Man lernt nie aus!

Angola

13. Mär 2023

Die Missionarin auf Zeit Elisabeth Schindegger berichtet von den herausfordernden Situationen, die sie bei ihrer Arbeit als Hebamme in einem Krankenhaus in der Stadt N’Zeto erlebt.

Man lernt nie aus!

Die Zeit vergeht wie im Flug! Seit mehr als zwei Wochen bin ich jetzt in N'Zeto! Schon die Anreise war sehr abenteuerlich und der Auftakt zum Einstimmen auf das Leben hier. Für die Fahrt, die normalerweise drei bis vier Stunden dauert, haben wir zehn Stunden gebraucht. Drei kaputte Reifen später sind wir ganz schön erschöpft um Mitternacht hier angekommen, aber Gott sei Dank ist ja noch alles gut gegangen!
Seitdem wartet täglich eine neue Herausforderung auf mich. Aber ich habe dieses Jahr ja ganz bewusst so gewählt und wollte mich auch auf die Probe stellen! Die Wäsche mit der Hand zu waschen, dass wir manchmal kein fließendes Wasser haben, es keinen Supermarkt gibt oder die brutale Hitze sind trotz Befürchtungen der Schwestern, gar nicht die Dinge, die mir zusetzen! Ich bin sogar davon überzeugt, mich hier noch besser einleben zu können, als in Luanda. Denn hier kann ich alleine auf der Straße gehen, mich frei bewegen, Mittlerweile kennen mich auch schon viele Leute hier durch die Arbeit, die Pfarre oder von den Pfadfindern, bei denen ich jetzt angefangen habe

Das Essen ist sehr einfach. Da es keinen Supermarkt gibt, landet meistens frischer Fisch mit Fungi und Gemüse/Grünzeug aus unserem Garten auf dem Tisch. Dazu die leckeren Früchte wie Papaya, Drachenfrucht oder Ananas. Sorgsam mit den Lebensmitteln umgehen heißt hier auch, nichts wegzuschmeißen. Die Bioabfälle bekommen die Hunde, Hühner oder Enten, die hier bei uns wohnen. Die Schale der Ananas zum Beispiel wird gekocht und daraus eine Art Tee gemacht. Dass wir uns trotz der geringen Möglichkeiten so abwechslungsreich ernähren können, ist ein Privileg. Denn Lebensmittel sind hier extrem teuer im Vergleich zu dem Gehalt, das die angestellten Hebammen und Krankenschwestern bekommen.

Nachdem ich jetzt zwei Wochen täglich im Krankenhaus war, um alle kennenzulernen und mich ein bisschen einzuarbeiten, hatte ich jetzt die ersten 24 Stunden-Dienste. In einem Radl von einem Dienst und drei Tagen frei bis zum nächsten Dienst werde ich jetzt mit den Hebammen arbeiten. Beide heißen Maria und ich verstehe mich sehr gut mit ihnen!
Vier Geburten und einen Kaiserschnitt später war ich ganz schön erschöpft, bin aber mit einem fetten Grinser aus dem ersten Dienst gegangen. Ich habe wieder so richtig gespürt, warum ich diesen Beruf gewählt habe! Auch gestern wurden wieder drei Babys geboren, eins davon hatte es besonders eilig und kam an der Türschwelle zum Kreißsaal zur Welt.

Im Krankenhaus gibt es kein fließendes Wasser, zeitweise fehlen die grundlegendsten Dinge wie Handschuhe oder Infusionsschläuche. Die Gebärenden müssen selbst sterile Handschuhe mitnehmen für die Geburt, oft können sie sich weder das noch Binden leisten. Die Verwandten versorgen die Frauen, in der Zeit, die sie im Spital sind, mit Essen, pflegen und waschen sie, und übernachten auf dem Boden.
Manchmal ist die Arbeit überfordernd und frustrierend. Aber bisher konnte ich dieses Gefühl immer überwinden. Ein Spaziergang, ein frisch gebackener Kuchen oder das dankbare Lächeln einer Frau nach der Geburt- und die Welt schaut wieder ganz anders aus.

Was nicht passt, wird passend gemacht. Oder wie der cubanische Arzt hier immer predigt: "Todo tiene solución menos la muerte." (Es gibt für alles eine Lösung, nur nicht für den Tod) Nach diesem Motto geben hier also alle ihr Bestes. Da komme ich mit meiner Sterile-Geburt-Prägung oft an meine Grenzen, aber lernen viel dazu und versuchen mich dem anzupassen und mit dem zu arbeiten, was da ist. Ich bewundere die kreative Problemlösung der Hebammen und nehme mir das als Vorbild, nie ausgelernt zu haben!
Denn so wie ich der Überzeugung bin, dass der beste Koch oder die beste Köchin nicht zehn verschiedene Messer und eine lange Zutatenliste braucht, sondern den Kühlschrank aufmacht und etwas Leckeres zaubern kann mit den Restln die da sind, so ist auch die weiseste Hebamme diejenige, die mit dem Wenigsten auskommt.

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