Gebetsmeinung des Papstes im März

März 2021

Wir beten für alle Christen, die schuldig geworden sind, dass sie Gottes Barmherzigkeit im Sakrament der Versöhnung neu erfahren.

Es gibt zweifellos angenehmere Situationen als einem Fremden gegenüber seine Sünden aufzuzählen. Allein die Gewissenserforschung ist alles andere als ein angenehmer Moment, wenn man sich selbst moralisch unter die Lupe nimmt und sein Verhalten nach Sünden absucht. Normalerweise möchte der Mensch sich selbst in einem guten Licht darstellen, und es scheint Teil unserer Natur zu sein, die Verantwortung für unser Fehlverhalten auf andere Personen oder auf die Umstände schieben zu wollen. Aber genau das passiert nicht in der Beichte, sondern wir bekennen unsere eigene Schuld und unsere persönliche Verantwortung und können nichts auf andere abwälzen. Das ist kein angenehmer Moment. Es sollte uns also nicht verwundern, wenn Menschen erst einmal Hemmungen oder innere Widerstände haben, zur Beichte zu gehen. 

Merkwürdig ist allerdings, dass Menschen offen, geradezu hemmungslos im Fernsehen, in billigen Shows, im Trash-TV ihre schlimmsten Sünden und Fehler in aller Breite und Tiefe erzählen. Ebenfalls merkwürdig ist, dass die gleichen Hemmungen, die die Menschen davon abhalten, zur Beichte zu gehen, dass diese Hemmungen mehr oder weniger verschwinden, wenn sie einen Therapeuten aufsuchen. Woran liegt das?

Wie kommt es, dass Menschen lieber im Fernsehen über ihre schlechten Taten reden, statt sich im Sakrament der Buße reinzuwaschen, sich von allen Sünden lossprechen zu lassen und einen Neustart mit Gott zu beginnen? Wie kommt es, dass sie lieber mit Schuldgefühlen und schlechtem Gewissen leben, statt die heilende Erfahrung von Gottes Vergebung in diesem Sakrament zu erleben?

Die Gebetsmeinung dieses Monats lenkt den Fokus darauf, dass die Katholiken wieder oder neu erfahren, welche Befreiung und Bereicherung sie durch die Beichte erleben können. Zu beichten kann eine heilende, erlösende, frei machende Erfahrung sein. Wie kann es uns gelingen, dieses möglichst vielen Katholiken zu vermitteln? Wenn Menschen vor einem Millionenpublikum im Fernsehen ihre Sünden ausbreiten können, warum fällt es vielen derart schwer, ohne Zuschauer und ohne Drama diese zu beichten, und wirklich Vergebung und Heilung von ihren Sünden zu erfahren?

Ich persönlich kann mir nicht vorstellen, auf dieses Sakrament zu verzichten. Das wäre fast so, als würde man auf Dusche und Zähneputzen verzichten. Wie könnte ich ein gutes geistiges Leben führen, würde ich nicht regelmäßig bei Gott um Vergebung bitten und von meiner Schuld gereinigt werden?

Ohne den kritischen Blick auf den eignen Lebenswandel, ohne die Fähigkeit, sich selbst anzuklagen, kann kein Mensch in einer Beziehung oder in einer Gemeinschaft leben. Um für unsere Umgebung erträgliche Menschen zu sein, brauchen wir die Fähigkeit, die eigenen Fehler eingestehen zu können, und wir brauchen die Vergebung Gottes.

Schuldgefühle sind quälend. Wer kann schon von sich behaupten, dass er schuldlos wäre? Ich habe einige Menschen kennen gelernt, die schuldig geworden sind, und deren Leben von diesem Gefühl beherrscht wurde. Sie konnten sich selbst nicht vergeben und konnten das Geschenk der Vergebung, das Gott jedem in der Beichte anbietet, tatsächlich nicht annehmen.

Unser Papst hat uns Beter in dieser Fastenzeit dieses Gebetsanliegen anvertraut. Beten wir darum, das Bußsakrament in neuer Tiefe erfahren zu dürfen, um so die grenzenlose Barmherzigkeit Gottes besser zu verkosten.

Simone Nefiodow, Dipl. Theologin

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