Missionsgebetsmeinung - November 2014

November 2014

Für eine weise Begleitung der Seminaristen und der jungen Ordensleute

© P. Norbert Cuypers SVD

In meiner Zeit als Spiritual in einem diözesanen Priesterseminar stellte mich ein Seminarist seinem Besucher als „Pater Spiritual“ vor. „Und was bitte ist ein Spiritual?“ wollte der erstaunte Besucher wissen. „Och“, meinte der Seminarist mit einem verschmitzten Lächeln auf seinem Gesicht, „das ist ein Ordensmann, der für uns sein spirituelles Innenleben nach außen kehrt!“

So amüsant die Antwort vielleicht im ersten Augenblick klingen mag, sie hat doch einen wahren Kern für mich. Als Spiritual im Priesterseminar, aber auch später als Leiter des Noviziates in der eigenen Ordensgemeinschaft habe ich immer versucht, die Seminaristen bzw. die Novizen ein wenig an dem teilnehmen zu lassen, was mich persönlich an Gott bewegt und fasziniert, was mich in der Beziehung mit Ihm herausfordert und was mich Ihm nachfolgen lässt. Dabei ist es mir stets ein großes Anliegen gewesen, den jungen Männern während ihrer Ausbildung nicht nur einen „Glauben an Gott“ näher zu bringen, sondern vielmehr einen „Glauben mit Gott“, denn auf diesen beiden Beinen steht für mich die gesunde Spiritualität eines zukünftigen Priesters oder Ordensmannes. Was bedeutet das im konkreten Leben?

1. Glauben mit Gott, das heißt als erstes: ich bemühe mich um eine persönliche Christusbeziehung, die sich natürlich in der aktiven Teilnahme in der Liturgie der Kirche einerseits, aber auch im persönlichen Gebetsleben andererseits ausdrückt. Die Treue im Gebet ist das Alltagskleid der Liebe zu Gott.

2. Glauben mit Gott schließt ferner die Bereitschaft zum Dialog mit den Mitmenschen ein. Die Fähigkeit, gesunde zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen und zu pflegen, gehört zur ganzheitlichen Ausbildung eines angehenden Seelsorgers dazu. Sich dem Gegenüber zu öffnen, ihn ehrlich Anteil nehmen lassen an meinem Lebens- und auch Glaubensweg: das kann in der Ausbildungsgemeinschaft genauso eingeübt werden, wie im Kontakt zu den Menschen in den Gemeinden oder zu den Mitstudenten an der Universität.

3. Glauben mit Gott fordert schließlich auch eine gesunde Selbsterkenntnis mit ein. Menschen, die Jesus nachgefolgt sind, waren nie perfekt oder gar fehlerlos. So ist es auch für die Beziehung mit Gott wichtig, hinabzusteigen in die eigene Wirklichkeit, in das Dunkel seines Selbst. Nur wer in Berührung ist mit seinen Talenten und Fähigkeiten, aber auch mit seinen Fehlern und Schwächen, wird in der späteren Arbeit in der Seelsorge fähig sein, die Menschen so anzunehmen, wie sie sind.

Richard Rohr, ein Franziskaner aus Amerika schreibt in einem seiner Bücher: „Wir wissen nicht wirklich, was es heißt, Mensch zu sein, bis wir Gott kennen gelernt haben. Und wir können Gott nicht wirklich kennen lernen als durch unser eigenes gebrochenes und gleichzeitig wunderbares Menschsein.“ Genau darum ging es mir stets, mir, dem Ordensmann, der sein spirituelles Innenleben nach außen kehrte.


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