Paraguay
10. Nov 2023
Der Vorarlberger Clemens Thurnher macht seit September einen Einsatz als Missionar auf Zeit in Paraguay. Hier schildert er seine ersten Eindrücke.
„Hola, Mbae Teko?“ – „Tranquilo“. Das heißt “Wie gehts?” auf Guarani und als Antwort das nationale Lieblingswort der Paraguayos: „Tranquilo“!
Mein Auslandsjahr in Paraguay hat nun endlich gestartet. Ich bin inzwischen seit mehr als zwei Monaten in Curuguaty an der CEFA-Schule, wo ich mich schon bestens eingewöhnt habe. Nach einer langen Reise und ziemlicher Überforderung bei den ersten spanischen Interaktionen bin ich am 6. September um 5 Uhr morgens gut in der Hauptstadt Asunción gelandet. Nachdem ich mich kurz in einem Haus der Steyler Missionare ausruhen konnte, wurde ich am Nachmittag von Don Dario abgeholt. Er ist der Vater der Sekretärin Josefa und wir fuhren gemeinsam nach Curuguaty. (Fahrzeit: 4 bis 5 Stunden, aber mit "Ratitos" ca. 7 Stunden. Zum Beispiel bei einem Freund von Dario in Asunción vorbeischauen und tranquilo eine halbe Stunde schwätzen muss natürlich drin sein! Was die Fahrt spannend machte: Dario kann kein Wort Englisch, und ich konnte grade mal gefühlte drei Wörter auf Spanisch. Trotzdem verstanden wir uns super und haben während einer Ratito sogar eine kleine Wanderung auf einen Hügel gemacht.
Am Abend sind wir schließlich an der CEFA angekommen, wo ich sehr herzlich begrüßt, den Schülern vorgestellt wurde und ein üppiges Abendessen vom Grill bekam. Am ersten Tag konnte ich ein bisschen das Gelände erkunden und einige der Schüler kennenlernen, während 90 Prozent meiner Antworten entweder "Sí" oder "No lo entiendo" waren.
Ich hatte auch meine ersten Spanisch-Stunden mit meiner Lehrerin Rebeca, die – wer hätte es gedacht – kein Englisch kann. Nach anfangs beidseitiger Verzweiflung können wir inzwischen ausreichend kommunizieren, sodass sie mir die Sprache näherbringen kann. Inzwischen kann ich mich aber schon einigermaßen unterhalten, Google-Translate muss nur noch selten nachhelfen und ich verstehe meistens halbwegs, was die Leute von mir wollen. Auch die indigene Sprache Guarani lerne ich ein bisschen. Das Wichtigste kann ich schon: “Che ware'a!” – „Ich habe Hunger“!
Für alle die sich fragen, was die CEFA ist und was ich hier mache: Das CEFA (Centro Educativo Familiar Agricola) ist ein dreijähriges Landwirtschafts-Internat der Steyler Missionare für Schüler im Alter von 14 bis 19 Jahren. Sie stammen aus zum Teil weit entfernten Dörfern. Im CEFA kommen sie Unterricht in landwirtschaftlichen Fächern, gekoppelt mit verschiedenen Praktika. So erlernen sie einen Beruf, der es ihnen leichter macht, sich später in ihren Dörfern eine Existenz aufzubauen.
Ich werde hier ca. ein Jahr lang mitleben, mitarbeiten, hoffentlich auch etwas lernen und vor allem die Kultur und Lebensweise der Paraguayos kennenlernen.
Ich habe auch schon angefangen mitzuarbeiten: Wir haben Tomaten geerntet, uns in den Beeten um die Maniok-Pflanzen gekümmert und auf einem Feld einen Zaun abgerissen, um dann pflügen zu können. Wir sind gerade dabei, als der Lehrer auf dem Traktor vorbeigefahren kommt, mich zu sich ruft und mich beiläufig fragt, ob ich schon mal Traktor gefahren bin! Tja, jetzt schon! Scheinbar wird mir schon ziemlich vertraut, denn am nächsten Vormittag wurde ich mit dem Traktor sogar alleine gelassen und habe große Teile des Feldes bearbeitet. Das Feld wurde schon länger nicht bestellt, und das Überfahren von Termitenhügeln und Büschen war ein echter Rodeo-Ritt.
Insgesamt geht‘s mir echt gut! Das Essen ist sehr gut, die Schüler sind alle sehr nett und kontaktfreudig und die Atmosphäre ist entspannt. Ich habe das Gefühl, dass ich mich einbringen kann, alle sind hilfsbereit und nehmen mich freundlich auf. Auch beim Tereré trinken werde ich inzwischen ohne Frage miteingeschlossen. Tereré ist das Nationalgetränk, kühler Mate-Tee, den man mit einer Art Filter-Röhrchen aus einem Metallbecher trinkt. Der wird immer wieder aufgefüllt und untereinander herumgereicht, während man zusammensitzt. Ich verstehe langsam, warum jeder, der schonmal im Gebiet Paraguay/Argentinien unterwegs war, davon schwärmt. Man sitzt zusammen, unterhält sich, teilt miteinander und die Stimmung ist richtig entspannt.
Über das Wochenende soll es jetzt über 40 Grad bekommen, das wird spannend, denn an die Hitze muss ich mich noch gewöhnen. Nichtsdestotrotz hatten wir am Donnerstag am “Día de la Juventud” ein Volleyball- und Fußballturnier, bei dem ich natürlich voll dabei war. Die Schüler hatten sogar extra Schilder, Trommeln und Tröten gebastelt, um ihre Mannschaften anzufeuern, der Spirit und die Motivation waren auf jeden Fall da, es hat unglaublich Spaß gemacht. An meinen Fußball-Fähigkeiten muss ich aber noch ein bisschen arbeiten, was ich jetzt auch tun werde, denn samstags ist Freizeit und Sport angesagt!
Hasta la proxima
Clemens