Dezember 2015
Für die Familien, vor allem diejenigen, die Not leiden, dass sie in der Geburt Jesu ein Zeichen sicherer Hoffnung finden
Zu Fuß und Barfuß – unterwegs.Durch bekannte und unbekannte Orte – unterwegs.Durch Bäche, durch Wüste – unterwegs.Im Regen, unter der Sonne – unterwegs.Am Tag und in der Dunkelheit, unterwegs.
„Weil in der Herberge kein Platz für sie war“ (Lk 2,7).
Die Umstände der Geburt Jesu, wie Lukas sie berichtet, klingen vielleicht zu harmlos, um auf uns heutige Leser/Innen eine besondere Wirkung zu haben. Mit ihrem Mann bricht eine hochschwangere Frau in dessen Heimatstadt auf. Damals gab es kein Flugzeug, keine Schnellzüge waren vorhanden, geschweige denn Autos. Mit dem Esel war das junge Liebespaar zu Fuß unterwegs. Gerade in solch einer sehr empfindlichen Phase waren dem Vater und der Mutter, die ihr Kind erwartete, alle Türen verschlossen. Nichts anderes als Ablehnung und Zurückweisung bekamen sie spüren. Als einzige Möglichkeit bot man ihnen an, dort zu übernachten, wo die Tiere hausen. Mit viel Kreativität wird diese Szene in vielen Kirchen, auf Marktplätzen und in Wohnhäusern lebendig dargestellt. Wie lässt sich die Botschaft dieses Ereignisses deuten? Wozu will sie den heutigen Leser anregen? Ist es übertrieben, aus dieser Geschichte zu lernen, dass Gott es versteht, aus einer dramatischen Situation eine romantische zu machen? Er macht doch aus einem Stall ein idyllisches Vier –Sterne-Hotelappartement, aus einem Futtertrog ein gemütliches Bett. So wirkt Gott, indem er ausgerechnet in der Unbeholfenheit, in der Verlassenheit und in der Ablehnung unser Schicksal als Mensch trägt. Dieser Gott meint es wirklich ernst mit uns, dass er unsern Lebensweg als Menschen samt aller möglichen Widrigkeiten des Schicksals annimmt und teilt.
Vor gut sechs Monaten wurde das Jahr der Barmherzigkeit angekündigt. Vor einem Monat ist die Synode zu Fragen der Ehe und Familie im Vatikan feierlich abgeschlossen worden; und schon steht Weihnachten vor der Tür: ein Fest der Familie. Viele werden zu ihren lieben Angehörigen gehen oder kommen. Es wird nicht nur üppig gegessen, sondern auch fröhlich gesungen und gelacht. Geschenke werden ausgetauscht, Glückwünsche einander zugesprochen. Menschen werden wieder aufeinander zugehen und Zeichen der Aussöhnung und Versöhnung setzen. Die ganze Welt gerät in Bewegung, zu Recht: denn Jesus ist geboren, der Verkünder der Gnade Gottes.
Dennoch ist nicht zu übersehen: In diesen Tagen müssen viele Menschen gewollt oder ungewollt innerlich und äußerlich aufbrechen auf der Suche nach mehr Annahme und Aufnahme. Vertreibung und Flucht sind an der Tagesordnung: seelische und körperliche Not sind unübersehbar. Flüchtende Menschen müssen durch Täler und Berge, durch Wasser und Sonne und Schnee hindurch, in der Hoffnung irgendwo, irgendwann und irgendwie eine innere und äußere Heimat, eine Unterkunft und Herberge zu finden. Wer Glück hat, kommt vielleicht mit seelischen oder gar körperlichen Verletzungen davon. Einen Übergang vom Chaos und Elend in ein besseres und sicheres irdisches Leben schaffen manche aber nie.
Zu gegebenem Anlass lädt Papst Franziskus uns alle ein, im Anschluss an die Synode zu Ehe und Familie an die Menschen zu denken, die wie Josef, Maria und Jesus damals Hilflosigkeit und Ablehnung heute noch erfahren müssen. An sie sollten auch wir denken, für sie beten zu können, bereitet uns innerlich vor, dass wir das Fest der Geburt Jesu in diesen Tagen freudig begehen können. Mit Papst Franziskus beten wir für die Familien in Not, die unter quälender Armut leiden, dass sie in der Menschwerdung Gottes in Jesus stets ein Zeichen neuer Hoffnung finden.