Missionsgebetsmeinung - Oktober 2008

04. Aug 2008

Wir beten - angeregt durch die Öffentlichkeitsarbeit der Päpstlichen Missionswerke - dass jede christliche Gemeinde durch Gebet, Opfer und konkrete Hilfe am Dienst der Weltmission der Kirche teilnimmt.

Am Ende jeder Messe wird uns die Losung mitgegeben: "Ite, missa est! Geht, ihr seid gesandt!" Wir, alle Gläubigen, sind gesandt, das Evangelium, die Frohbotschaft, zu verkünden. Wir alle, berührt vom Hl. Geist oder gar erfüllt von ihm, haben Wichtiges zu sagen. Das II. Vatikanische Konzil sagt dazu: "Die Kirche auf Erden ist ihrer Natur nach missionarisch." (Ad Gentes, 2)

 

Mission kann eine Bewegung sein, die uns von Ort zu Ort führt; sie kann ein Auftrag sein, etwas zu sagen oder zu tun; sie kann eine Berufung sein - meine Berufung im Leben, die klar ausdrückt, wer ich bin. Ganz gleich, wo wir missionarisch tätig sind, als Christen sollten wir unser Missionsverständnis auf einer Spiritualität aufbauen, die im Geist Gottes, im Geist Jesu Christi, verankert ist. Der Geist Gottes wohnt im Herzen eines jeden Gläubigen, er möchte uns antreiben, uns begeistern in unserer Jüngerschaft. Unsere Missionsspiritualität ist somit klar und einfach definierbar: ein Leben in und aus dem Hl. Geist. Sie ist ferner ein Leben aus dem Glauben: in der Kommunität, in der Erfahrung neuer Missionsaufgaben, ganz gleich ob in der nächsten Nachbarschaft oder am anderen Ende der Welt.
Missionsspiritualität hat auch zu tun mit unserm eucharistischen Leben, in dem wir an einem Tisch genährt werden, dem dann die direkte Aufforderung folgt: "Geht, verlasst eure Kirchen und Kapellen, verlasst eure gemeinsamen eucharistischen Feiern und geht, lauft, verkündet, teilt, handelt, heilt, schafft Gemeinschaft...!"

 

Eine echte Missionsspiritualität muss sich von der Erfüllung der beiden Hauptgebote unseres christlichen Lebens nähren, von den Geboten der Gottes- und der Nächstenliebe, d.h. von der Einheit eines tiefen Gebetslebens mit der Verpflichtung zur Gerechtigkeit und zur Veränderung in der Welt. Nach Rahner müssen die Christen in der Zukunft Mystiker sein oder sie werden nicht sein. Er glaubt, dass sie ohne ein echtes Gebetsleben und ohne eine tiefe Vereinigung mit Gott missionarisch kaum etwas zu bieten haben werden.

 

Vielleicht hilft es, wenn wir unsern Blick auf einige große Christen werfen, die ein missionarisches Leben im angegebenen Sinne geführt haben. Da ist die hl. Katharina von Siena (1348-1389). Sie zeigt uns, wie man voll des Geistes Gottes in die Welt hinausgehen kann, um die Frohe Botschaft von Liebe und Gerechtigkeit zu verkünden, wie man die gewohnte Atmosphäre der eigenen Kultur und Weltanschauung hinter sich lassen kann, um sich den schwierigen und manchmal gefährlichen religiösen, sozialen und politischen Fragen der Gesellschaft zu stellen. - Katharina schloss sich als Teenager drei Jahre lang fast vollständig in ihrem Elternhaus ein, um ihr Leben in Gebet und Fasten, in einer immer tieferen Vereinigung mit Gott verbringen zu können. Es heißt, dass sie bald eine glühende Liebe zu Jesus hatte, der sie aber eines Tages wissen ließ, dass die Zeit des Dienstes an anderen zu beginnen hatte. Es würde hier zu weit führen, genauer aufzulisten, was diese von der Liebe Gottes erfüllte junge Frau für die hungernden, kranken, einsamen und sonst wie leidenden Menschen ihrer Heimatstadt und Umgebung getan hat; wie sie sich nicht fürchtete, selbst weltlichen und geistlichen Fürsten die "Leviten zu lesen" und auf ihre eigentlichen Aufgaben hinzuweisen. Dass sie die erste "Kirchenlehrerin" der kath. Kirche ist, weist auf die Schriften hin, in denen sie ihre tiefen Erfahrungen der Liebe Gottes niedergeschrieben hat.

