Allgemeine Gebetsmeinung September 2012

September 2012

„Gott, unser Vater, wir bitten dich für alle, die in einer Regierung Verantwortung für ihr Volk übernommen haben, dass sie stets ehrlich, sozial und allein der Wahrheit verpflichtet handeln.“

P. Karl Jansen SVD

Worum es in dieser Gebetsmeinung geht, können wir gut an einem interessanten Beispiel aus den Vereinigten Staaten festmachen. Der amtierende Präsident Barak Obama hat seit Jahren versucht, eines seiner Wahlversprechen einzulösen, und hat vor einigen Wochen eine wichtige Etappe durchsetzen können, dass die Gesundheitsreform und damit eine Versicherungspflicht durch- und eingeführt wird. Aus eigener Erfahrung wissen wir, wie gut eine solche Einrichtung ist, auch wenn hierzulande die Klagen über eine „Zweiklassenmedizin“ lauter werden. Aber das ist ein anderes Thema. Viele haben über die Medien erfahren, dass 30 Millionen US-Amerikaner keine Krankenversicherung haben, denen durch die Gesundheitsreform neue Lebensperspektiven erschlossen werden.  – Vom politischen Gegner wird mit fadenscheinigen Argumenten alles unternommen, um diese so segensreiche Entscheidung in und durch die Massenmedien madig zu machen. – Den Kritikern der Reform geht es nicht um das Wohl des Volkes, sondern um Macht und Einfluss. 

Ein weiteres Beispiel aus Brasilien. Der frühere Präsident Luiz Inácio Lula da Silva, aus einfachen Arbeiterverhältnissen stammend und über viele Jahre in der Gewerkschaft engagiert, wurde bei verschiedenen Präsidentschaftswahlen immer als Sozialist und als unfähig, in Brasilien Neues zu bewirken, hingestellt. 2002 punktete er mit einem Programm gegen Hunger und Armut, und für eine bessere Bildung. Vor allem die langsam greifenden Sozialprogramme seiner ersten Amtszeit quittierte die arme Bevölkerung des Nordostens mit ihrer Treue und ermöglichten seine Wiederwahl. Seit Anfang letzten Jahres führt Frau Dilma Rousseff die Linie und Arbeitsweise Lulas im Präsidentenamt fort. Man sagt, die Zahl der unter der Armutsgrenze Lebenden ist in der Amtszeit Lulas von 40 Prozent auf 20 Prozent zurückgegangen.

Bei all dem Positiven, das die in der politischen Verantwortung Stehenden leisten, steht im Hintergrund oft die Versuchung, dem Einfluss finanzieller Interessen, dem Machtmissbrauch und der Korruption zu erliegen. Unwiderstehlich wird ihnen vorgegaukelt, dem Wohl des Volkes zu dienen, aber letztlich setzen sie knallhart ihre Interessen durch (z.B. die Energieriesen wie Vattenfall, EON oder RWE in der Diskussion um die Energiewende in der BRD; weiteres Beispiel die pharmazeutische Industrie in der BRD, die auf der bestehenden Preispolitik für Medikamente besteht und bei einer Veränderung der Preisgestaltung Arbeitsplätze ins Ausland zu verlegen droht. 

Misswirtschaft und Spekulation sowohl in der Politik wie in der Finanzwelt haben die gegenwärtige Krise in der EU ausgelöst. Verständlich also ist die Verärgerung der Bevölkerung über die Politiker. Das Volk wird wieder einmal „gemolken“,  steht vor dem Nichts; den Banken und deren Managern (die bei Entlassung satte Abfindungen einstreichen) wird geholfen.  

All das scheint mir Grund genug, das Gebetsanliegen des Papstes aufzugreifen und ernst zu nehmen.

 

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