Missionsgebetsanliegen des Hl. Vaters im Januar 2010

Januar 2010

Wir beten für alle, die an Christus glauben, um die Einheit aller Christen, damit das Evangelium lebensnah verkündet wird.

Mit Adam und Eva fing alles an. Im Guten wie im Bösen. Und als wir zur Welt kamen, da hatten wir schon gar nicht mehr die Wahl: Paradies oder lieber anderswo. Nein, Adam und Eva, Kain und Abel und alle Vorfahren hatten schon für uns gewählt und uns eine Welt mit Schönheitsfehlern hinterlassen. Eine Welt, in der unsere persönlichen Sündenfälle schon vorprogrammiert sind. Oder kennen Sie etwa jemanden, der die perfekte Erziehung genossen hätte von perfekten Eltern in einer perfekten Umgebung, so dass es ihm nie an Liebe und Zuwendung gemangelt hätte und er deswegen nie auch nur die leiseste Regung von Neid, Gier, Minderwertigkeitsgefühlen, Hass usw. die Chance gehabt hätte, in ihm aufzukeimen? Wohl kaum.

Ich lebe in Papua Neuguinea. Diese größte Insel im Pazifik nennt sich stolz „Paradies". Und sie könnte dafür durchgehen - wenn da nicht der Mensch wäre und (wie Eugen Roth es so schön ausdrückt) „menschelt". Papua Neuguinea ist zu 95% christlich. Das hat es dem beispiellosen Einsatz der Missionare und Missionsschwestern zu verdanken, die weder Kannibalen noch Malaria scheuten, und die bis heute in entlegenen Sümpfen und Tälern aushalten ohne medizinische Versorgung, ohne Strom, Telefon und Internet, ohne Zeitung und jegliche Freizeitgestaltung.

Leider hatten die Missionare nicht nur die Frohe Botschaft im Gepäck. Sie brachten auch die Ursünde der Kirche mit: ihre Gespaltenheit. Katholiken und Protestanten lieferten sich unwürdige Schlachten im Kampf um die heidnischen Seelen. Andere hinzukommende kirchliche Gruppen und Sekten warfen sich nur zu bereitwillig ins Gerangel um das wahre Christentum. Heute beherbergt Papua Neuguinea Dutzende, wenn nicht Hunderte christliche Kirchen. Keiner kennt die genaue Zahl; denn jeder, dem es einfällt, errichtet eine Hütte, ernennt sich selbst zum Pastor und sammelt seine Gläubigen um sich. Die Nation zerfällt in Hunderte größere und kleinere Stämme, die sich nicht selten befehden. Will man mit dem Feind nicht in dieselbe Kirche gehen, gründet man eben seine eigene. Eine traurige Art von Inkulturation. Und leider so abgeschaut von den missionierenden Christen.

Ich frage mich ernstlich: Worum sind wir eigentlich besorgter: um die christliche Botschaft oder um das Fortbestehen unserer eigenen Kirche? Eins scheint mir sicher: Christus gibt es nur ungeteilt; und der wahre, richtige Glaube kann nicht anders gefunden und gelebt werden als in der Einheit der Christen. Wie viel von unserer - persönlichen und kirchenamtlichen - Besorgnis um den richtigen Vollzug des Glaubens ist wohl im Tiefsten motiviert von Provinzialismus, von Nostalgie, Rechthaberei und dergleichen Menschlichkeiten? Ein Blick in die derzeitige Landschaft katholischer Pfarrgemeinden in Deutschland lässt einem ja die Haare zu Berge stehen. Wenn es um die nötige Neuordnung und Zusammenlegung von Pfarrgemeinden geht, scheint man beinahe zu vergessen, dass die anderen auch Christen sind. Da geht es nur noch um St. XY gegen St. Z; und wenn es die eigene Pfarrkirche nicht mehr geben sollte, ist der Untergang des lokalen Christentums so gut wie vorprogrammiert.

Diese Angst steckt tief im Menschen drin: Wenn ich etwas von mir hergebe, setze ich meine Identität aufs Spiel; wenn ich meine Identität nicht klar gegen andere abgrenze, bin ich niemand mehr. Wirklich? Nur mal zum Vergleich: „Er war wie Gott, hielt aber nicht daran fest, Gott gleich zu sein. Er entäußerte sich, wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich." (Phil 2, 6-7)
Oder: „Wer sein Leben retten will, wird es verlieren; aber wer sein Leben um meinetwillen und des Evangeliums willen verliert, wird es retten." (Mk 8,35)
Warum sollte man diese Sätze nicht auch im ökumenischen Gespräch zwischen den Kirchen wahr werden lassen? Ein Versuch lohnt sich. Bestimmt.

Anna Damas SSpS in die Anregung Januar 2010

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