 

Wir könnten hier von der sel. Mutter Theresa von Culcatta sprechen, deren Gottes- und Nächstenliebe so tief vereinigt waren, dass sie Jesus im eucharistischen Herrn, in den Straßenopfern und in aufgelesenen Kranken sah. - Wir könnten auch von der kleinen Theresia von Lisieux (1873-1897), der Patronin aller Missionen, sprechen, die eine Mystikerin im wahrsten Sinne des Wortes war und ihr ganzes Leben, vor allem ihre vielen inneren Anfechtungen und Leiden, "zur Rettung der Seelen" annahm und dem Herrn aufopferte.

 

Ein Missionar soll hier noch erwähnt werden, der im Jahre 2003 von Papst Johannes Paul II. heilig gesprochen wurde: P. Joseph Freinademetz SVD (1852 - 1908). Als er im Jahr 1879 in Hongkong als China-Missionar an Land ging, betete er das Te Deum. Er hatte seine Familie, seine Pfarrei, seine Heimat mit den geliebten Tiroler Bergen verlassen, um hier in China zu missionieren, d.h. zu predigen, Teufel und böse Geister auszutreiben, zu taufen ... kurz, die Leute vom Aberglauben und Heidentum zu befreien. Was passierte? Alles kam so ganz anders, wie er sich das vorgestellt hatte. Niemand war interessiert an seinen Predigten, niemand dachte daran, sich taufen zu lassen, niemand wollte wissen, was ihn nach China verschlagen hatte. Allerdings interessierte den einen oder anderen seine lange Nase. Gelegentlich nannte man ihn auch einen "fremden Teufel" (=Ausländer). Lange versuchte P. Freinademetz mit dieser unerwarteten Situation fertig zu werden. Vergeblich! Aber da er tiefgläubig und ein Mann des Gebetes war, brachte er den Mut und die Kraft auf, die ganze Situation, vor allem seine missionarischen Vorstellungen, zu überdenken. Und er machte die Entdeckung, dass er sich in seinem Verhalten und in seinem Handeln weitgehend von westlichen Ideen und Vorstellungen bestimmen ließ.

 

Es kam zu seiner "Bekehrung." Er begann zu verstehen, dass er vom chinesischen Menschen auszugehen hatte: von seiner Sprache, seiner Kulturgeschichte, seinen Gewohnheiten, seinen religiösen Erfahrungen... Und prompt stellte Freinademetz einen Wandel im Verhalten der Chinesen fest: man kam zu ihm, vertraute ihm, wollte mit ihm zusammenarbeiten. Er verstand: nicht die Chinesen mussten sich bekehren, er musste sich einer "Bekehrung" unterziehen. Er tat das und begann die Chinesen zu verstehen, sie zu schätzen und zu lieben, so dass er davon sprach, auch im Himmel mit den Chinesen zusammen leben zu wollen. Seine Bekehrung wurde ein Wendepunkt für sein missionarisches Schaffen in China. Vielsagend für das weitere Schaffen des Heiligen ist der auf ihn zurückgehende Satz: "Die Liebe ist die Sprache, die alle Menschen verstehen."

 

Lasst uns immer wieder dafür beten und arbeiten, dass unsere christlichen Gemeinden die Notwendigkeit empfinden, an der Weltmission der Kirche durch das Gebet, das Opfer und die konkrete Hilfe teilzunehmen.

 

Kommentar zur Missionsgebetsmeinung Oktober 2008 aus der Zeitschrift "Die Anregung", Ausgabe 5/2008, Steyler Verlag, Nettetal

Arnold Sprenger SVD

Datenschutzhinweis

Diese Webseite nutzt externe Komponenten, wie z.B. Facebook und Youtube welche dazu genutzt werden können, Daten über Ihr Verhalten zu sammeln. Datenschutzinformationen