Gebetsanliegen des Hl. Vaters im Dezember 2010

Dezember 2010

Wir beten, dass wir durch die eigene Erfahrung von Not und Schmerz für Menschen, die einsam, krank oder alt sind, mehr Verständnis aufbringen und so angeregt werden, ihnen großherzig zu begegnen.

Selbstblockierung durch Not und Schmerz
Not und Schmerz beeinträchtigen das menschliche Leben. Dadurch vermindert sich die bisher erfahrene gute Lebensqualität oder geht eventuell ganz verloren. Menschen, die Not und Schmerz erfahren, fühlen sich oft durch das Leben selbst bestraft und, wenn sie religiös sind, auch von Gott, dem Inbegriff des Lebens. Die Fragen: „Warum gerade ich? Warum trifft mich so etwas? Warum mutet mir das Leben solches zu? Womit habe ich das verdient? usw." artikulieren dieses Lebensgefühl. Das, was sie durchmachen und ihnen zugemutet wird, empfinden sie als eine Art Unrecht. Dagegen wehren sie sich. Sind sie so genannte „starke" Persönlichkeiten, revoltieren und protestieren sie gegen diese ihnen auferlegten Ungerechtigkeiten. Zuweilen geht diese Revolte und dieser Protest so weit, dass sie von diesen Erfahrungen her das ganze Leben als eine letztlich sinnlose Veranstaltung deuten. Menschen mit diesem Lebensgefühl werden oft sehr bitter und können selbst ihnen gegenüber wirklich gut gemeinte Reaktionen als solche nicht mehr wahrnehmen und lehnen sie ab. Sie bauen dadurch zusätzlich zu ihrer von außen auferlegten Not und ihrem Schmerz eine innere selbstzerstörerische Lebenshaltung auf und verharren darin. Es ist klar, dass Menschen dieser Couleur sich nicht zu einer Solidarität mit anderen Menschen, die von Not und Schmerz heimgesucht werden, aufraffen können und kaum zu einer wirklichen Empathie und zu einem Mitleid mit ihnen fähig werden.

Auflösung der Selbstblockierung
Aber dabei muss es nicht bleiben. Es gibt immer wieder Menschen, die die lebenszerstörerische Selbstblockierung als solche wahrnehmen und dann an sich zu arbeiten beginnen, um sie aufzulösen. In diesem Prozess entdecken sie, dass sie in der Erfahrung von Not und Schmerz nicht allein sind. Mit ihrer persönlichen Not und ihrem persönlichen Schmerz sind sie eingebettet in einer von ihnen bisher so nicht wahrgenommenen „Solidargemeinschaft" von Menschen, die Ähnliches wie sie erleiden. Eines Tages geht ihnen dann sicher auf, dass Not und Schmerz zur menschlichen Existenz gehören, weil das Leben insgesamt endlich, begrenzt und unvollkommen, eben kontingent ist. Sie können dann jedenfalls ihr Leid und ihre Not nicht mehr als persönlich gemeintes Unrecht oder über sie verhängte Strafe des Schicksals oder Strafe Gottes deuten. Das führt sie dann hoffentlich zu einem fundamentalen Perspektivenwechsel, in dem sich ihre Ichbefangenheit und Selbstzentrierung allmählich löst und sich ihnen die stärkende Kraft der wechselseitigen Empathie und des Mitleids auftut.

Das Lebenszeugnis Jesu
Die Lebenssicht Jesu, wie sie in den Evangelien aufscheint, kann ihnen dabei eine große Hilfe sein.

Die Evangelien schildern Jesus als einen Menschen, der sich besonders den leidenden und von vielfältigen Nöten geplagten Menschen zuwendet und ihnen Heilung und Heil schenkt. Das tut er aus einer tiefen Solidarität mit diesen Menschen heraus, die in seiner Empathie und in seinem Mitleid mit ihnen gründet. Der Jesus der Evangelien ist ja nicht einfach der „historische" Jesus, sondern immer schon der durch die Erfahrung von Leid, Kreuz und Tod in eine neue von Gott eröffnete Lebensdimension gelangte Jesus Christus. Als solcher zeigt er sich besonders offen, empfänglich, betroffen und berührt vom Leid der Menschen und eröffnet ihnen gerade dadurch neue Wege zu sich selbst und damit zu ihrer Heilung und ihrem Heil. Wer sich dann von dieser Lebenssicht Jesu leiten lässt und von daher sein Leben entwirft und realisiert, wird zu einem tieferen, sein eigenes Leben und das Leben anderer gelingen lassenden Mitleid und zu einer umfassenden Empathie mit allem, was leidet, geführt. Ihm und ihr wird dann auch ein tieferes Verständnis gerade für die einsamen, kranken und alten Menschen geschenkt.

Franz-Josef Janicki SVD in die Anregung 6/ 2010

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