Das betrifft verschiedene Bereiche: von der einfachen Weitergabe von Informationen bis hin zu zwischenmenschlicher Kommunikation. Die Corona-Zeit hat Mitbrüder überall auf der Welt ihre Talente im Bereich der Kommunikationsmittel zeigen und entwickeln lassen. Über das Internet können wir nicht nur an Gottesdiensten und spirituellen Impulsen, sondern auch an weltweiten Konferenzen teilnehmen. Vielleicht hilft uns das auch, die Kommunikation unter uns zu verbessern, miteinander ins Gespräch zu kommen und im Gespräch zu bleiben, so dass wir gemeinsam in die Zeit nach Corona aufbrechen können.

Text: Pater Martin Üffing SVD, Provinzial
Fotos: Pater Václav Mucha SVD, aus dem Steyler-Archiv und Pixabay

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