„Allgemeines Priestertum“

23. Jun 2021

Ein Pilotprojekt im Pfarrverband Geisenhausen

Am 7. April 2019 wurde das neue Leitungsteam des Pfarrverbandes (PV) Geisenhausen im Erzbistum München-Freising vom Weihbischof Dr. Bernhard Haßlberger im Rahmen eines Gottesdienstes eingeführt. Zwei Hauptamtliche mit drei Ehrenamtlichen - drei Frauen und zwei Männer - führen seitdem als TEAM die Leitung des Pfarrverbandes. P. Altus Jebada SVD ist als Priester Mitglied dieses TEAMs und berichtet nun über dieses Pilotprojekt.

Gleichberechtigt und demokratisch auf neuen Wegen.
Gleichberechtigt und demokratisch auf neuen Wegen.

Zur Erneuerung der Pastoral haben die deutschen Bischöfe im August 2015 eine Vision „Gemeinsam Kirche sein“ verfasst. Diese Einladung zu einem Perspektiv- und Mentalitätswechsel lenkt den Blick in zugespitzter Weise auf das Charisma der Leitung, die in der Kirche „viele Gesichter“ hat (Nr. 5). In seinem Pfingstbrief 2016 beauftragte der Erzbischof Reinhard Kardinal Marx deshalb die Bischofsvikare, das Pilotprojekt eines kollegialen Leitungsteams in allen drei Regionen des Erzbistums zu erproben. „Das Evangelium zu leben und zu bezeugen ist die Aufgabe aller in der Kirche,“ so begründet der Erzbischof dieses Projekt. In der Region Nord erhielt der PV Geisenhausen diesen Auftrag, erstellte dann ein Konzept, wie ein kollegiales Leitungsteam funktionieren könnte und wählte zwei Frauen und einen Mann aus dem PV, die zusammen mit einer Gemeindereferentin und einem Priester die Pilotphase durchführen wollen. Dieses Projekt ist ein sehr wichtiger Schritt, wie die Kirche im Erzbistum München-Freising Leitungsdienste und Leitungskompetenz von Frauen und Männern fördert und Raum zur Verwirklichung gibt.

„Das Leitungsteam übernimmt die Aufgaben eines installierten Pfarrers. Es leitet und führt den Pfarrverband Geisenhausen. In Zusammenarbeit mit den Gremien trägt das Team miteinander die Verantwortung für die Pastoral und die Verwaltung im Pfarrverband. Alle Mitglieder des Leitungsteams sind gleichberechtigt, das bedeutet, dass alle Fragen, Anfragen oder Probleme gemeinsam im Team besprochen und demokratisch beraten werden. Daher trifft sich das Team regelmäßig 14-tägig zur Teambesprechung. Eine Entscheidung wird mehrheitlich getroffen. Das Leitungsteam vertritt auch den Pfarrverband nach außen. Wer im Einzelnen den Pfarrverband bei den anfallenden verschiedenen Gelegenheiten vertritt, regelt das Leitungsteam unter sich. Das Team blickt auf die gesamte Pastoralsituation, reflektiert diese und versucht, entsprechende Lösungen zu geben,“ so steht es im Konzept dieses neuen Leitungsmodells.

Auftrag
Team

Nach zweijähriger Pilotphase kommt nun die Zeit des Rückblicks bzw. der Auswertung, wie wir als TEAM das Konzept dieses Projektes erlebt, gelebt und umgesetzt haben. Das Team hat die Herausforderung „des Anfangs“ schon in kurzer Zeit bewältigt, da die Aufgabenbereiche klar verteilt sind, u.a. Kirchenverwaltungsvorstand, Mitglied im Pfarrgemeinderatsvorstand, Matrikel- bzw. Urkundenbeauftragte/er, Kirchenrektor/in, Koordination für Pastoral, Verkündigung, Sakramente und Einbindung über die pfarrlichen Strukturen hinaus. Da die Kommunikation im Team immer offen und auf Augenhöhe geschieht, spürt man den Respekt voreinander und die Wertschätzung füreinander. Verschiedene Charismen, Kompetenzen und Blickwinkel bereichern die pastorale Ausrichtung und Entscheidung.

Das Zusammenwirken von „gemeinsamem Priestertum der Gläubigen und Priestertum des Dienstes“ (vgl. LG 10) in diesem Leitungsmodell hat eine retrospektive und eine prospektive Dimension. Es ist zurückverwiesen auf den Anfang der jungen christlichen Gemeinde, wie für die unterschiedlichen Dienste und Ämter ausgebildet wurde, deren Zusammenwirken immer wieder neu aufeinander abgestimmt wurde. Dieses Leitungsmodell ist aber auch offen für die Zeichen der Zeit („Jetztzeit“), die das Miteinander vom „allgemeinen Priestertum“ und „Weihepriestertum“, von Frauen und Männern und letztlich vom „gemeinsam Kirche sein“ fördert. Dieses Modell kann für die hauptamtlichen Mitarbeiter/innen auch eine Entlastung darstellen, gerade in der Zeit, wo die Seelsorgeeinheiten immer größer werden.

Das kollegiale Leitungsmodell hat letztlich den Anspruch, „einer“ in Christus zu sein, erfüllt. „Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau“ (Gal 3,28). Es ist uns also schon ernst mit dem „allgemeinen Priestertum“. 

Text: Pater Altus Jebada SVD
Bilder: © Kiderle

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