Missionsgebetsmeinung des Papstes - Januar 2016

Januar 2016

Für alle Christen, dass sie durch Gespräch und geschwisterliche Hilfe und mit der Gnade des Hl. Geistes die Trennung des Glaubens überwinden.

P. Jean Prosper Agbagnon SVD, Togo.

„Folgt Eurem Gewissen. Sprecht mit dem Herrn und geht weiter. Ich wage und vermag nicht, mehr zu sagen.“ (Papst Franziskus)

Von Papst Franziskus werden immer wieder merkwürdige Anekdoten erzählt, die sehr nachdenklich machen. Neuerdings hat Franziskus die Deutschsprachige Evangelisch-Lutherische Christuskirche im Stadtzentrum von Rom besucht. Auf die Frage der Gläubigen, ob sie am Abendmahl der anderen Konfessionen in konfessionsverschiedenen Ehen teilnehmen dürften, soll der Papst unter Berufung auf „den einen Glauben, die eine Taufe, den einen Herrn und den einen Vater aller“ mit einer ziemlich diplomatischen und doch bedenkenswerten Antwort reagiert haben: „Folgt Eurem Gewissen. Sprecht mit dem Herrn und geht weiter. Ich wage und vermag nicht, mehr zu sagen.“ 

Wie auch immer diese Antwort interpretiert werden mag, sie verrät ein Herzensanliegen des Papstes: die Einheit aller Christen. Dazu ruft Franziskus alle Christgläubigen insbesondere zu Beginn dieses neuen Jahres auf.

Es ist erstaunlich, wie viele Gläubige sich nicht mehr mit nur einer gegenseitigen Anerkennung und Versöhnung beim Fortbestehen der Trennung der christlichen Kirchen zufrieden geben, sondern eine echt gelebte Einheit wollen und fordern. In vielen Familien und Gemeinden lässt sich eine praktische Überwindung der Kirchenspaltung in zahlreichen Bereichen und Hinsichten beobachten. Viele Gläubige sowie evangelische und katholische Geistliche vermissen eine über den Wunsch nach Einheit hinaus erfahrbare Ökumene, die sichtbar Gestalt annimmt. Es bleibt eine Herausforderung an die christlichen Kirchen, das Verbindende lebhaft vor Augen zu führen und zu würdigen und gleichzeitig die bleibenden Differenzen nicht nur auszuhalten, sondern auch zu transzendieren, wie sehr sie auch immer noch wehtun. 

Vor gut 50 Jahren sprach das Zweite Vatikanische Konzil von einer Pflicht aller Katholiken, sich gemeinsam für die Wiederherstellung der christlichen Einheit einzusetzen. Diese Forderung wird mit zwei wesentlichen Argumenten begründet: die Trennung der christlichen Kirchen ist ein Widerspruch gegenüber Jesus Christus, auf den sich alle berufen, und ein Gegenzeugnis gegenüber der Welt. Doch ob ein gemeinsames Verständnis des Amtes und des Abendmahles theologisch auf diese Weise geklärt wird, um ein solches vitales Bedürfnis endlich zu befriedigen, das bleibt immer noch dahingestellt. Wieweit der einzelne Gläubige vor Gott seinem Gewissen folgend am gemeinsamen Abendmahl teilnehmen darf, ist noch nicht glasklar auf katholischer und evangelischer Seite erarbeitet.

Die Leistungen der ökumenischen Bewegungen können nicht genug hochgeschätzt werden. Dennoch müsste offensichtlich noch mehr passieren, bis alle sich nicht nur zu einem Glauben, einer Taufe und einem Herrn bekennen, sondern auch als Kinder einer gleichen Mutterkirche sich am gleichen Tisch einfinden. Wie absehbar dieses Ziel ist, lässt sich nur schwer voraussagen. Bis dahin bleibt der Weg das Ziel, solange alle Christen durch Gespräch und geschwisterliche Begleitung und mit der Gnade des Heiligen Geistes die Trennung im Glauben zu überwinden suchen.

Mit Papst Franziskus und allen Christgläubigen beten wir inständig für die Einheit der Kirchen:

„Herr Jesus Christus, du hast gebetet:
Lass alle eins sein, wie du, Vater, in mir bist, und ich in dir.
Wir bitten dich um die Einheit deiner Kirche.
Zerbrich die Mauern, die uns trennen.
Stärke, was uns eint, und überwinde, was uns trennt.
Gib uns, dass wir die Wege zueinander suchen.
Führe den Tag herauf, an dem wir dich preisen können
in der Gemeinschaft aller Gläubigen.“
(GL 21,1).


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