Gebetsmeinung des Papstes im Februar

Februar 2019

Wir beten zu Gott, unserem Vater, dass alle, die dem Menschenhandel, der Zwangsprostitution und der Gewalt zum Opfer gefallen sind, mit offenen Armen in unserer Gesellschaft aufgenommen werden.

Schätzungsweise 30.000 Dollar verdienen Menschenhändler pro Opfer. In der Sexindustrie beträgt der Gewinn pro Jahr mehr als 200 Milliarden Dollar. Rund 70% der Täter und Opfer kommen aus Europa, und nicht selten sind Opfer und Täter sogar miteinander verwandt. Und als ob diese Zahlen nicht erschütternd genug wären, konnte ich im Internet die Kommentare der Nutznießer des Menschenhandels lesen, die inzwischen ganz offen über ihre Ansichten reden und auch Interviews geben. Dann kann man hören, wie sie sich für ihre guten Taten preisen, etwa: „Ohne den Sex mit mir hätte das Kind kein Geld und müsste verhungern. Wer mich kritisiert, soll doch selber kommen und die hungrigen Mäuler stopfen.“

Was für eine absurde Situation. Vor einigen Wochen wurde heftig über ein Gesetz diskutiert, mit dem die Landwirte verpflichtet werden sollten, die Ferkel nicht mehr ohne Betäubung zu kastrieren. Was gab das einen Aufschrei in den Medien, alle mediale Macht bäumte sich auf und machte diese Angelegenheit zu einer Topnachricht. Aber wenn es um billigen Sex oder um billige Lebensmittel oder um billige Handelsware geht, dann wird es verdächtig still. Früher war es der florierende Sklavenhandel, mit dem die Menschenhändler reich wurden, heute sind es Organraub, Zwangsprostitution und Zwangsarbeit. Und – seien wir ehrlich – dieses Geschäftsmodell gibt es nur, weil die Nachfrage entsprechend groß ist.

Wie reagiert die Gesellschaft? Wie reagiere ich? Schaffe ich es, einem Arbeitssklaven ein Glas Wasser zu reichen? Und falls Sie glauben, das wäre so weit weg von uns – machen Sie bei Ihrem nächsten Spanien- oder Italienurlaub doch mal einen Abstecher in die Regionen, wo das Gemüse angebaut wird (Andalusien zum Beispiel, oder Kalabrien oder Sizilien). Dort finden Sie sie. Die Produkte dieser Unternehmen finden Sie übrigens in fast allen deutschen Supermärkten. Kaufe ich die? Will ich es überhaupt wissen?

Und jetzt tritt der seltene Fall ein, dass es ein Mensch tatsächlich geschafft hat, diesem „Leben“ zu entkommen. Wo soll dieser Mensch hin? Es ist erschreckend, in wie vielen Ländern diese Opfer durch das, was ihnen angetan wurde, aus dem „normalen“ gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen und auch noch verachtet werden. Kann es für diese Menschen noch furchtbarer werden? Was kann ich tun, um diese Menschen offen zu empfangen, um bei ihrer Eingliederung zu helfen? Oder glaube ich, dass ich solche Menschen nicht kenne? Will ich wissen, ob sich in meinem Bekanntenkreis Täter oder Opfer befinden?

Ich bin unserem Papst für dieses Gebetsanliegen wirklich dankbar. Denn damit ruft er uns allen die Opfer ins Gedächtnis, die wirklich keine Zukunft haben und die uns wirklich brauchen. Wir sollten die Wirkungen unseres Gebetes niemals unterschätzen und unserem Gott zutrauen, dass er unser Gebet nicht nur hört, sondern auch erhört und in das Leben dieser Opfer kraftvoll eingreifen wird. Hier können wir wirklich etwas für unsere misshandelten Mitmenschen tun. Wir können mit unserem Gebet daran mitwirken, dass Menschen gerettet werden. Also lassen Sie uns beten und den Himmel mit unseren Gebeten bestürmen. Unser Gott kann alles. Beten wir für die Opfer, und dass sie mit offenen Armen aufgenommen werden.

Siehe auch in der ard Mediathek: Europas dreckige Ernte

Simone Nefiodow, Pastoralreferentin

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