14. Sonntag im Jahrkreis (C)

Predigtimpuls

Der Glaube, die Sendung ist Gabe und Aufgabe zugleich.

                                                                                                                                                                        1. Lesung: Jes 66,10-14c
                                                                                                                                                                           2. Lesung: Gal 6,14-18
                                                                                                                                                               Evangelium: Lk 10,1-12.17-20

Kennen Sie auch noch solche Abzählreime aus ihrer Kindheit: „Ringel, Rangel, Rose, Butter in die Dose, Butter zu dem Speck und du bist weg“ oder auch: „Ene mene muh, und raus bist du!“? Immer dann, wenn wir als Kinder in unserer Freizeit einen Spielführer brauchten, wurde das durch solche Abzählreime entschieden. Zufallstreffer garantiert und dadurch nicht immer fair. Später in der Schule durften zwei von uns die Mitspieler für ihr Team selbst aussuchen. Die besten selbstverständlich zuerst, die ‚loser‘ natürlich am Schluss. Wenn es um Fußball ging, hatte ich dabei immer ein mulmiges Gefühl. Ziemlich sicher war ich nämlich einer der letzten, der aufgrund mangelnden Spieltalents ausgewählt wurde. Das wurde dann auch noch für alle offenbar und wurde oft genug auch mit Gelächter der anderen Mitspieler honoriert. In solchen Augenblicken wäre ich am liebsten vom Erdboden verschluckt worden. Ganz anders war das Gefühl, als ich gegen Ende meiner Schulzeit vom Redaktionsteam unserer Schülerzeitung ausgewählt wurde, nach Würzburg zu fahren, um den gewonnenen Preis offiziell und medienwirksam entgegenzunehmen. Klar, an diesem Tag war ich stolz wie Oskar.

All diese Erfahrungen und Erlebnisse kommen mir in den Sinn, wenn ich über das heutige Evangelium nachdenke. Wie sich wohl die zweiundsiebzig Jünger/-innen gefühlt haben mussten, als Jesus sie aussuchte, um sie zu zweit in die Städte und Ortschaften zu senden, in die er selbst gehen wollte? Fühlten sie sich vielleicht nur als ‚zweite Wahl‘, wo doch der Herr schon zwölf Apostel gewählt und in seine Nähe gerufen hatte? Waren sie vielleicht verunsichert, ob sie dieser seiner Erwählung überhaupt gerecht würden? Oder war es ein Gefühl von Wertgeschätzt-Sein? Natürlich stellt sich dann auch bald die Frage: Kann es sein, dass ich von Jesus ausgewählt werde? Und wenn ja: wofür wohl? Spüre ich in mir die Bereitschaft, mich von ihm senden zu lassen? Fragen, die es wert sind, in einem stillen Moment an sich herankommen zu lassen. Immerhin wird das Evangelium ja auch mir im Hier und Jetzt meines konkreten Lebens zugesprochen.

„Geh, es ist Sendung“ heißt es in einem Gebet, dass mit jungen Menschen vor ihrem zeitbefristeten Einsatz in einer Gemeinde in Übersee gebetet wird. Und weiter: „Sei wie ein offenes Buch, in dem die Menschen lesen können, was Gott uns sagen will. Sei das Evangelium, die frohe Botschaft Gottes für alle Menschen. Gleich, wer sie sind. Gleich, was sie tun und was sie haben.“ Die meisten von diesen jungen Menschen haben gerade einmal ihre Schulzeit abgeschlossen. Manche haben schon einen Beruf erlernt. Man kann zu Recht fragen, wie qualifiziert diese „Missionare und Missionarinnen auf Zeit“, wie sie genannt werden, wirklich sind. Gott aber beruft nicht die Qualifizierten, vielmehr qualifiziert er die Berufenen. Das ist eine entlastende Aussage für sie, aber auch für mich, der ich doch schon eine ganze Weile versuche, aus der Beziehung zu Jesus zu leben und mein Leben nach seinem Wort auszurichten.

Der Glaube, die Sendung, meine Mission eines jeden Christen ist Gabe und Aufgabe zugleich. Sie ist uns von Jesus anvertraut. Aber letztlich liegt es nicht in unserer Hand, ob sie erfolgreich bei Menschen ankommt. Wir haben es nicht in der Hand, ob Menschen heute das Evangelium hören und annehmen wollen. Auch das entnehme ich dem Evangelium des heutigen Sonntags und kann darauf vertrauen, dass Jesus keinen Menschen überfordert, wenn er ihn oder sie auswählt, in seinen Dienst zu treten.

© Norbert Cuypers SVD

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