Missionsgebetsmeinung Mai 2009

01. Mai 2009

Wir beten für die jungen Kirchen, dass sie bereit sind, an der weltweiten Verkündigung der Frohen Botschaft teilzunehmen und so das Evangelium bis an die Grenzen der Erde zu tragen.

Die christliche Kirche ist ihrem Wesen nach missionarisch. Eine christliche Kirche hat einen Auftrag, eine Berufung, sie ist nicht für sich selber da. Nur wenn sie aus dem Geist Christi lebt, sich von ihm umgestalten lässt und so durch ihr ganzes Leben Zeugnis von dem Geist und der Gesinnung Jesu Christi gibt, ist sie Kirche Jesu Christi.


Aus meiner eigenen Erfahrung 

Somit ist es eigentlich klar und selbstverständlich, dass die jungen Kirchen, die im Lauf der letzten Jahrzehnte durch die moderne Missionsbewegung ins Leben gerufen wurden, an dem universalen Missionsauftrag der Kirche teilnehmen müssen. Und sie tun es auch.  

Ich kann das aus meiner eigenen Erfahrung bestätigen. Ich arbeite in einem Priesterseminar der Steyler Missionare auf der Insel Flores in Indonesien. Die meisten Pfarreien auf Flores sind noch keine hundert Jahre alt. Die intensivere Missionierung dieses Gebietes hat in den 20-er Jahren des letzten Jahrhunderts begonnen. Und doch hat man schon 1937 ein Seminar für einheimische Priester gegründet. In den 70 Jahren seines Bestehens wurden in diesem Seminar 720 Steyler Patres geweiht; 350 von ihnen arbeiten derzeit in der ganzen Welt in Steyler Arbeitsgebieten, insgesamt in 46 Ländern. Aber nicht nur Indonesier, auch Inder, Philippinos, Afrikaner und andere, Priester, Schwestern, Brüder - sie stammen aus den jungen Kirchen und nehmen in großem Umfang am universalen Missionsauftrag der Kirche teil.


Wo immer Christen sich bekehren und aus dem Evangelium leben 

Wir dürfen aber nicht nur auf die schauen, die als sogenannte Missionarinnen und Missionare von den jungen Kirchen aus in alle Welt ziehen. Nicht nur durch sie nehmen die jungen Kirchen am Missionsauftrag teil, sondern durch ihre gesamte Existenz als christliche Gemeinden in der Umgebung, in der sie leben und die häufig von anderen Religionen geprägt ist. Wenn ich wieder Indonesien als Beispiel nehme: Unter 230 Millionen Einwohnern sind in Indonesien die Christen gerade mal 9%, ein Drittel der Christen sind Katholiken. Wenn diese Christen nun aus dem Geist des Evangeliums leben; wenn sie einstehen für Recht und Gerechtigkeit gegen Korruption und Machtmissbrauch; wenn sie an der Seite der Schwachen stehen; wenn sie ihre Stimme denen bieten, die nicht gehört werden; wenn sie sich um eine offene, dialogische Haltung zur Majorität der Muslime bemühen; wenn sie nach Konflikten und Gewaltausbrüchen mitarbeiten an einer dauerhaften Versöhnung - dann geben sie in all diesem Tun und in diesen Einsätzen ein konkretes Zeugnis für das Evangelium und den Geist Jesu Christi. Dadurch sind sie Missionare, nehmen als christliche Gemeinden teil am Missionsauftrag der Kirche. Wo immer Christen sich bekehren und aus dem Evangelium leben, wirklich aus ihrem Glauben heraus ihr Leben und das Zusammenleben gestalten, da stechen sie ins Auge mit ihrem Lebensstil, da geben sie Zeugnis von dem, der diesen ihren Lebensstil inspiriert und ermöglicht. Eine Stadt, die auf dem Berg steht, kann nicht verborgen bleiben, sie muss ins Auge fallen.

 

Dank, Hilfe und Erleuchtung 

Wenn wir diese Überlegungen betrachten, dann werden wir uns bewusst werden, dass wir allen Grund haben, Gott zu danken für diese jungen, dynamischen, kraftvollen Kirchen, die an vielen Orten der Erde ein wertvolles Zeugnis geben für das Evangelium und in vielfacher Weise am Missionsauftrag der Kirche mitarbeiten, ja die Hauptlast daran schultern.  

Zugleich werden wir uns aber auch bewusst werden, dass wir beten müssen um den Geist Gottes, um den Beistand Gottes, damit diese Teilnahme am Missionsauftrag der Kirche immer besser und umfassender von den jungen Kirchen wahrgenommen werden kann. Es ist sehr nötig, dass wir für die Ausbildung und Vorbereitung der Priester, Brüder und Schwestern beten, die sich in den verschiedenen religiösen Gemeinschaften auf den Missionsberuf vorbereiten. Ausbildung und Vorbereitung müssen sehr sorgfältig bedacht und geplant werden, müssen sehr gründlich durchgeführt werden, sie müssen immer wieder neu überdacht, erneuert und verbessert werden. Dazu braucht es die Hilfe und die Erleuchtung des Geistes Gottes. Diese Hilfe und Erleuchtung wollen wir erbeten, in diesem Monat und hoffentlich nicht nur in diesem Monat.  

Aber auch das Glaubenszeugnis der Gemeinden und Pfarreien der jungen Kirchen braucht unsere Aufmerksamkeit und unser Gebet. Immer wieder stehen wir Christen - wo auch immer wir leben - in Gefahr, dass wir vom Geist dieser Welt, dem Geist des Egoismus, der Profitgier, des Streites und der Zwietracht angesteckt werden und den Geist Gottes vergessen, nicht von ihm geformt und umgeformt werden. Wir müssen daher beten für die Gemeinden der jungen Kirchen, damit sie erfüllt, erneuert, gestaltet werden von dem Geist Gottes, dem Geist des Evangeliums, dem Geist Jesu Christi. Wir brauchen immer wieder aufs Neue diesen Geist, der das Angesicht der Erde erneuert. Und das ist der universale Missionsauftrag der Kirche, diesen Geist in die Welt hineinzutragen, uns von ihm umgestalten zu lassen, damit unser ganzes Leben und Wirken Zeugnis gibt von dem, was Gott mit dieser Welt vorhat, was er aus ihr machen kann, wenn wir seinen Geist wirken lassen.

 


Georg Kirchberger SVD, Kommentar zur Missionsgebetsmeinung Mai 2009 aus der Zeitschrift "Die Anregung", Ausgabe 3/2009, Steyler Verlag, Nettetal

ndk

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