Missionsgebetsmeinung - März 2009

01. Mär 2009

Wir beten für die Christen in China, dass sie sich im Sinne des Heiligen Vaters mit ihren Bischöfen, Priestern und Ordensleuten für Einheit, Gemeinschaft und Frieden einsetzen.

Die Katholiken in China haben in den letzten 60 Jahren eine sehr schwere Zeit durchgemacht und einen schwierigen Weg zurückgelegt.


Eine erste Verfolgung erlitt die katholische Kirche in den fünfziger Jahren. Sie brachte die Vertreibung der Bischöfe und der ausländischen Missionare, die Inhaftierung fast aller chinesischen Geistlichen und der Verantwortlichen der verschiedenen Laienbewegungen, die Schließung der Kirchen und die Isolation der Gläubigen. Ende der fünfziger Jahre wurden dann staatliche Organe, wie das Amt für religiöse Angelegenheiten und die Patriotische Vereinigung der chinesischen Katholiken mit dem Ziel geschaffen, jede religiöse Aktivität zu lenken und zu „kontrollieren". 1958 fanden die ersten beiden Bischofsweihen ohne päpstlichen Auftrag statt. Damit begann eine schwerwiegende Spaltung in der katholischen Kirche.

 

In den zehn Jahren von 1966 bis 1976 hat die Kulturrevolution die katholische Gemeinschaft heftig in Mitleidenschaft gezogen und dabei auch jene Bischöfe, Priester und gläubige Laien getroffen, die sich gegenüber den neuen, von den Regierungsautoritäten auferlegten Orientierungen gefügiger gezeigt hatten.

 

Mit den von Deng Xiaoping geförderten Öffnungen in den achtziger Jahren begann eine Zeit religiöser Toleranz mit der einen oder anderen Möglichkeit zu Bewegung und zum Dialog. Die Informationen, die von den kirchlichen Gemeinschaften Chinas kamen, bestätigten, dass das Blut der Märtyrer einmal mehr der Same für neue Christen war: Der Glaube war in den Gemeinden lebendig geblieben, die Mehrheit der Katholiken hatte ein glühendes Zeugnis der Treue zu Christus und zur Kirche gegeben, die Familien waren in ihrem Inneren zu einem Hort der Weitergabe des Glaubens geworden. Das neue Klima zeigte aber auch schmerzhafte Spaltungen in der katholischen Kirche.

 

In diese Situation hinein möchte der Papst mit seinem Brief sprechen. Er erinnert daran, dass einige Hirten, „die einer widerrechtlichen, über das Leben der Kirche ausgeübten Kontrolle nicht unterliegen wollten und wünschten, eine volle Treue zum Nachfolger Petri und zur katholischen Lehre zu bewahren, [....] sich gezwungen [sahen], sich im Geheimen weihen zu lassen" (Nr. 8), um die Seelsorge für die eigenen Gemeinden sicherzustellen. „Der Untergrund" - präzisiert der Heilige Vater - „fällt nicht in die Normalität des Lebens der Kirche, und die Geschichte zeigt, dass Hirten und Gläubige dazu nur mit dem mit Leid verbundenen Wunsch greifen, den eigenen Glauben unversehrt zu bewahren und keine Einmischung von staatlichen Organen in Dinge zu dulden, die das Innerste des Lebens der Kirche berühren" (ebd.).

 

Andere, vor allem in Sorge um das Wohl der Gläubigen und im Blick auf die Zukunft, „haben [...] eingewilligt, die Bischofsweihe ohne päpstlichen Auftrag zu empfangen, haben aber in der Folge darum gebeten, in die Gemeinschaft mit dem Nachfolger Petri und mit den anderen Brüdern im Bischofsamt aufgenommen werden zu dürfen" (ebd.). Der Heilige Vater hat in Anbetracht der Vielschichtigkeit der Situation und mit dem tiefempfundenen Wunsch, die Wiederherstellung der vollen Gemeinschaft zu fördern, vielen von ihnen „die volle und rechtmäßige Ausübung der bischöflichen Jurisdiktion gewährt".

 

Der genannte Brief spricht also eine Situation der Spaltung und der Zwietracht an, die nicht aus der katholischen Kirche selber gekommen ist, sondern von außen aufgezwungen wurde, weil eben die kommunistischen staatlichen Autoritäten Eingriffe in die Kirche verlangten, die einige nicht zu erlauben bereit waren, während andere glaubten, zum Wohl der Gläubigen auf diese Bedingungen und Forderungen eingehen zu müssen. Es ist dadurch eine schwierige Situation entstanden, die die Kirche in verschiedener Weise belastet und zu vielen Fragen Anlass gibt.

 

Der in der Gebetsmeinung angesprochene Brief will einige Klärungen in Streitfragen bieten, indem er vor allem auf die Prinzipien einer gesunden, katholischen Ekklesiologie hinweist, und er will auch auffordern, Wege der Einheit und der Einigung in dieser schwierigen Situation zu suchen. Diese Aussöhnung unter den verschiedenen Strömungen ist nicht leicht, es gibt viele Wunden und Verletzungen, es gab auch genügend Opportunisten unter denen, die sich mit staatlicher Zustimmung zu Bischöfen weihen ließen.

 

Wir müssen also wirklich in unseren Gebeten entsprechend der Gebetsmeinung dieses Monats um den Geist des Friedens und der Versöhnung für die Katholiken Chinas bitten, um die Kraft des Geistes, der das Verhärtete aufweichen kann, den Geist der Liebe und des Verstehens, kurz um den Geist Christi, um ihn, der das Angesicht der Erde erneuern kann. Möge er den Katholiken Chinas in einer schwierigen Situation helfen, damit sie zueinander finden und dann auch Zeugen und Wegbereiter einer tieferen Versöhnung werden können, die der ganzen Welt zugute kommt.

 


Georg Kirchbergen SVD, Kommentar zur Missionsgebetsmeinung März 2009 aus der Zeitschrift "Die Anregung", Ausgabe 2/2009, Steyler Verlag, Nettetal

ndk

Datenschutzhinweis

Diese Webseite nutzt externe Komponenten, wie z.B. Facebook und Youtube welche dazu genutzt werden können, Daten über Ihr Verhalten zu sammeln. Datenschutzinformationen