Missionsgebetsmeinung - Juni 2009

27. Mär 2009

Wir beten für die Ortskirchen in Bedrängnis und Not, dass sie durch Aufmerksamkeit und Zuwendung der Christen in aller Welt gestärkt werden.

Ein Strom von Blut und Tränen 

Unsere Welt ist zutiefst gezeichnet von Konflikten, blutigen, gewaltsamen, grausamen, menschenverachtenden Konflikten und Auseinandersetzungen. Ein riesiger Schwarzmarkt an Waffen sorgt dafür, dass diese Konflikte nicht austrocknen, dass die Tötungsmaschinen weiterlaufen können. Es gab und gibt Konflikte zwischen ethnischen Gruppen wie in Ruanda oder vor unserer europäischen Haustür auf dem Balkan. Daneben stehen Konflikte zwischen Religionsgemeinschaften, wie Jahre lang auf den Molukken in Indonesien. Dann haben wir Konflikte sozialer Natur, wie sie in verschiedenen Ländern Lateinamerikas immer wieder aufbrechen und ihre Opfer fordern. Auch Konflikte aus wirtschaftlichen Interessen wie die Golfkriege sind nicht zu vergessen. Und die meisten dieser Konflikte werden von einer Mixtur aus all diesen verschiedenen Faktoren am Leben gehalten. Ein Strom von Blut und Tränen ergießt sich über unsere Erde und überall stehen unsere christlichen Brüder und Schwestern in den verschiedensten Rollen in diesen Konflikten, vielen Gefahren an Leib und Leben ausgesetzt, und warten auf unsere Solidarität.


Die Erfahrung der Solidarität 

Solidarität, das Gefühl, nicht allein gelassen zu sein, ist sehr wichtig in schwierigen, lebensbedrohenden Situationen. Ich selber kann mich noch gut erinnern und werde es auch nicht vergessen, wie wir in Ledalero, auf Flores in Indonesien, nach dem schweren Erdbeben, das im Dezember 1992 unser Seminar völlig zerstört hat, dagesessen sind. Im Freien sind wir gesessen, ringsum nur Trümmer, es war Regenzeit, immer wieder hat es geregnet, jeder hat ein paar Trümmer gesucht, um sich einen Unterstand gegen den Regen zu bauen. Trauernd um den jungen Mitbruder, der beim Erdbeben ums Leben kam, im Freien, mitten im Regen mussten wir ihn aufbahren. Wie hat uns diese Situation niedergedrückt und apathisch gemacht! Und welche Befreiung, welches Aufatmen, als am anderen Tag schon Flugzeuge von Australien kamen, Zelte, Decken, einige Nahrung gebracht haben! Die Leute denken an uns, die Welt schaut auf uns, von überall her bekommen wir Zuspruch und Hilfe. Das hat uns sehr aufgerichtet und viel Mut gemacht. Wir sind mit neuer Energie darangegangen, die Trümmer zur Seite zu räumen, Notunterkünfte zu bauen und für die Zukunft einen Neuanfang zu planen.  

Nun ist natürlich die Lage nach einer Naturkatastrophe leichter als in einem schweren bewaffneten Konflikt, von dem man nicht weiß, welche Gräuel er noch ausbrüten wird und wann er denn vielleicht einmal zu Ende sein wird. Aber die Erfahrung der Solidarität dürfte ähnlich sein, vielleicht ist sie bei bewaffneten Konflikten mit all ihren Unwägbarkeiten noch wichtiger und noch befreiender. Zu wissen, da gibt es Menschen, die an uns denken, die uns verstehen, die sich einsetzen, um unsere Lage zu erleichtern, das gibt viel Aufwind in ganz schwierigen und niederdrückenden Situationen.


Nach Wegen suchen 

Und hier setzt unsere Gebetsmeinung für diesen Monat ein. Sie fordert uns auf, zu beten, dass wir, die wir in ruhigen Situationen leben, unsere Solidarität zeigen mit den Brüdern und Schwestern im Glauben, die in ganz schwierigen Situationen aus- und durchhalten müssen.  

An erster Stelle kommt es dabei darauf an, dass wir wirklich Interesse zeigen für das, was sich in der Welt tut, dass wir uns so gründlich wie möglich informieren über die Lage, gerade auch die Lage der Christen in den Krisengebieten.  

Wir leben in einem Informationszeitalter, in kürzester Zeit können die Nachrichten aus den entlegensten Gebieten der Erde in unsere Wohnzimmer transportiert werden. Aber da besteht natürlich die Gefahr, dass wir vom Informationsfluss ertränkt werden, dass wir gar keine Aufnahmefähigkeit mehr haben. Vor allem ist das Interesse der Mediengesellschaft sehr kurzlebig. Da lässt man sich aufwühlen, da nimmt man ein paar Tage lang Anteil, und dann rückt schon wieder etwas Anderes in den Vordergrund. Unser Interesse erlischt, und es ist vorbei mit unserer Solidarität. Interesse, Aufmerksamkeit und das über einen längeren Zeitraum, ist der erste notwendige Schritt.  

Dann aber kommt erst das Wichtigste, dass wir nach Wegen suchen, um den Mitchristen in diesen schwierigen Situationen auch wirklich unsere Solidarität zu zeigen, dass sie zu wissen bekommen, da ist jemand, der an sie denkt. Unterschriftenaktionen, Teilnahme an Solidaritätsvereinen, und welche Mittel auch immer es da gibt. Wir müssen uns darum bemühen, sie zu finden und sie dann auch einzusetzen, dafür muss man Energie und Zeit aufbringen.  

Wir wollen also beten in diesem Monat und darüber hinaus, dass viele von uns sich voll Interesse informieren, sich gründlich informieren, versuchen, auch Hintergründe zu verstehen, über einen langen Zeitraum hin an gewaltsamen Konflikten Anteil nehmen. Und dann, dass so viele, wie möglich voll Energie versuchen, Wege zu finden und zu gehen, um ihre Solidarität zu zeigen, damit die Brüder und Schwestern in schweren Situationen ermutigt werden und neue Kraft erhalten, um auch selber an Lösungen für ihre schwere Lage zu arbeiten.

 


Georg Kirchberger SVD, Kommentar zur Missionsgebetsmeinung Juni 2009 aus der Zeitschrift "Die Anregung", Ausgabe 3/2009, Steyler Verlag, Nettetal

ndk

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