Missionsgebetsmeinung - Oktober 2009

01. Okt 2009

Wir beten für das ganze Volk Gottes, dass es erneut die missionarische Verantwortung für alle Menschen erkennt und als heilbringende Herausforderung versteht und annimmt.

Was ist Mission? Wer ist Missionar? Wenn ich in Indonesien, auf der Insel Flores Dogmatik unterrichte, werde ich Missionar genannt. Wenn ich das gleiche in Sankt Augustin im Seminar der Steyler Missionare mache, kann es mir passieren, dass ein Mitbruder, der in Neuguinea arbeitet und gerade Heimaturlaub macht, mich fragt, bist Du auch irgendwo in der Mission. Wenn ich dann antworte, ja, ich bin auf Flores und unterrichte in unserem Seminar Dogmatik, wird er verständnisvoll nicken. Wenn ich aber sage, ja, ich unterrichte in Sankt Augustin Dogmatik, wird er mich etwas verwirrt anschauen.

 

Wir sind noch ziemlich oft einem geografischen Missionsbegriff verhaftet. Mission, das ist die Tätigkeit der katholischen Kirche in Asien, Afrika und Lateinamerika.

 

Dabei sind 80% der Florinesen katholisch und die Kirchen sind am Sonntag voller als in Deutschland. Und die Indonesier sind mittlerweile die stärkste Volksgruppe in der Missionsgesellschaft der Steyler Missionare. Wie ist es dann mit denen? Wenn ein florinesischer Steyler auf Flores arbeitet und dort eine Pfarrei leitet, ist er dann Missionar und wenn er in Deutschland unter Migranten arbeitet, ist er dann Seelsorger und kein Missionar?

 

Wir sehen, wir kommen nicht recht weiter mit diesem geografischen Missionsbegriff. Wir müssen uns zunächst einmal der Tatsache bewusst werden, Mission ist nicht ein Segment der Tätigkeiten der katholischen Kirche, nicht eine Tätigkeit der Kirche unter vielen. Mission ist die Seinsgrundlage und der Seinsgrund der Kirche. Die Kirche ist Mission, sie ist in der Welt, um Zeichen und Werkzeug des Heilswirkens Gottes zu sein. Gott hat eine Mission in der Welt zu erfüllen, er hat Einspruch erhoben, hat seine Unzufriedenheit mit dem Lauf der Welt ausgesprochen. Er möchte der Welt, der Menschheitsfamilie eine neue Ausrichtung geben, möchte sie in die rechte Richtung bringen, damit sie das Heil, das heile Leben erlangen kann.

 

Dazu hat er in Jesus seinen Sohn gesandt, hat ihn mit seinem Geist ausgerüstet, hat ihn ermächtigt, seinen Auftrag auszuführen. Alle diejenigen, die auf Christus hören, sich von ihm neu ausrichten lassen, sie sind die Kirche und sie sind die Gruppe von Menschen, an denen deutlich wird - wenn sie wirklich aus ihrem Glauben leben -, was Gott von den Menschen erwartet und was er ihnen geben will.

 

Das ist die Mission der Kirche, im Glauben und aus dem Glauben heraus das Leben, vor allem das Zusammenleben zu gestalten, und so Zeichen dafür zu werden, was Gott mit den Menschen vorhat, wie er ihnen Gemeinschaft ermöglichen und ihnen Leben in Fülle schenken will. Wenn die Menschen, die an Christus glauben, wir alle, die wir uns Christen nennen, sich wirklich bekehren, sich von Christus neu ausrichten, von seinem Geist sich beleben lassen, dann sind sie wie die Stadt auf dem Berg, die nicht verborgen bleiben kann, die man einfach sehen muss, die man unmöglich übersehen kann. Mission, Zeugnis, das ist kein zweiter Schritt, etwas, das zum christlichen Leben dazukommt, für das man sich in einem zweiten Schritt eigens entscheiden muss. Nein, Mission, Zeugnis, das ist christliches Leben wirklich gelebt. Wo jemand sich ganz auf Christus einlässt, sich von ihm und seinem Geist formen lässt, dort wird er ein Mensch, der ausstrahlt, dessen ganzes Leben Kunde gibt von dem, was ihn beseelt.

 

Das ist gemeint, wenn wir sagen, dass die Kirche ihrem Wesen nach missionarisch ist. Mission ist der Grundvollzug der Kirche. Sie betrifft jeden Christen, wo immer er auch lebt, und sie betrifft ihn in seiner ganzen Existenz, nicht in ein paar speziellen Tätigkeiten. Mission ist der Lebensvollzug der Kirche, des gesamten Volkes Gottes in all seinen Gliedern.

 

In diesem Sinn lässt uns die Missionsgebetsmeinung dieses Monats darum beten, dass das ganze Volk Gottes die eigene missionarische Verantwortung erkennt, übernimmt und diese als höchsten Dienst an der Menschheit versteht. Das ganze Volk, jeder, der sich Christ nennen möchte, steht unter dieser missionarischen Verantwortung. Und die Übernahme dieser Verantwortung, die Ausführung dieser Mission ist der höchste Dienst an der Menschheit, weil es um die wahre Art geht, Mensch zu sein, um die Neuausrichtung, die Gott uns Menschen, allen Menschen geben will, damit wir leben können, damit wir das wahre Ziel unseres Lebens erreichen können, das Glück in einem Leben der Gemeinschaft, die Teilhabe am gemeinschaftlichen Leben des Dreieinen Gottes.

 

Georg Kirchberger SVD, Kommentar zur Missionsgebetsmeinung Oktober 2009 aus der Zeitschrift "Die Anregung", Ausgabe 5/2009, Steyler Verlag, Nettetal

ndk

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