Missionsgebetsmeinung - April 2008

01. Apr 2008

Wir beten für die zukünftigen Priester und Ordensleute in den jungen Kirchen, dass sie - kulturell und spirituell gut ausgebildet - fähig werden, ihre Länder und die ganze Welt für die Botschaft Jesu zu gewinnen.

Der augenblickliche Stand weltweit
Die Welt ist im Umbruch. Überall wird nach neuer Erziehung und Ausbildung der Jugendlichen Ausschau gehalten, die sich auf die neue Situation im Lande, auf Probleme, aber auch auf neue Möglichkeiten des menschlichen Zusammenlebens und des wirtschaftlichen Fortschritts einstellen. Das gilt vor allem für viele Länder in Afrika und Asien. In nicht wenigen dieser Länder haben die Kirchen noch keine lange Geschichte und Tradition. Sie sind somit besonders herausgefordert. Zu diesen "jungen" Kirchen gehört auch die Kirche Chinas. Man kann sich gut vorstellen, dass die Kirche dieses aufstrebenden Riesenreiches einmal eine bedeutende Rolle im "Konzert der Weltkirche" spielen wird. Wir wollen uns hier in unsern Überlegungen Gedanken zur spirituellen und kulturellen Ausbildung der zukünftigen Priester in China machen.

 

Die Situation in China
Wem es vor 20 bis 30 Jahren vergönnt war, einen Blick auf die chinesische Kirche zu werfen, sah sich sehr bald mit dem Problem Obergrundkirche und Untergrundkirche konfrontiert. Es war sicher eines der größten Probleme. Der vor kurzem veröffentlichte Brief Papst Benedikt XVI. an die Chinesen ist ein Beweis dafür, dass noch weiter um das Kirchenverständnis in China gerungen wird. Aber als Hauptproblem hat sich die Frage nach der Ausbildung (Formation) des jungen Klerus (und vieler Schwestern) immer mehr in den Vordergrund geschoben. Bestimmte Auswirkungen der "Kulturrevolution" kommen jetzt zum Tragen. Es fehlen vor allem die Erzieher(innen) und Lehrer(innen), die während der Kulturrevolution hätten (in China oder im Ausland) ausgebildet werden müssen. Die Last der Formation liegt heute auf den Schultern eines überalterten Klerus und/oder in den Händen junger Priester, die gerade ihr Studium im Seminar abgeschlossen haben und denen es darum oft genug an Wissen und Erfahrung mangelt.

 

Zuweilen hört man Gläubige darüber klagen, dass jungen Priestern (manchmal sogar Neupriestern) Pfarreien anvertraut werden. Die Priester feiern zwar täglich die hl. Messe, aber darüber hinaus scheint sich nicht mehr viel zu tun: keine oder nur seltene Hausbesuche oder andere Kontakte; ähnlich steht es mit Kursen (Bibel, Glaubensunterweisung), mit Anleitungen zu missionarischem Arbeiten, mit Treffen von Pfarrvertretern und Priestern anderer Pfarreien zum Erfahrungsaustausch und zum gemeinsamen Planen. Junge Priester bedauern zuweilen selbst, dass in solchen Situationen das Gebetsleben schnell erlahmt und die Betrachtung eine immer geringere Rolle im religiösen Leben einnimmt. Es gibt allerdings auch nicht wenige Priester, die von ihrer Berufung überzeugt sind und in ihren Gemeinden - den Umständen entsprechend - recht gute Arbeit leisten.

 

Was nun zur Verwirklichung der Missionsgebetsmeinung dieses Monats getan werden könnte oder sollte, ist zum Teil in der kritischen Analyse der gegenwärtigen Situation impliziert: ein bewusstes Zugehen des Priesters auf seine Gemeinde; eine enge Zusammenarbeit mit den andern Priestern seiner Gemeinde und den Priestern der Nachbargemeinden; in einem Verhältnis zu Gott leben, in dem immer wieder das eigene Leben wie auch das Leben der dem Priester Anvertrauten der Liebe und Allmacht Gottes empfohlen werden. Hier könnte man auf die verschiedensten Gebets- und Meditationsweisen hinweisen. Man denke z.B. an das Beten und Arbeiten des hl. Paulus, das schließlich in dem Geheimnis "Nicht mehr ich lebe, Christus lebt in mir" seine Vollendung fand.

 

Eine wichtige Rolle in der kulturellen und spirituellen Ausbildung und Weiterbildung der zukünftigen Priester wird der Diözesanbischof spielen. Hier sollen nur kurz einige wichtige Aspekte angedeutet werden: Das persönliche Verhältnis des Bischofs zu den Priestern; sein Einsatz für die Solidarität der Priester; seine Sorge um die Gesundheit, das Arbeitspensum, die Erholung, die finanziellen Belange, das Wohnen der Priester; sein Interesse am religiösen Leben (Exerzitien, religiöse Vorträge) und an der (theologischen, kulturellen und sozialen) Weiterbildung seiner Priester; seine Vision bezüglich missionarischer Aktivitäten in der eigenen Diözese und über die Diözese hinaus. Hier könnte es hilfreich sein, sich mit den Methoden und Erfolgen anderer religiöser Gemeinschaften (z. B. der Protestanten) vertraut zu machen.

 

Unser Thema ist unerschöpflich. Aber schon die bisherigen Ausführungen machen klar, dass die Missionsgebetsmeinung für April ein Thema ist, das uns immer wieder beschäftigen sollte. Alle unsere menschlichen Anstrengungen werden nicht genügen, die zukünftigen Priester auf ihre große Arbeit entsprechend vorzubereiten. Gott selbst muss in ihnen wirksam werden und dazu braucht es unser dauerndes und vertrauensvolles Gebet.


Kommentar zur Missionsgebetsmeinung April 2008 aus der Zeitschrift "Die Anregung", Ausgabe 2/2008, Steyler Verlag, Nettetal

Arnold Sprenger SVD

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