Allgemeine Gebetsmeinungen - August 2014

August 2014

Für alle Fremden und Flüchtlinge: dass sie bei uns auf der Suche nach Unterkunft und Arbeit Verständnis, Schutz und Hilfe finden.

P. Christian Tauchner SVD

Gegen Ende Juni ging zum Weltflüchtlingstag die Nachricht durch die Medien, dass Ende 2013 über 52 Millionen Menschen auf der Flucht waren. Besonders der Konflikt in Syrien habe zur hohen Zahl beigetragen. Die gelegentliche Forderung, auch in den reicheren Ländern mehr Flüchtlinge aufzunehmen, wurde in den Berichten zum Weltflüchtlingstag den „Gutmenschen“ zugeschrieben, besonders der Vergleich mit der Leistung des Libanon etwa müsste die Politik Deutschlands, Österreichs usw. doch antreiben, noch wesentlich mehr zu tun. Über gut gemeinte „Hilfsprogramme“ und Solidarität hinaus müsste es allerdings vor allem auch um politische Anstrengungen gehen, für andere Bedingungen weltweit zu sorgen, damit die kriegerischen Konflikte und wirtschaftlichen Ungleichheiten den Flüchtlingsstrom erst gar nicht entstehen lassen.

Biblische Hintergründe

Für Christen sollte der Blick in die Bibel hilfreich sein und zur Solidarität motivieren, wie sie in der Gebetsmeinung angesprochen ist. Eigentlich würde damit die eigene Haltung so bestimmt, dass es gar nicht so sehr um Solidarität geht, sondern um eine existentielle Gleichheit und Teilen des Geschenks von Land, Freiheit und Leben, das jedem Menschen von Gott gleichermaßen geschenkt wird und daher zusteht. 

Im Alten Testament ist von „Fremden“ immer mit der Erinnerung an die eigene Geschichte des auserwählten Volkes die Rede. Israel soll sich der Fremden annehmen, weil es auch selber fremd war und unter der ungerechten Behandlung als Fremde durch eine unterdrückerische und ausbeuterische Weltmacht gelitten hat (vgl. Dtn 10,18). Zu der Zeit, als in Israel später eine brutale fremdenfeindliche Politik ausgerufen wurde (vgl. Neh 10,31; 13,23) – durchaus nicht unähnlich manchen Vorschlägen heutiger rechtsradikaler Parteien– , entstand als Gegenentwurf das Buch Rut, in dem gerade eine Moabiterin zum Vorbild gemacht wird. Den fremdenfeindlichen Berichten einer bestimmten Presse sollte man vielleicht auch heute in den christlichen Gemeinden andere Geschichten mit „Fremden“ entgegensetzen, die es zuhauf gibt. 

In der jungen Kirche gehörte das „Fremdsein“ offenbar noch zum Selbstverständnis der Christen. Im „Brief an Diognet“ aus dem 2. Jahrhundert heißt es: Die Christen „bewohnen ihr jeweiliges Vaterland, aber nur wie fremde Ansässige…; jede Fremde ist für sie Vaterland und jede Heimat ist für sie Fremde… Auf Erden halten sie sich auf, aber im Himmel sind sie Bürger“ (zum Bürgerrecht im Reich Gottes vgl. Eph 2,19). 

So eine Ansiedlung jenseits der gegebenen „Heimat“ im Hier und Jetzt würde es leichter machen, in unseren Gesellschaften „Verständnis, Schutz und Hilfe“ all denen anzubieten, die aus ihrer „Heimat“ fliehen mussten und in einem anderen Land nach Lebensmöglichkeiten suchen. Jeder eigensüchtigen Haltung, das „eigene“ Land vor dem Zugriff von hilfesuchenden Flüchtlingen schützen zu wollen, würde durch das eigene Bewusstsein des existentiellen Fremdseins und des Beschenkt Seins mit „Heimat“ und Wohlstand der Boden entzogen. 

Über die Haltung der punktuellen Solidarität hinaus ist allerdings das strukturelle Handeln der Politik gerade in den mächtigen und reichen Ländern gefordert – das heißt: von den Christen zu fordern –, damit nicht durch unsere (Wirtschafts-)Politik gerade die Ungerechtigkeiten weiter gehalten und verstärkt werden, die zum Elend und zur Flucht so vieler Millionen von Menschen führen.


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