Gebetsmeinung des Papstes im Dezember

Dezember 2023

Wir beten für Menschen mit Behinderung, dass sie mehr Beachtung und Wertschätzung erfahren.

Mit Hilfe eines soliden Rollstuhls können und werden gehbehinderte Personen zu Gleitschirmpiloten ausgebildet. Blinde besteigen die drei höchsten Berge der Welt, den Aconcagua, den Kilimandscharo und den Elbrus. John Nash, an paranoider Schizophrenie erkrankt, erhielt den Nobelpreis für Mathematik.

Nick Vujicic, ohne Arme und Beine geboren, gründete “Life Without Limbs”, predigt das Evangelium der ganzen Welt, hat auf Twitter fast 400.000 Follower und auf Facebook mehr als zehn Millionen. Seit ein paar Jahren laufen bei der New Yorker Fashion Week Models mit Downsyndrom. Der israelische Geheimdienst stellt Autisten ein, die für ihre verschiedenen Aufgaben durch und mit ihren besonderen Gaben wertvoll sind.

Wer hätte vor 100 Jahren gedacht, dass Menschen mit Behinderung diese Möglichkeiten offenstehen? Das klingt doch eigentlich sehr gut, oder? Niemand kann leugnen, dass sich die Bedingungen und Möglichkeiten für Menschen mit Behinderung deutlich verbessert haben, sowohl technisch als auch gesellschaftlich als auch sozial.

Doch wenn man den Bericht der WHO liest, erhält man einen eher negativen Eindruck. In manchen Teilen der Welt sind ihre Chancen und Möglichkeiten gleich null. Grundsätzlich ist für sie der Zugang zu Bildung und zum Arbeitsmarkt erschwert. Sie begegnen Barrieren bei der Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln, Möbeln, Haushaltsgeräten, Medien etc. Menschen mit Handycap sind häufiger Opfer von Gewalt, sozialer Diskriminierung und Ausgrenzung, und sie sind deutlich häufiger von Armut betroffen und anderes.

Wenn wir in diesem Monat für Menschen mit Behinderung beten, dann sprechen wir von weltweit rund 700 Millionen Menschen, rund 16% der Weltbevölkerung. Ohne zu idealistisch klingen zu wollen, kann sich das Leben von nicht wenigen Betroffenen durch kleine Aktionen verbessern. Eine Prothese geschenkt bekommen, oder an eine Blindenschule gehen können, oder der Kauf eines Hörgerätes – das alleine verändert das Leben grundlegend.

Für viele Barrieren gibt es heute bereits Lösungen, sie erreichen nur nicht jeden Betroffenen. Die beiden größten Barrieren sind zweifellos Geld und das soziale Umfeld. Wie werden behinderte Menschen und ihre Bedürfnisse gesehen? Besitzen Behörden und Institutionen den Willen, ihre Macht einzusetzen, um Barrieren abzubauen und Menschen mit Behinderung zu unterstützen und zu integrieren? Wer unterstützt und finanziert die Hilfen, auf die Menschen mit Behinderung angewiesen sind?

Lediglich 3,3 Prozent der Behinderungen sind angeboren. Es genügt eine unachtsame Sekunde im Straßenverkehr, eine allergische Reaktion auf ein erprobtes Medikament, schwere Krankheitsverläufe, Krieg oder eine übrig gebliebene Miene eines vergangenen Krieges oder schlicht das Alter, und plötzlich ändert sich alles.

Ich bin dankbar, wie viele Menschen im Vergleich zu früheren Jahrhunderten ihren Ansichten bzgl. Behinderung korrigiert haben und sich für Inklusion und den Abbau von Barrieren engagieren. Unterstützen wir diese Menschen durch unser Gebet, und beten wir, dass Menschen mit Behinderung von Einrichtungen inklusive Angebote erhalten und ihre aktive Teilnahme wertschätzt wird.

Simone Nefiodow, Dipl.-Theologin

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