Missionsgebetsmeinung - August 2009

01. Aug 2009

Wir beten für die Christen in den Ländern der verfolgten Kirche, dass ihnen Menschenrechte, Gleichberechtigung und Religionsfreiheit garantiert werden, damit sie ihren Glauben angstfrei leben und bekennen können.

Es hat lange gedauert

Zunächst müssen wir angesichts der Missionsgebetsmeinung dieses Monats in aller Demut bekennen, dass die Leitung der katholischen Kirche sich lange gegen die Anerkennung der Menschenrechte, wie zum Beispiel der Meinungsfreiheit, vor allem aber der Religionsfreiheit entschieden gesträubt hat. In der Frage der Religionsfreiheit galt in der katholischen Kirche lange Jahre die Ansicht, dass nur die Wahrheit einen Anspruch auf Freiheit habe. Da aber nach dieser Ansicht nur die katholische Kirche im Besitz der Wahrheit ist, hat nur sie Anspruch auf freie Religionsausübung. Irrtümer, also alle anderen Kirchen und Religionsgemeinschaften, haben kein Recht auf Freiheit. Katholische Regierungen hatten nach dieser Auffassung die Pflicht, öffentliche Ausübung anderer Religionen zu unterbinden. Nur private Ausübung dieser „Irrtümer" könne gestattet werden, da natürlich niemand zum Glauben gezwungen werden könne.  

Erst auf dem 2. Vatikanischen Konzil und unter heftigen Diskussionen konnte sich die Ansicht durchsetzen, dass es bei der Religionsfreiheit nicht um Rechte der Wahrheit, sondern um Rechte der Menschen geht. Abstrakte Werte wie die Wahrheit werden nicht vom Recht berührt. Die Wahrheit muss sich in ihrer inneren Klarheit zeigen und durchsetzen. Das Recht ordnet das Verhalten der Menschen zueinander, nicht die Einstellung zu abstrakten Werten, und im Verhalten der Menschen zueinander verlangt es die Würde eines jeden Menschen, dass die anderen seine Überzeugungen achten und ihm Raum gewähren, nach diesen Überzeugungen und Werten zu leben, auch im öffentlichen Leben dafür einzutreten.

 

Missbräuche und Versuchungen 

In diesem Sinn haben wir uns immer dafür einzusetzen, dass die Staaten allüberall auf der Welt, die lauthals die Demokratie verkünden und sich als Demokratien proklamieren, auch die Spielregeln einer Demokratie einhalten. Zu diesen Spielregeln gehört es, dass jeder Bürger das Recht besitzt, nach seinen Überzeugungen, auch den religiösen Überzeugungen, zu leben und in der Öffentlichkeit dafür einzutreten. Aber wir müssen feststellen, dass in unserer Zeit diese Spielregeln der Demokratie, diese Achtung der Menschenrechte in vielen Staaten sehr zu wünschen übrig lässt.  

Da sind zum einen die noch verbliebenen kommunistischen Regierungen, die die freie Religionsausübung und die Bezeugung des Glaubens und des Evangeliums behindern und zu unterbinden versuchen. Zumindest sind sie bemüht, die Religionen und das religiöse Leben bis in innere Bereiche hinein zu kontrollieren. Als Diktaturen wollen sie die Gedanken der Bevölkerung lenken und möchten daher alles kontrollieren und überwachen.  

Dann sind da Länder und Gesellschaften, die in ihrer Mehrheit dem Islam, dem Buddhismus oder einer anderen Religion angehören. Sie stehen vielfach in der Versuchung, die Gesellschaft mit den Anhängern ihrer Religion zu identifizieren und anderen Religionsgemeinschaften zu verwehren, in der Öffentlichkeit in Erscheinung zu treten. So gibt es zum Beispiel in Indonesien immer wieder Schwierigkeiten, wenn Christen Kirchen für ihre Gottesdienste bauen wollen. Vielfach versuchen die lokalen Behörden solche Kirchbauten mit allen möglichen administrativen Mitteln zu verhindern.

 

Märtyrer sozialer Forderungen 

Besonders traurig ist es aber, dass viele katholische Regierungen, wie zum Beispiel in Lateinamerika, verhindern wollen, dass die Christen ihren Glauben leben und bezeugen, vor allem dort, wo es soziale Belange oder die Privilegien der Reichen und Bevorzugten betrifft. Wenn die Christen das Evangelium offen und öffentlich leben wollen, dann gehört es auch dazu, der prophetischen, sozialkritischen Botschaft des Evangeliums Gehör zu verschaffen.  

Gerade das aber wird von autoritären, rechtsgerichteten Regierungen vielfach unterbunden und mit allen Mitteln, auch mit brachialer Gewalt bekämpft. In unserer Gegenwart hat die Kirche mehr Blutzeugen und Märtyrer als in irgendeiner Phase der Kirchengeschichte in früheren Zeiten. In den häufigsten Fällen sind es Märtyrer der sozialen Forderungen des Evangeliums, die die Mächtigen, auch wenn sie selber Christen sind, nicht hören wollen.  

Leider werden gerade diese Märtyrer der sozialen Botschaft des Evangeliums auch oft von der Leitung der Kirche selber im Stich gelassen und nicht verteidigt.  

Wir stehen hier also vor einem weiten Feld von Diskriminierungen, Behinderungen und auch Bedrohung des Lebens aus den verschiedensten Gründen und mit unterschiedlicher Motivation. Es ist nötig, dass wir unsere Augen öffnen für diese Wirklichkeit, dass wir uns soviel wie möglich für Achtung und Verwirklichung der Menschenrechte einsetzen, wo immer wir die Möglichkeit dazu haben.  

In diesem Monat wollen wir auch mit der Missionsgebetsmeinung beten, dass Menschenrechte, Gleichberechtigung und Religionsfreiheit gewährt werden, damit die Christen ihren Glauben überall frei leben und bekennen können, damit die Würde der Menschen unter allen Umständen geachtet wird.

 

 

Georg Kirchberger SVD, Kommentar zur Missionsgebetsmeinung August 2009 aus der Zeitschrift "Die Anregung", Ausgabe 4/2009, Steyler Verlag, Nettetal

ndk

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