Missionsgebetsmeinung - April 2009

01. Apr 2009

Wir beten für die benachteiligten Menschen in vielen Teilen der Welt, dass ihnen Christen durch ihr mutiges Zeugnis vom Evangelium der Solidarität und der Liebe Zeichen der Hoffnung sind.

Wie sieht es denn aus, das Zeugnis vom Evangelium angesichts der tragischen Lebensbedingungen der Armen, Schwachen, Frauen und Kinder? Die Kirche war sich immer ihrer sozialen Verantwortung bewusst, man hat die sozialen Forderungen des Evangeliums beachtet. Jahrhunderte lang hat die Kirche angesichts dieser tragischen Lebensbedingungen zahlreicher Menschen zur Wohltätigkeit aufgerufen. Sie hat die Reichen und Wohlhabenden aufgefordert, von ihrem Überfluss etwas abzugeben für die, denen es am Lebensnotwendigsten fehlt. Und man hat diese Aufforderung zu den leiblichen Taten der Barmherzigkeit dem Evangelium entnommen, dem bekannten Gleichnis vom endzeitlichen Richter, der sich mit den Armen und Bedürftigen gleichsetzt.

 

In den letzten Jahrzehnten ist dieses Modell der Wohltätigkeit eher in Verruf geraten - obwohl es in Notsituationen immer noch seine Gültigkeit besitzt. Angesichts explodierenden weltweiten Elends ist auch die Kirche sich der Tatsache bewusst geworden, dass Armut und Elend viel mit Ungerechtigkeit zu tun haben, dass die Armen, die Marginalisierten nicht nur um Almosen zu betteln, sondern ihr gutes Recht, ihre gerechten Chancen einzufordern haben.

 

Im Licht dieser Erkenntnis haben die Christen auch ihre Heiligen Schriften neu gelesen und sind sich der Tatsache bewusst geworden, dass Gott ein solidarischer Gott ist, dass er sich in der langen Geschichte Israels immer deutlicher als der zu erkennen gegeben hat, der nicht auf der Seite der siegreichen Heere steht, sondern auf der Seite der Opfer, dass er mit seinem Volk in die Verbannung zieht, dass er den Mächtigen und Königen gegenüber die Rechte der Waisen und Witwen einfordert.

 

In diesem Licht ist es vielen Christen immer deutlicher zu Bewusstsein gekommen, dass das Evangelium, dass der Gott des Evangeliums von ihnen Solidarität mit den Opfern der gesellschaftlichen Prozesse verlangt. Das Zeugnis für das Evangelium heißt dann, an der Seite derer stehen, die an den Rand gedrückt werden, die von den wirtschaftlichen Prozessen und Fortschritten überrollt werden, die für die Mächtigen nicht zählen, die aber für viele Fortschritte die Zeche zu zahlen haben. Zusammen mit ihnen, in Solidarität mit ihnen sollen die Christen für die Rechte, für die gerechten Chancen der Armen, Schwachen, Frauen und Kinder einstehen.

 

Das ist ganz und gar nicht leicht, es braucht viel Mut und Kraft und eine tiefe innere Überzeugung, ein Durchdrungensein vom Geist des Evangeliums. Dom Helder Camara hat einmal gesagt, wenn ich einem Bettler Almosen gebe, damit er seinen Hunger stillen kann, werde ich als frommer Mann angesehen und respektiert, wenn ich aber seine Rechte verteidige, damit er sich selber ernähren kann und nicht mehr zu betteln braucht, werde ich als Kommunist angeprangert. Und oft sind die Privilegierten, die ihre Vorrechte in Gefahr sehen nicht mit dem Anprangern zufrieden, sondern bereit, den Störenfried zu ermorden wie im Fall von Erzbischof Oscar Romero von San Salvador. Denn der Einsatz für die Rechte und Belange der Unterprivilegierten, stellt die Privilegien und Vorteile der Privilegierten in Frage, und sie wehren sich, um ihre alte Vorzugsstellung zu verteidigen.

 

Es braucht also dringend unser Gebet, damit Christen, die in gesellschaftlichen Verhältnissen leben, die für die Armen, Schwachen, Frauen und Kinder besonders tragisch sind, den Mut und die Kraft aufbringen, für das Evangelium und den solidarischen Gott, der an der Seite der Opfer stehen will, Zeugnis zu geben. Denn gerade dort, wo das Schicksal der Armen und Marginalisierten besonders tragisch ist, dort ist auch das Zeugnis für den solidarischen Gott besonders gefährlich.

 

Die Armen und Schwachen brauchen aber dieses Zeugnis der Solidarität, damit sie nicht in Verzweiflung versinken, damit sie Hoffnung schöpfen können, dass sie nicht allein dastehen, dass andere an ihrer Seite stehen, für sie arbeiten und mit ihnen gehen in ihrem schweren Schicksal. Aber nicht nur die Armen und Schwachen brauchen diese Solidarität, die ganze Welt braucht das Zeugnis für mehr Gerechtigkeit, damit diese unsere Welt eine lebenswertere Welt wird, die allen Menschen ein gutes Zuhause bietet.

 

Wir dürfen uns als Christen nicht einfach abfinden mit den Ungerechtigkeiten unserer Welt, wir dürfen die Opfer der Ungerechtigkeit nicht einfach abschreiben, wir dürfen sie nicht allein lassen. Wir sollen um Kraft beten für die Mitchristen, die in schwieriger Lage sich solidarisieren, so wie es die Missionsgebetsmeinung dieses Monats von uns erhofft. Wir sollen uns aber auch selber vom solidarischen Gott inspirieren lassen und Solidarität mit den Schwachen zeigen, für ihre Rechte eintreten, ihnen Zeichen der Hoffnung sein, wo immer es uns möglich und von uns gefordert ist.

 

Georg Kirchberger SVD, Kommentar zur Missionsgebetsmeinung April 2009 aus der Zeitschrift "Die Anregung", Ausgabe 2/2009, Steyler Verlag, Nettetal

ndk

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