Deutschland
03. Sep 2021
Spuren der Gegenwart Gottes entdecken
Es ist „Sommer“, eine Zeit, in der das Leben normalerweise ein wenig ruhiger verläuft, in der es Gelegenheiten gibt, den Alltag hinter sich zu lassen und neue Situationen und Menschen kennenzulernen. Auch wenn Corona weiterhin zu Einschränkungen führt, sind viele Menschen unterwegs und begegnen anderen Menschen, Kulturen und Lebenswirklichkeiten. Solche Erfahrungen weiten Horizonte und helfen, die Welt aus anderen Perspektiven zu sehen. Das kann dann kraft- und sogar lebensspendend sein – wir kehren „erneuert“ in unseren Alltag zurück.
„Pausen vom Alltag“ können auch im Laufe eines Jahres immer wieder guttun und Herz und Verstand freimachen für die Herausforderungen, denen wir immer wieder begegnen. Wir erleben es ja fast täglich, dass unsere Zeit komplex ist, geprägt von tiefgreifenden Veränderungen (siehe: Päpstlicher Rat zur Förderung der Neuevangelisierung, „Direktorium für die Katechese“ vom 23. März 2020 - Kat). Das betrifft auch die „Kirchen alter Tradition“, in denen häufig Phänomene wie eine Loslösung von Glaubenserfahrung und kirchlichem Erleben anzutreffen sind. Diese Bewegungen tragen dazu bei, dass wir weiter nach Wegen der Mission auch in Europa oder Deutschland suchen. Es zeigen sich für die Kirche Herausforderungen und Forderungen nach spiritueller, moralischer und pastoraler Erneuerung, während Menschen weiterhin nach Gott dürsten. (Kat 38) Als Kirche sind wir gerufen, „die Geschichte mit den Augen Gottes zu betrachten, um das Wirken des Heiligen Geistes zu erkennen.“ Das führt dazu, dass, wo auch immer wir in der Kirche stehen und was auch immer unsere Aufgabe sein mag, wir als Suchende und Hörende unterwegs bleiben. Auch wenn es notwendig ist, sich selbst und den eigenen Standpunkt – gerade in Fragen von Glauben und Kirche – zu kennen, bleiben wir auf dem Weg… Nicht selten erweckt der Geist Gottes, der „weht, wo er will“ (Joh 3,8), in der allgemeinen menschlichen Erfahrung trotz ihrer vielen Widersprüchlichkeiten Zeichen seiner Gegenwart, die selbst den Jüngern Christi helfen, die Botschaft, deren Überbringer sie sind, vollkommener zu verstehen. Deswegen scheint es nicht hilfreich, neuen „missionarischen Herausforderungen“ mit vor-formulierten Programmen und Konzepten oder klaren Antworten zu begegnen, sondern sich auf Menschen und ihre Lebensumstände einzulassen. Das gehört zu der Haltung, die wir als „prophetischen Dialog“ bezeichnen – „gedrängt von der Liebe Christi“ machen wir uns immer neu auf den Weg zu den Menschen, um gemeinsam Zeichen der Gegenwart oder der Absicht Gottes zu erfassen, und so dann das Evangelium Jesu vom Reich Gottes ins Spiel zu bringen. Die „Missio Dei“ will bis ins Herz von Menschen und Kulturen vordringen, „dorthin, wo neue Themen und Paradigmen entstehen, sodass der innerste Kern des Einzelnen und der Gesellschaft erreicht wird, um diese von innen heraus mit dem Licht des Evangeliums zu erleuchten.“ (Kat 43) Da haben wir dann unseren Platz zu finden.
Auch in unserer Provinz bleiben wir auf der Suche nach neuen Wegen. Es wird immer wieder deutlich, wie wichtig dabei persönliche Begegnungen, Gespräche und Kommunikation im Allgemeinen sind. Vieles war in den letzten Monaten wegen Corona nicht möglich, aber es ist gut – vielleicht auch im Urlaub – Gelegenheiten zu nutzen und miteinander in den Austausch zu kommen. Vielleicht entdecken wir dabei Spuren der Gegenwart Gottes und Hinweise für die Richtung, die wir einzuschlagen haben.
Text: Pater Martin Üffing SVD
Foto: Pixabay