Allgemeine Gebetsmeinung des Papstes - Juni 2016

Juni 2016

Wir beten zu Gott unserem Vater, für alle benachteiligten Menschen auf dem Lande und in den Weltstädten der Erde, dass sie Menschen begegnen mit Herz und helfender Hand.

Simone Nefiodow, Diplomtheologin

Irgendwie haben Christen das Potential zu sozialem Sprengstoff, zum Beispiel wenn sie sich um Randgruppen kümmern. Als die Missionare in Indien die sogenannten Unberührbaren in ihre Schulen aufgenommen haben, war das ein Skandal. Wenn Ordensfrauen für verstoßene Behinderte ein Heim bauen und ihnen Zuneigung und ein Zuhause geben, dann schütteln die Leute den Kopf. Den ersten Christen ging es nicht anders: völlig irritiert beobachteten die Römer, dass Christen ihre Säuglinge nicht aussetzten UND sie kümmerten sich um ihre Alten. Damit waren die Christen gewissermaßen Stadtgespräch, aber nicht im positiven Sinne.

Aber sind wir Christen nicht inzwischen auch eine Randgruppe? Wer geht denn noch regelmäßig in die Kirche? Und diejenigen, die sich Sonntag für Sonntag aufmachen, erleben auch hier bei uns das Kopfschütteln der Nachbarn. Oder wenn Christen sich um Kriminelle kümmern und damit die Aggression der Mitbürger auf sich ziehen. Oder im Umgang mit anderen Religionen, wenn Christen für ihre Vergebungsbereitschaft verachtet werden.

Und trotzdem geben wir nicht auf, wir gehen unseren Weg im Glauben, mit der Kraft des Gebets und mit Christus. Weil das unser Glaube ist. Und weil ein bisschen sozialer Sprengstoff die Welt besser macht.

Ja, wir Christen kümmern uns um die Alten und die an den Rand Gedrängten. Die Frage ist - tun wir genug? Hat nicht gerade in Deutschland das professionalisierte Pflegesystem und die staatlichen Angebote für die sogenannten Randgruppen uns ein wenig bequem gemacht? Das sind die Fachleute, sollen die sich doch darum kümmern - wie oft hören wir so eine Aussage. Aber warum sind dann so viele Menschen einsam? Jeder Mensch fühlt sich im Laufe seines Lebens phasenweise einsam, das ist normal. Aber wenn diese Phasen nicht enden wollen, wenn dieses Gefühl der Isolation das Leben und die Gedanken beherrscht, dann macht es den Menschen krank, körperlich, psychisch und seelisch. Und das können, dürfen und werden Christen nicht zulassen. Darum besuchen wir alte Menschen und schenken ihnen unsere Zeit und unsere Zuneigung. Darum schaffen wir Begegnungsstätten und versuchen die an den Rand Gedrängten zu integrieren.

Wir Christen sind anders. Wir mögen Solidarität, wir freuen uns, wenn Menschen zusammen kommen. Immer wieder zeigen junge und alte Ehrenamtliche in zahllosen Projekten Herz und Solidarität, nehmen sich für die Senioren Zeit, stoßen neue Projekte an um Randgruppen zu helfen. Beten wir um innere Stärke, dass die vielen Helfer Kraft und viele kreative Ideen haben um viele Gelegenheiten zur Begegnung zu schaffen und diese am Leben zu erhalten. Beten wir für die in Ehren ergrauten Menschen und die an den Rand Gedrängten, damit sie den Mut finden sich aufzuraffen und Kontakt zu suchen. Beten wir für gelungene menschliche Begegnungen.


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