Missionsgebetsmeinung - Juli 2009

01. Jul 2009

Wir beten für unsere Kirche in aller Welt, lass sie zum Keim und Kern der Weltgemeinschaft werden, damit sie durch Gottes Beistand versöhnt und geeint werden kann.

Ein Gott der Gemeinschaft 

Die in der einen Familie Gottes versöhnte und vereinte Menschheit ist nichts anderes als das Reich Gottes, die vollkommene und beglückende, gelingende Zukunft aller Menschen.  

Der Gott, den wir Christen bekennen in unserem Glauben an den Dreieinen Gott, er ist ein Gott der Gemeinschaft, er bildet in seinem innersten Wesen eine vollkommene, zutiefst beglückende und glückliche Gemeinschaft. Dieser Gott der Gemeinschaft hat die Welt geschaffen und die Menschen in dieser Welt. Durch diesen seinen Ursprung im Dreieinen Gott ist der Mensch auf Gemeinschaft hin angelegt, nur in der Gemeinschaft kann er sein Glück finden und kann vollkommen zufrieden werden.

 

Hilf Dir selbst, so hilft Dir Gott!? 

Der Kern der Sünde der Menschen ist das Misstrauen gegen Gott. Der Mensch hat in Zweifel gezogen, dass er wirklich von Gott die absolute Sicherung des Grundes seiner Existenz erwarten kann. So hat der Mensch begonnen zu glauben, er müsse seine Existenz, die Grundlagen seines Lebens selbst sichern. Hilf dir selbst, so hilft dir Gott! Dieses Prinzip aber bringt den Menschen in Konkurrenz zu seinen Mitmenschen, die nach demselben Prinzip, aus den gleichen Quellen schöpfend, ihre Existenz bis in den Grund hinein sichern wollen. So sind Egoismus, Konkurrenzdenken, Zwietracht und Auseinandersetzungen in die Welt gekommen und haben die Gemeinschaft, das Zusammenglücklichsein der Menschen gründlich zerstört. Heute erfahren wir besonders deutlich, wie diese zerstörerischen Kräfte immer mächtiger werden, je mehr die Menschen sich von Gott abkoppeln.

 

Vertrauen in Gott 

Unser Gott aber hat sich nicht zurückgezogen und die Menschen ihrem selbstzerfleischenden Egoismus überlassen. Er ist gekommen und hat die Menschen immer wieder davon zu überzeugen versucht, dass man ihm vertrauen kann, dass er will und darum bemüht ist, dass die Menschen Leben in Fülle haben. In Jesus Christus hat er sein eigenes Leben hingegeben und gibt uns in der Eucharistie seinen Leib und sein Blut als Garantie dafür, dass der Grund unseres Lebens in ihm gesichert ist, dass er die unerschöpfliche Quelle des Lebens für uns ist und sein will.  

Zeugnis geben dafür, dass die Kirche Keim und Kern des Gottesreiches, der in Gott versöhnten und vereinten Menschheit ist, setzt also voraus, dass wir in uns selber das Vertrauen in Gott bilden und vertiefen, dass wir zu der tiefen Überzeugung kommen, dass wir uns auf Gott verlassen können, dass wir in ihm gesichert sind, dass wir von ihm, der Quelle des Lebens, auch mitten im Tod noch Leben erwarten können.  

Aus der Kraft dieses Vertrauens lebend können wir es dann aufgeben, immer unser Leben sichern zu müssen, immer in Konkurrenz zu anderen zu stehen, im Bemühen, im Kampf um Lebenssicherung. Wenn diese ruhige Gewissheit in unser Leben eingekehrt ist, dann können wir uns vertrauensvoll den anderen zuwenden, brauchen keine Angst zu haben, von anderen übervorteilt, der nötigen Ressourcen zum Leben beraubt zu werden. Befreit von diesen Ängsten können wir Gemeinschaft bilden, können anderen in ihrer eigenen Entwicklung helfen und sie fördern. Dadurch werden wir selber glücklicher und können glücklich machen, können echte Gemeinschaft bilden.

 

Der Auftrag der Kirche

Dieses Zeugnis braucht die Welt zu ihrer Gesundung, die Menschen brauchen es zu ihrem Glück. Und wo wir Christen in unseren christlichen Gemeinschaften, in unseren christlichen Kirchen, diese versöhnte und vereinte Gemeinschaft leben in der Kraft des Geistes Gottes, dort sind wir Keim und Kern dieser endgültigen, vollkommenen Gemeinschaft in Gott, die wir erhoffen.  

Die Kirche hat in der Kirchenkonstitution des 2. Vaticanums betont, dass sie nicht das Reich Gottes, nicht die endgültige Vollendung ist. Diese ist viel umfassender und vollkommener als die Kirche. Aber dort, wo Menschen wirklich ihren Glauben leben, wo sie vom Vertrauen auf den lebenspendenden Gott geprägt sind und daraus ihr Leben gestalten, dort ist das Reich Gottes im Keim wirklich und wahrhaft vorhanden, dort ist es schon zu fühlen, dort kann man es schon anfanghaft erleben.  

Es ist sehr wichtig, dass die Kirche sich der beiden Seiten dieser Wahrheit bewusst ist. Sie ist nicht das Reich Gottes, sie ist nicht die Vollendung, daran muss sie denken, damit sie sich nicht überschätzt und nicht überfordert. Auf der anderen Seite muss sie aber auch wissen und daran denken, dass sie nicht einfach eine menschliche Organisation, ein leeres Zeichen ist. Das Reich Gottes mit seiner Kraft, mit seinem Glück ist wirklich in ihr angebrochen, ist im Keim in ihr anwesend und muss durch ihr ganzes Leben und Wirken bezeugt werden.  

Wir wollen also in diesem Monat darum beten, dass immer mehr Christen immer tiefer zu diesem grundlegenden Vertrauen auf Gott finden, daraus ihr Leben gestalten und wenn nötig umgestalten und so fähig werden, echte, beglückende Gemeinschaft zu bilden. Das ist dann das Zeugnis dafür, dass die Kirche Keim und Kern der in der einen Familie Gottes versöhnten und vereinten Menschheit ist.

 

 

Georg Kirchberger SVD, Kommentar zur Missionsgebetsmeinung Juli 2009 aus der Zeitschrift "Die Anregung", Ausgabe 4/2009, Steyler Verlag, Nettetal

ndk

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