Missionsgebetsmeinung des Papstes - Januar 2015

Januar 2015

Für die Männer und Frauen des gottgeweihten Lebens, dass sie die Freude in der Nachfolge Jesu neu entdecken und mit Eifer danach streben, den Armen zu dienen.

Paul Haiyan Li

In meiner Heimatdiözese in Nordchina lebte ein Priester, der meine Berufung begleitete und mich sehr beeinflusste. Im Jahr 2011 feierte die ganze Diözese sein siebzigstes Priester-Jubiläum. Da hörte ich, dass es vor 70 Jahren in meiner Diözese nur zwei Priester gab. Meine Diözese erstreckt sich vom Westen nach Osten über 200 km, vom Norden zum Süden über 150 km. Obwohl dieser Priester in der Hauptstadt ein sehr bequemes Pfarrhaus hatte, verzichtete er darauf, und war jeden Tag unterwegs, um das Evangelium zu verkünden. Er stammte aus einer reichen Familie, trotzdem wollte er nach der Armut des Evangeliums leben. Er benutzte keine Verkehrsmittel, ging immer zu Fuß, von Dorf zu Dorf und von Stadt zu Stadt, um die Frohbotschaft zu verkündigen. Wenn er Geschenke bekam, verschenkte er sie an andere Leute weiter, besonders an Arme und Obdachlose. Er sagte oft: „Der Herr ist mein Kompass. Was ich tue, ist nur der Willen Gottes. Ich will dem Herrn folgen, solange ich lebe. Meine Berufung ist es, mich um die Nichtchristen und Armen zu kümmern.“ Ob es regnete oder schneite, ob heißes oder eiskaltes Wetter - das alles war für ihn kein Hindernis. Er war immer unterwegs. Wenn er am Abend das angestrebte Dorf nicht erreichen konnte, übernachtete er unter einer Brücke oder unter einem Baum. Er hat oft gehungert, wurde von Räubern geschlagen, die ihm alles wegnahmen. 50 Jahre lang besuchte er die Familien in allen Dörfern meiner Region, die 4.4 Millionen Einwohner hat. 

Sein Eifer und Zeugnis für die Verkündigung des Evangeliums war so stark, dass keine Schwierigkeiten ihn hindern konnten. Die schlimmste Zeit der Verfolgungen für ihn und für die ganze Kirche Chinas war die Kulturrevolution (1966-1976). Er wurde wie die meisten Priester und Ordensschwestern oder christlichen Laien von den Roten Garden ins Arbeitslager geschickt. Den ganzen Tag arbeitete er auf dem Feld und wurde wie ein Sklave geschlagen. In der Nacht durfte er nicht ausruhen; er wurde durch die Straßen geschleppt; die Roten Garden spuckten ihm da ins Gesicht. Trotzdem sagte er: „Mein Herr Jesus Christus ist nach Jerusalem gegangen und hat für uns gelitten. Ich bin sein Nachfolger, und will hinter ihm hergehen und ihm als meinem Vorbild folgen. Das ist mein Kreuz. Das will ich tragen und treu an Jesus festhalten und den Menschen dienen“.  

Papst Franziskus stellte dieses Jahr ins Zeichen des gottgeweihten Lebens und motivierte so Ordensmänner und Ordensfrauen, ihrer Berufung gerecht zu werden. Zudem forderte er uns alle auf, gegen die Krise der Berufung in der heutigen Zeit zu beten. „Denn die Ernte ist zwar groß, aber die Arbeiter sind wenige. Bittet den Herrn der Ernte, Arbeiter in seine Ernte zu senden“ (Mt 9,37). 


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