Missionsgebetsmeinung September 2011

September 2011

Dass christliche Gemeinden überall auf dem asiatischen Kontinent das Evangelium begeistert verkünden und die Schönheit und Freude des Glaubens bezeugen.

P. Herbert Becker SVD, Chile

Vielleicht haben wir im Monat August etwa mehr für unser geliebtes Europa gebetet oder mindestens etwas mehr über unseren Kontinent nachgedacht. In diesem Monat geht es um unseren Nachbarkontinent, fast eine Einheit, wenn sie nicht durch den Bosporus getrennt würden.

Asien hat ein sehr eigenes Gepräge. Kontinent riesiger Länder und Menschenkonzentrationen, ethischer und religiöser Vielfalt, reicher Kulturen und Traditionen, wirtschaftlich starker und aufstrebender Nationen. Was uns in der Weltgebetsmeinung besonders am Herzen liegt, ist der Dialog des Christentums mit alten und sehr alten Religionen, wie Hinduismus, Konfuzianismus, Buddhismus, Islamismus, Schintoismus, Judentum.

Sicherlich ist ein Grundzug der meisten asiatischen Religionen die Innerlichkeit, die Wendung ins eigene Herz, Gewissen und Leben. Meditation, Erfahrung der Tiefe des eigenen Ich und der Nähe des Göttlichen sind zweifellos Merkmale und auch Anziehungspunkte der östlichen Glaubenspraktiken für unsere westliche Welt, die sich in der täglichen Hektik schwer daran tut, innezuhalten, abzuschalten und den Blick ins Innere zu lenken. Gerade deshalb suchen auch Menschen aus dem Westen diese östliche Glaubenswelt. Nicht umsonst spricht man von der Weisheit dieser Religionen und es tut uns gut, mit ihnen in Verbindung zu treten und den innerreligiösen Dialog zu pflegen.

Auf diesem Kontinent gibt es fast überall und in einem Meer von Andersgläubigen, abgesehen von den islamischen Ländern, christlichen Gemeinden, geduldet oder nicht, anerkannt oder verfolgt, groß oder klein, auf der Basis von Pfarreien, Hausgemeinden oder „unterirdisch“. Aber es gibt sie, sicherlich auch ein Zeichen der Fruchtbarkeit unseres Glaubens. In einem Gespräch mit einem koreanischen Steyler Missionar sagte mir dieser, dass die Lebenskraft und Verbreitung des katholischen Glaubens in seinem Heimatland zu einem großen Teil den Haus- und Nachbargemeinden zuzuschreiben sind.

Diese Gemeinden, um wirklich christliche Gemeinden zu sein, sollen das Evangelium verkünden: die Frohe Botschaft von Jesus, die ewig neue und auch alte Nachricht von unserer Gotteskindschaft und Brüderlichkeit untereinander. Und diese Verkündigung und entsprechende Lebensweise soll in stark verwurzelten und das ganze Leben bestimmenden Religionen bezeugt und gesagt werden. Kein einfaches Unterfangen! Deshalb reden die asiatischen Bischofskonferenzen von einem echten Dialog mit Glaubenden, die einen anderen religiösen Hintergrund haben.

Es geht also nicht nur um den eigenen Glauben, das eigene Ich, das Schauen auf sich selbst – sehr treffend symbolisiert im Blick Buddhas auf seinen eigenen Nabel -, sondern um das Aus-sich-herausgehen, auf den anderen zugehen und mit ihm ins Gespräch kommen. Sie sollen also nicht der Tendenz folgen, im eigenen Haus zu bleiben, sondern missionarisch aktiv sein, voller Rücksicht, Toleranz, Bescheidenheit und Geduld. Es ist eine Tatsache, dass der christliche Glaube von Haus aus missionarischer ist als die meisten asiatischen Religionen, so wie oben angedeutet wurde.

Wie sollen sie, die christlichen Gemeinden, verkünden, nicht nur jeder Einzelne in Privatunternehmen? “Begeistert.” Wir kennen dieses Wort aus der Missionsgebetsmeinung des letzten Monats, sie wandte sich mit dem gleichen Wort an die Adresse der Christen des Westens. Anscheinend ist es ein Lieblingswort des Papstes, ein Schlüsselwort seiner Botschaften.
Wohl kaum einer begeistert sich für etwas Langweiliges oder Veraltertes. Deshalb spricht die Missionsgebetsmeinung von der “Schönheit und Freude des Glaubens”, zwei Wörter, die sich gegenseitig bedingen und fast Synonyme sind: Man hat Freude am Schönen und das Schöne löst Freude aus. Schönheit ist eine Eigenart von Dingen, Werken, Menschen, die bewirkt, dass man sie liebt und sich freut. Das Hässliche ist nicht liebenswert. Die sogenannte“Kultur der Hässlichen”ist zum Scheitern verurteilt. Das Schöne zieht an, vermittelt einen eigenen, geistlichen Geschmack: das Schöne in der Natur, in literarischen und künstlerischen Werken und, wie wir sagen, in seiner “Schönheit”.

Wer möchte nicht ein freudiges Leben, einen freudigen Tag, Frohsinn? Eine Freude, die ansteckt, die alles in einem neuen Licht erscheinen lässt? Alle wollen es. Es steckt im Menschen.

Sind wir überzeugt, dass das Evangelium unserem Leben mehr Schönheit und Freude geben kann? Davon sollen die christlichen Gemeinden in Asien – und nicht nur in Asien – beredtes Zeugnis geben. Im Kontakt mit der Botschaft Jesu kann das Leben schöner und freudiger, eleganter und anmutiger werden. Das wäre vielleicht ein Plus, das die Christen Asiens, durch ihr Leben und Wirken, den verehrungswürdigen Religionen dieses Kontinents mitteilen könnten.

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