Allgemeinen Gebetsmeinung - November 2009

01. Nov 2009

Wir beten, für alle Männer und Frauen in Politik und Regierungsverantwortung, lass sie stets auf den Schutz und die Bewahrung der Schöpfung bedacht sein.

Schutz und Bewahrung der Schöpfung (über)lebensnotwendig

Das Thema „Schutz und Bewahrung der Schöpfung" ist schon seit vielen Jahren ein notwendiger weltweiter gesellschaftspolitischer, kultureller und auch religiösspiritueller Dauerbrenner. Aber nicht immer nehmen die verschiedenen Medien, die die jeweilige Öffentlichkeit in den unterschiedlichen Bereichen aufbauen und bestimmen, diese Thematik in ihrer lebens- und überlebenswichtigen Bedeutung wahr. Andere anscheinend drängendere Probleme oder interessantere Themen schieben sich in den Vordergrund. Das hat sich in den letzten zwei, drei Jahren ein wenig geändert. Unübersehbar haben die Naturkatastrophen in dieser Zeit daran mitgewirkt, das allgemeine Bewusstsein für diese Thematik zu schärfen. Dazu haben auch die in der letzen Zeit immer wieder veröffentlichten UN-Statistiken beigetragen. Sie weisen darauf hin, dass die Häufigkeit und die Intensität von klimabedingten Überschwemmungen, Dürren und Erdrutschen sich in den letzten zwanzig Jahren verdoppelt haben und jährlich zunehmen. Die Gefährlichkeit und Bedrohlichkeit dieser Entwicklung ist nicht mehr von der Hand zu weisen. Es gibt viele Bemühungen, sich gegen diesen Trend zu stemmen und ihn zu wenden. Wie schwierig aber dieser Prozess ist, zeigt sich beispielsweise an dem kleinlichen Hickhack bei den Verhandlungen, um die Treibhausgase zu reduzieren und dadurch die selbstverursachten Klimaschäden zu minimieren oder zu beheben. 


„Antwort geben: "Anders leben"

Im Hintergrund dieses schwierigen Unterfangens steht sicher das große Problem der Umkehr und der Lebensänderung im Konsumverhalten der wirtschaftlich bestimmenden, mächtigen Wirtschaftsnationen. Darauf käme es aber an. Vor Jahren hat schon das bischöfliche Hilfswerk „Misereor" bei einer Fastenkampagne mit dem Leitwort „Antwort geben: Anders leben" darauf hingewiesen. Zu diesem Prozess können die Christinnen und Christen und besonders diejenigen, die im politischen und wirtschaftlichem Leben besondere Verantwortung tragen und bestimmenden Einfluss ausüben, einen unverwechselbaren Beitrag leisten. Dazu gehört dann allerdings, dass sie sich immer wieder die theologisch-spirituellen Grundlagen ihres Glaubens, die für die Thematik „Schutz und Bewahrung der Schöpfung" von Bedeutung sind, bewusst machen und daraus zu leben versuchen. 


Christinnen und Christen: geschöpfliche Mithandelnde Gottes

Dabei müssen sie sehen lernen, dass „Schutz und Bewahrung der Schöpfung" wesentlich zum schöpferischen Wirken Gottes gehört. Das heißt dann, dass sie in ihrem unbestreitbar aufgetragenen Mitwirken an dem Schutz und der Bewahrung der Schöpfung sich als geschöpfliche Mithandelnde Gottes sehen und das gibt ihnen einen besonderen Stellenwert und eine tiefere Motivationskraft für ihr eigenes Engagement. Dieses Engagement kann sich dann nicht einfach in dem sturen Erhalt des gegenwärtig Bestehenden erschöpfen, sondern wird sich vielmehr auch für die noch künftigen Möglichkeiten öffnen müssen, die im von Gott geschenkten Schöpfungspotential liegen. Die deutschen Bischöfe haben schon 1980 in ihrem Schreiben „Zukunft der Schöpfung - Zukunft der Menschheit" darauf hingewiesen, dass die Schöpfung zukunftsgerichtet ist und sie unter einem großen Verheißungshorizont steht. Wörtlich: “...die Zukunft der Schöpfung reicht weiter als unsere Kraft, sie zu gestalten... Gott hat die Welt nicht als eine Episode geschaffen... Wir glauben nicht nur an die Unsterblichkeit der menschlichen Geistseele, sondern `wir erwarten die Auferstehung der Toten und das Leben der kommenden Welt' (Glaubensbekenntnis). Über alles Vergehen dieser Weltzeit hinaus hat uns Gott einen neuen Himmel und eine neue Erde verheißen (vgl. Offb 22,1). Das Ende dieser Welt dürfen wir nicht herbeiführen, es ist Sache Gottes. Ebenso ist ihre Vollendung Sache Gottes. Unsere Sache aber ist es, die Welt so zu beherrschen und zu behüten, dass sie wahrhaft Zeichen der Hoffnung ist. Wir stehen unter dem Wort des Apostels: `Auch die Schöpfung soll von der Sklaverei und Verlorenheit befreit werden zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes' (Röm 8, 21)" (II, 6). 


Die Bedeutung Jesu Christi

Das alles als wichtig anzusehen für das schöpfungsgemäße Engagement der Christinnen und Christen, kann nicht ohne die besondere Wahrnehmung und Beachtung des Jesus- bzw. Christusereignisses geschehen. Über dieses Ereignis spricht das Neue Testament in unterschiedlichen „Sprachspielen". Manche mögen uns fremd erscheinen und einer von Fall zu Fall neuen Interpretation bedürfen. Aber sie haben ihre bleibende Bedeutung. So die neutestamentlich inspirierten Aussagen im oben genannten Wort der deutschen Bischöfe. Jesus Christus ist „das Wort, in dem alles erschaffen wurde, das göttliche Urbild der Schöpfung. Aber er bleibt nicht als ewige Idee über der Schöpfung, sondern begibt sich in sie hinein. In ihm nimmt Gott die Schöpfung zu eigen an. Seit der Menschwerdung des Sohnes Gottes gehört für ewig Welt in das Leben Gottes hinein... Jesus Christus hat in seinen Zeichen und Wundern, zumal in seiner Auferstehung uns eröffnet, zu welcher Herrlichkeit Schöpfung gerufen ist... Es gibt keinen tieferen Grund, kein radikaleres Maß und keine größere Zuversicht für die Aufgabe des Menschen an der Schöpfung als Jesus Christus" (II, 7). In der Besinnung auf diese, in diesen Hinweisen nur eben angetippten Grundlagen der christlichen Schöpfungsspiritualität liegt ein Schatz, der in die Thematik „Engagement für Schutz und Bewahrung der Schöpfung" eingebracht werden sollte, übrigens auch in der Form des Gebetes und der Fürbitte. 

 

Franz-Josef Janicki SVD, Kommentar zur Allgemeinen Gebetsmeinung November 2009 aus der Zeitschrift "Die Anregung", Ausgabe 6/2009, Steyler Verlag, Nettetal

ndk

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