Allgemeine Gebetsmeinung des Papstes - Oktober 2017

Oktober 2017

Für alle arbeitenden Menschen und für alle Arbeitslosen, dass sie in ihren Rechten geschützt werden und am Gemeinwohl mitwirken können.

Simone Nefiodow, Dipl. Theologin

Keiner von uns möchte in Bangladesch arbeiten. Ich gehe jede Wette ein, dass der schlechteste Job bei uns geradezu paradiesisch ist verglichen mit dem, was in den sogenannten Billiglohnländern als Arbeit bezeichnet wird. Wenn wir uns jetzt fragen, warum es bei uns so viel besser ist, warum wir Arbeitsschutzgesetze haben, bezahlten Urlaub, warum wir nicht 60 Stunden oder mehr in der Woche arbeiten müssen, warum wir im Krankheitsfall Lohn erhalten, dann müssen wir uns eingestehen, dass es nicht unser Verdienst ist. Wir profitieren von der Einsatzbereitschaft unserer Großeltern und Urgroßeltern. Wir ernten ihre Früchte. Man kann durchaus sagen, dass unter Einsatz von Leib und Leben um Verbesserungen der Arbeitsverhältnisse gekämpft wurde. Nur darum geht es uns heute so gut, nur darum haben bei uns arbeitende und arbeitslose Menschen Rechte, die sie einklagen können.

Doch trotz aller Erfolge dürfen wir die Augen vor der Realität auf unserem Arbeitsmarkt nicht verschließen, denn bei uns ist noch lange nicht alles gut. Schauen wir zum Beispiel auf die Zahlen, was sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz betrifft: Jeder Zweite hat das schon erlebt, und auch Männer sind unter den Opfern. Oder bleiben wir bei „einfacher“ physischer Gewalt: laut einer EU-Studie erleben zehn Prozent aller Erwerbstätigen bei uns Gewalt am Arbeitsplatz.

1891 veröffentlichte Papst Leo XIII mit „Rerum Novarum“ die sogenannte „Mutter aller Sozialenzykliken“. Sie gilt bei heute als epochal, und diese Bezeichnung hat sie wirklich verdient. Ich kann nur Jedem empfehlen sie zu lesen, denn wer Wege zu mehr sozialer und gesellschaftlicher Gerechtigkeit sucht, findet dort eine christliche und zugleich realistische Antwort. Es ist bedauerlich, dass der Einsatz von Christen für die Rechte von Arbeitenden und Arbeitslosen in den letzten beiden Jahrhunderten in der Öffentlichkeit so wenig gewürdigt wird.

Papst Franziskus bittet uns diesen Monat um das Gebet für Arbeitslose und Arbeitnehmer, und betont dabei den Schutz der Rechte. Diesbezüglich gibt es viel zu tun. Wir brauchen viele Beter, denn diese Veränderungen kommen weder über Nacht, noch kommen sie ohne Konflikte. Lassen Sie uns beten, dass überall bessere Arbeitsverhältnisse eingeführt werden, dass sie ohne blutige Konflikte durchgesetzt werden, und dass Rechte von (Teilzeit-) Arbeitnehmer, Arbeitslosen und Arbeitgebern überall auf der Welt geschützt werden.


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