September 2015
Wir beten zu Gott, unserem Vater, für einen menschenwürdigen Ausbau von Bildung und Beschäftigung für alle Jugendlichen, damit ihr Leben eine Zukunft hat.
Junge Menschen finden sich heute oft in einem Dilemma, wenn sie mit ihrer Ausbildung fertig werden und sich dann fragen, welche Arbeitsstelle sie finden werden. Da sind die Diskurse der Politik, die das Alter für den Pensionsantritt hinaufsetzen und davon schwärmen, dass man sich der Erfahrung der älteren Mitarbeiter/Innen nicht berauben kann – wenn es in Wirklichkeit vor allem darum geht, die Pensionen nicht auszubezahlen, weil die Mittel dafür nicht mehr vorhanden sind. Da sind die Studiengänge der Jungen, die sie zu immer spezialisierteren Abschlüssen bringen. Die Arbeitgeber suchen bestens ausgebildete Mitarbeiter/Innen, die aber schon Erfahrung mitbringen sollen, die sie natürlich nicht haben können. Und wer Erfahrungen mitbringt zusätzlich zu einem ordentlichen Studienabschluss, ist dann „leider“ überqualifiziert, und bei Frauen besteht immer noch die „Gefahr“, dass sie vielleicht bald schwanger werden und dem Betrieb zur Last fallen können. Die Gesellschaft und Arbeitsmarktpolitik ziehen es vor, junge Menschen lange in der Arbeitslosigkeit zu halten und ihnen beizubringen, wie man wöchentlich fünf Bewerbungsschreiben verfasst, von denen kaum eines anlehnend beantwortet wird.
In seiner Enzyklika Laudato Si (LS) kommt der Papst von mehreren Seiten auf diese Themen zu sprechen. Eine Sichtweise hat zu tun mit der Bewertung und Sinngebung von Arbeit: „Seit unserer Erschaffung sind wir zur Arbeit berufen. Man darf nicht danach trachten, dass der technologische Fortschritt immer mehr die menschliche Arbeit verdränge, womit die Menschheit sich selbst schädigen würde. Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung“ (LS 128). Die technische Entwicklung unserer Zeit zielt schon lange darauf hin Arbeit zu reduzieren und von Maschinen erledigen zu lassen, die zivilisatorische Fragestellung, was für den Menschen dann noch sinnstiftende Arbeit sein kann, wird immer mehr zum Problem (von wenigen).
In diesem Zusammenhang spricht der Papst von der Notwendigkeit einer „generationsübergreifenden Solidarität“ – wieder eine etwas fremd gewordene Idee: „Der Begriff des Gemeinwohls bezieht auch die zukünftigen Generationen mit ein. Die internationalen Wirtschaftskrisen haben in aller Härte die schädlichen Auswirkungen gezeigt, welche die Verkennung eines gemeinsamen Schicksals mit sich bringt, aus dem jene, die nach uns kommen, nicht ausgeschlossen werden können. Ohne eine Solidarität zwischen den Generationen kann von nachhaltiger Entwicklung keine Rede mehr sein“ (LS 159).
Darin liegt wohl die größte Herausforderung dieser Gebetsmeinung: Dass sich vor allem junge Menschen heutzutage noch in einem größeren Kontext von Welt und Gesellschaft wiederfinden können, mit ihren kreativen und oft kritischen Beiträgen (vgl. LS 129 und das ganze vierte Kapitel, LS 137ff). Da tut es gut, den Optimismus des Papstes zu hören und vielleicht einzustimmen, damit das Engagement etwas bringt: „Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können. Der Schöpfer verlässt uns nicht, niemals macht er in seinem Plan der Liebe einen Rückzieher, noch reut es ihn, uns erschaffen zu haben. Die Menschheit besitzt noch die Fähigkeit zusammenzuarbeiten, um unser gemeinsames Haus aufzubauen“ (LS 13, meine Hervorhebung).