Allgemeine Gebetsmeinung des Papstes - Monat April 2016

April 2016

Wir beten zu Gott unserem Vater, für die Kleinbauern in vielen Ländern der Erde, dass sie Anerkennung und einen gerechten Lohn für ihre schwere und wertvolle Arbeit erhalten.

Simone Nefiodow, Dipl.-Theologin

Was ist gerechter Lohn? Warum bittet uns der Papst ausgerechnet für Kleinbauern um unser Gebet? 

Die Gebetsmeinung dieses Monats ist viel mehr als eine von vielen moralischen Fragen, die die katholische Kirche an unsere Gesellschaft stellt, denn genau betrachtet beinhaltet sie heftigen moralischen und politischen Sprengstoff. 

Was passiert, wenn die Kleinbauern dauerhaft zu wenig Lohn für ihre – und darin sind wir uns sicher alle einig – harte Arbeit erhalten? Früher oder später können sie sich und ihre Familie nicht mehr finanzieren und müssen in die Stadt ziehen, und außerhalb von Europa und Nordamerika bedeutet das in der Regel ein Leben in den Slums, wo Kriminalität und Gewalt den Alltag beherrschen und es so gut wie keine Perspektiven für ein besseres Leben gibt. Und damit wären wir beim Thema Wirtschaftsflüchtlinge und Fluchtursachen, und wir alle erleben gerade sehr deutlich wie so eine Massenflucht von Armen aussieht. 

Daneben zeigt sich die politische Dimension dieser Gebetsmeinung: die knallharten, einseitig gewinnsüchtigen Handelsbedingungen, die unser Papst indirekt in Frage stellt. Großkonzerne, Dumpingpreise, Rechtlosigkeit, eine hilflose oder korrupte Politik etc. ersticken oft die vielen Versuche, gerechte – anders formuliert: existenzsichernde – Lohnverhältnisse durchzusetzen. Zu gut verdienen alle an der Ausbeutung der Armen. 

Und nicht zu vergessen das moralische Problem, das in dieser Gebetsmeinung mitschwingt und mit der unser Papst wieder einmal unser Konsumverhalten in Frage stellt: was bin ich bereit zu bezahlen für die Lebensmittel die ich täglich verbrauche? Stellt hier der Papst vielleicht auch die Frage nach den Lastern Habgier, Geiz und Genusssucht? Muss nicht auch ich wieder einmal über mein Verhalten nachdenken und es im Blick der Kardinaltugend Gerechtigkeit überdenken? 

Andererseits ist es auch eine Tatsache, dass wir den Großkonzernen und politischen Ränkespielchen irgendwo hilflos gegenüber stehen, eine mächtige Minderheit bestimmt die Regeln. Die Bibel nennt vier Sünden die zum Himmel schreien, und eine davon ist die Vorenthaltung des gerechten Lohnes, aber was kann ich da schon tun? Liegt die Verantwortung dafür nicht bei der Politik und den Konzernen? Was kann ein Einzelner schon verändern, und wie viel Moral kann sich der Einzelne leisten? Können wir diesem moralischen Anspruch, den unser Papst wieder einmal an uns stellt, auf Dauer überhaupt gerecht werden? 

Wir wissen, mit Gebet können wir die Welt verändern, und diejenigen, die die Entscheidungen treffen brauchen ganz dringend unser Gebet, damit sie erleuchtet und gestärkt werden und die Verhältnisse ändern können. Und ohne uns zu überfordern, können auch wir unser Kaufverhalten moralisch verbessern und unseren Beitrag leisten, mag er uns noch so klein und scheinbar unbedeutend vorkommen. 

Die Stärkung der Kleinbauern durch einen gerechteren Lohn hat für alle nur Vorteile. Warum ist es dann so schwierig gerechte Löhne zu zahlen? Besonders beim Thema "Gerechter Lohn" ist große innere Stärke und Charakterfestigkeit gefordert. Und wenn es darum geht, Missstände zu beseitigen brauchen wir sogar noch mehr innere Festigkeit und Kraft, um die ungerechten Strukturen und ausbeuterischen Verhältnisse zu beseitigen. Wir brauchen das Gebet, wir und alle Beteiligten in diesem System brauchen diese Kraft von oben. So gesehen ist die Gebetsmeinung dieses Monats auch eine Kampfansage an das Böse in der Gestalt der Ausbeutung und Gier, das wir alle mit dem Gebet bekämpfen und besiegen können. Gott hat in der Geschichte schon oft unter Beweis gestellt, dass Gebet Veränderung schafft. Beten wir.

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