Wahrnehmen – Bilden – Handeln

14. Mär 2020

Aufmerksame Wahrnehmung, Bildungsprozesse und ein darauf gegründetes befreiendes Handeln machen eine aktualisierte Schöpfungsspiritualität aus, erklärte Prof. Dr. Margit Eckholt im Vortrag der Akademie Völker und Kulturen.

Am 13. März 2020 schloss Prof. Dr. Margit Eckholt mit ihrem Vortrag zur Schöpfungsspiritualität die Reihe der Akademie Völker und Kulturen zum Klimawandel ab. Dr. Eckholt ist Professorin für Dogmatik mit Fundamentaltheologie am Institut für katholische Theologie der Universität Osnabrück und Leiterin des Stipendienwerks Lateinamerika-Deutschland e.V.

Akademie Völker und KulturenMit der Perspektive von Spiritualität ist eine der Grundfragen des Klimawandels angesprochen. Dr. Eckholt bezog sich in ihrem Vortrag auf die beiden Schreiben von Papst Franziskus zum Thema – die Enzyklika „Laudato Si‘“ (2015) und das postsynodale Schreiben „Querida Amazonia“ (2020). Die Schöpfungsspiritualität, die Papst Franziskus in diesen beiden Dokumenten vorlegt, ist eine grundlegende Form von Spiritualität, die alle Menschen miteinander verbindet. „Laudato Si‘“ führt dabei in die theologische Tiefendimension der Schöpfungsspiritualität ein und endet mit einem Dank an den dreifaltigen Gott, den Schöpfer, aus dessen Liebe alles Existierende lebt. „Querida Amazonia“ nimmt den Amazonasraum in seiner politischen, sozialen und kulturellen Dimension in den Blick und setzt bei den konkreten Erfahrungen der dort lebenden Menschen an. Die Schöpfungsspiritualität gründet in der Erfahrung der Verbundenheit mit allem, was lebt, und sie macht „ökologische Umkehr“ und einen neuen „Lebensstil“ (LS 26) notwendig. Dr. Eckholt entfaltete diese Schöpfungsspiritualität in drei Dimensionen, als eine Wahrnehmungslehre, einen Bildungsprozess und stellte die Verbindung zu einer befreienden Praxis her.

Bei der Wahrnehmung geht es um das Ernstnehmen der Tatsachen, das aber von einer liebenden Grundhaltung geprägt ist. In der Schöpfung spricht Gott die Menschen an. Weil es dabei um eine umfassende Sichtweise gehen muss, greift Papst Franziskus für diese Wahrnehmung auch immer wieder auf die Poesie zurück, angefangen vom „Sonnengesang“ der Heiligen Franziskus bis zu Gedichten aus und über Amazonien in „Querida Amazonia“. Dr. Eckholt bezog sich in ihrem Vortrag immer wieder auf ökofeministische Analysen, die eine solche umfassende Wahrnehmung maßgeblich vorangetrieben haben.

Prof. Dr. Margit EckholtSchließlich findet die Wahrnehmung, die zu einem Bildungs- und Befreiungsprozess führt, unter dem Segen Gottes statt. Das ist einerseits die positive Annahme der Tatsache, dass die Umwelt Gottes Schöpfung ist, aber auch die Möglichkeit, die Gebrochenheit und Gefährdung der Umwelt zu betrachten. Wie auch Papst Franziskus immer wieder betont, ist der Mensch zum Hüter und Pfleger der Schöpfung berufen – wie es auch von Anfang an in der Bibel dargestellt wird. Der Mensch wird in den Garten Eden gestellt, aber im Glauben bekommt dieser Garten auch mit Getsemani zu tun, dem Ort der Verzweiflung und des Leidens, das allerdings im Leben Jesu Christi nicht das Letzte blieb, sondern immer noch unter dem Segen Gottes steht. „Die gesamte Schöpfung lebt vom Segen Gottes,“ führte Dr. Eckholt abschließend aus, „und dieser Segen ist der Höhepunkt der Schöpfungsspiritualität.“


Christian Tauchner SVD

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