Missionsgebetsmeinung des Papstes - August 2015

August 2015

Für uns alle, dass wir unsere Selbstbezogenheit prüfen und lernen, für Menschen am Rande der Gesellschaft Nächster zu sein.

P. Jean-Prosper Agbagnon SVD, Togo

„Allen aber, die ihn aufnahmen, 
gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, 
allen, die an seinen Namen glauben“ (Joh 1,12).


Mit Blick auf die Ausgegrenzten lädt Papst Franziskus für den Monat August ein, unsere Selbstbezogenheit zu überprüfen und zu lernen, für Menschen am Rande der Gesellschaft Nächster zu sein. Damit spricht der Papst ganz im Sinne des Evangelisten Johannes. 

Mir geht ein Spiel nicht mehr aus dem Kopf, das ich vor ca. dreißig Jahren mit meinen Freunden bei unserer Erstkommunionfeier aufführen durfte: ein Mann betet intensiv darum, dass Gott ihn endlich einmal besucht. Er möchte ihm ein Herzensanliegen mitteilen. Da offenbarte ihm eine innere Stimme, dass Gott persönlich am Sonntag zum Mittagessen kommen werde. Aufgeregt ließ der Mann sein Haus reinigen und ein Festmahl bereiten. Fieberhaft wartete er auf den göttlichen Besuch. Kurz nach 11:30 Uhr klingelte es. Als er die Tür öffnete, stand ein „Obdachloser“ vor ihm und bat um ein Almosen. Umgehend schickte er den ungebetenen Gast weg mit der Begründung, er erwarte einen bedeutenden Besuch. Um 11:45 Uhr fiel ein Ball spielender Kinder durchs offene Fenster. Er sah es, reagierte aber nicht. Als die Kinder schellten, ging er nach draußen und fuhr sie barsch an, sie sollen unverzüglich verschwinden, bevor er die Polizei rufe. Kurz darauf stand ein Bettler vor ihm und bat um Brot. Als er ihn sah, schloss er sofort die Tür. „Ja“, sagte er sich „ein Unglück kommt selten allein!“. Die Zeit verstrich, aber Gott erschien nicht. Den ganzen Tag wartete er vergeblich, es meldete sich keine göttliche Stimme, es zeigte sich kein göttliches Gesicht, wie er es sich vorgestellt hatte. 

Als er sich betend am nächsten Sonntag bei Gott beschwerte, sagte ihm die göttliche Stimme: `Ach, mein Freund, dreimal war ich bei dir und du hast mich zurückgewiesen: als Obdachloser, als spielende Kinderschar und als Bettler. Jedes Mal hast du mich weggeschickt.´ Da brach der Mann in Tränen aus, bat tausendmal um Verzeihung und versprach hundertfache Wiedergutmachung. 

Was immer auch den Heiligen Vater bewegt hat, dieses doch sehr drängende Thema der An- und Aufnahme von Ausgrenzten in der Missionsgebetsmeinung erneut aufzugreifen: es bleibt besonders für Getaufte ein Stachel im Fleisch. Diese Einladung ist zugleich eine Kritik an der Selbstbezogenheit und eine Aufforderung, an die Ränder der Gesellschaft zu gehen: wer Gott begegnen will, kommt an den Kleinen, Ausgegrenzten und Benachteiligten nicht vorbei. Freilich: Vor Betrug und auch aus Selbstschutz bleibt Vorsicht immer angebracht. Unsere Bemühungen werden sicher nicht alle Probleme aus der Welt schaffen. Dennoch müssen wir uns in der Nachfolge Jesu seinem Auftrag und Beispiel als Herausforderung stellen, „den neuen Formen von Armut und Hinfälligkeit – den Obdachlosen, Drogenabhängigen und Flüchtlingen usw.“, einschließlich der vereinsamten und verlassenen alten Menschen, unsere Aufmerksamkeit zu schenken. In jedem dieser Betroffenen ist Gott selbst gegenwärtig. In jedem von ihnen begegnet uns Gott. Ihnen Nachbar und Freund zu werden, sie aufzunehmen, bedeutet Gott selbst an- und aufnehmen, der für jeden einen Platz in seinem Herzen hat, und jeden ohne Ausnahme annimmt. Es ist und bleibt eine Herausforderung, die wir nicht übergehen dürfen, sondern mit der wir umgehen müssen. Möge Gott uns dazu die Kraft geben!


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