Missionsgebetsmeinung November 2009

01. Nov 2009

Wir beten für die Gläubigen in den verschiedenen Religionsgemeinschaften, lass ihr Lebenszeugnis und den geschwisterlichen Dialog Belege dafür sein, dass du, Gott unser Vater, ein Gott des Friedens bist.

Es ist eine traurige, aber unbestreitbare Tatsache, dass in vielen bewaffneten und blutigen Auseinandersetzungen überall auf der Welt die Religionen eine wichtige Rolle spielen. Die Religionen in ihrem gespannten Verhältnis zueinander sind ein Risikofaktor für Frieden und ruhiges Zusammenleben unter den Menschen. Warum ist das eigentlich so, was spielt da mit? 


Von außen provozierte Konflikte 

Da ist zunächst einmal das Faktum, dass die Religionen ausgenützt werden, Konflikte unter ihnen angeheizt werden, um anderen Interessen zu dienen. Als in Indonesien im Jahr 1998 das Regime Soeharto gestürzt worden war, gab es eine lebhafte Diskussion über die weitere Rolle des Militärs im Land. Man wollte die Armee auf ihre eigentliche Aufgabe der Landesverteidigung beschränken und sie aus den vielfältigen Bereichen im Land, in die sie sich eingedrängt hatte und aus denen sie sich bereicherte, ausschließen. Die Polizei sollte von der Armee abgekoppelt und eine zivile Polizei werden. 

Daraufhin haben militärische Kreise an vielen Stellen versucht, zu provozieren und Konflikte anzuheizen, um der Bevölkerung vor Augen zu führen, wie wichtig es ist, dass das Militär sich in innere Angelegenheiten des Landes einmischt und für Sicherheit sorgt. 

Im Jahr 2000 fiel das größte Fest der Muslime zum Abschluss des Fastenmonats auf einen Termin nur ein paar Tage nach Weihnachten. An diesem Weihnachtsfest gingen in verschiedenen christlichen Kirche Bomben hoch, und es gab zahlreiche Verwundete und auch Tote. Es war ziemlich deutlich, dass diese Aktion die Christen provozieren wollte, damit sie sich am Moslemfest rächen, und das hätte sich dann leicht zu einem Flächenbrand in ganz Indonesien entwickeln können. 

Zum Glück hat die Leitung der katholischen Bischofskonferenz schnell reagiert. Sie haben sich mit der Leitung des ökumenischen Rates der Kirchen in Indonesien und verschiedenen großen Moslemorganisationen getroffen, und sie sind gemeinsam zu der Ansicht gelangt, dass es sich um eine Aktion aus militärischen Kreisen handelte, die die Religionen gegeneinander aufhetzen sollte. 

Über alle möglichen Kommunikationskanäle wurden die Religionsgemeinschaften von ihren jeweiligen Leitungen aufgefordert, sich nicht provozieren zu lassen und sich nicht für die Interessen mächtiger Kreise instrumentalisieren zu lassen. Am Fest der Muslime haben dann christliche und muslimische Jugendorganisationen gemeinsam an den Moscheen gewacht, um so weit wie möglich Anschläge zu verhindern. Und tatsächlich kam es zu keinen Anschlägen, die Pläne der Provokateure waren durch die Reaktionen der Religionsgemeinschaften vereitelt worden. 

Zwei Dinge können wir an diesem Beispiel sehen. Die Religionen werden gern instrumentalisiert, man will Konflikte unter den Religionen anheizen, um bestimmten Interessen zu dienen. Das ist möglich, weil vielfache, oft in einer langen Geschichte gewachsene Spannungen und Zwistigkeiten unter den Religionen bestehen. Auf der anderen Seite kann man sehen, dass ein gewisses Vertrauensverhältnis unter den Leitungen verschiedener Religionen, Foren der Kommunikation und des Meinungsaustauschs durchaus in der Lage sind, das Schlimmste zu verhüten, solche Provokationen zu neutralisieren. 


Von innen provozierte Konflikte durch dialogisches Verhalten verhindern 

Aber neben von außen provozierten Konflikten unter den Religionen gibt es - leider - durchaus auch solche, die aus den Entwicklungen und Überzeugungen der Religionen selber geboren werden. Wir finden in allen Religionen Strömungen, die eine Verwirklichung der Religionen fördern, in der sich ihre Religion von anderen absetzen und sich zu anderen in Gegensatz bringen will; Strömungen, die Emotionen aufheizen und zum „heiligen Krieg" in verschiedensten Formen aufstacheln. 

Angesichts dieser Strömungen und Gruppierungen ist es wichtig, alle Möglichkeiten und Wege zu nutzen, in unserer jeweils eigenen Religion ein dialogisches Verhalten, eine dialogische Gesinnung zu pflegen und zu fördern. Wenn wir uns selber dialogisch verhalten, wenn wir nicht gleich zum Schwert greifen, um unsere Überzeugung mit Gewalt zu verteidigen, wenn wir immer wieder offen sind zum Gespräch und Gedankenaustausch, dann fördern wir auch bei den anderen dialogisch gesinnte Gruppen, verschaffen diesen mehr Gehör in ihrer eigenen Religion. Pflege und Förderung dialogischen Verhaltens sind ein unabdingbares Gebot der Stunde für jede Religion. 

Die Religionen fühlen sich schließlich berufen, das Heil, das Wohlergehen der Menschheit zu fördern. Krieg ist kein Weg, um dieses Ziel zu erreichen. Die Religionen haben in ihren Lehren und Überzeugungen ein großes Potential zur Friedensförderung, dies gilt es zu nutzen. 

Die Gebetsmeinung dieses Monats fordert uns auf, darum zu bitten, dass in allen Religionen das dialogische Verhalten gefördert wird und dass dadurch der Dialog unter den Religionen sich fruchtbar entwickelt, damit alle Religionen den wahren Gott verkünden und vorleben, den Gott, der Frieden bringt.

 

Georg Kirchberger SVD, Kommentar zur Missionsgebetsmeinung November 2009 aus der Zeitschrift "Die Anregung", Ausgabe 6/2009, Steyler Verlag, Nettetal

ndk

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