Mach’s gut – Abschied und Anfang

16. Jan 2021

Prof. Höhn reflektierte am 15. Januar im Vortrag der Akademie Völker und Kulturen über die Weise, wie die europäische Moderne „gutes Leben“ zu gestalten sucht.

Mit dem kurzen Wort „mach’s gut!“ eröffnet sich ein weites Feld von Bedeutungen: Jemand verabschiedet sich, aber offenbar geht es dabei auch um einen Neuanfang. Es schwingt mit, dass sich der verabschiedete Mensch einsetzen kann und soll, damit ihm die Zukunft gut werden kann.

Solche alltäglichen Beobachtungen führten den Kölner Philosophen und Theologen Prof. Dr. Hans-Joachim Höhn zu einer ersten grundsätzlichen Frage: Was ist denn überhaupt gemeint, wenn es um „gutes“ „Leben“ geht? Er wies auf Bedingungen hin: Kann der Mensch handeln? Darf er oder sie handeln? Wie soll man mit dem eventuellen Scheitern umgehen? Damit erscheint am Horizont auch die sichere Einsicht, dass irgendwann der Tod auf jeden Fall alle Anstrengungen beenden wird, das Leben gut zu sichern.

Das moderne Denken der Menschen und unsere Lebensweise in Europa haben verschiedene Weisen entwickelt, wie das Leben gelingen soll: Im Haben-Modus wird materieller Wohlstand gesucht; der Lotterie-Modus verlässt sich auf den Zufall, auch wenn dafür ein Einsatz notwendig ist; im Modus großer Ideale sucht der Mensch sein Handeln auf Werte zu richten, die über das eigene Leben hinausgehen und daher prinzipiell auch vor Enttäuschung bewahrt werden; der Modus des guten Willens rechnet mit den Schwierigkeiten, tatsächlich gutes Leben bewerkstelligen zu können, aber immerhin richtet sich der gute Wille darauf aus; oder man wählt einen Modus, das Schlechte zu vermeiden.

Wesentlich ist für den Menschen in der Moderne, dass es Wahlmöglichkeiten und Freiheit gibt. Dazu stellt sich der Mensch ethischen Anforderungen und muss seine Optionen entsprechend koordinieren. Dabei zeigt sich, dass es überhaupt erst sinnvoll wird, ein gutes Leben zu suchen, wenn man voraussetzt, dass dieses Leben prinzipiell gut und annehmbar ist. Dass es sich also auszahlt, das Leben und die Welt zu verbessern – eine Grundhaltung der Modernität. Diese Voraussetzung sieht Prof. Höhn beispielsweise im biblischen Schöpfungsbericht, wo in mehreren Schritten eine Welt entsteht, die gut ist und sonst nichts weiter. Diese absolut positive Zusage des guten Daseins kommt von Gott, und das ist eine Grundlage, die Welt und das Leben zu verbessern, weil es prinzipiell verbesserungswürdig ist.

Der Vortrag fand pandemiebedingt im Internet statt, etwa 30 TeilnehmerInnen folgten der Konferenz und beteiligten sich an einem Gespräch zu Fragen, wie solche Themen auch in anderen gesellschaftlichen Kontexten behandelt werden, ob es ein Recht auf Wohlstand geben kann und wie sich Solidarität dazu verhält.


Christian Tauchner SVD

Datenschutzhinweis

Diese Webseite nutzt externe Komponenten, wie z.B. Facebook und Youtube welche dazu genutzt werden können, Daten über Ihr Verhalten zu sammeln. Datenschutzinformationen