Missionarische Gebetsmeinung - November 2007

01. Nov 2007

Wir beten, dass in Korea der Geist der Versöhnung und des Friedens wachse.

Die Missionsgebetsmeinung für den Monat November 2007 lenkt unseren Blick auf die Koreanische Halbinsel. Fast das ganze zweite Jahrtausend hindurch bildete sie mehr oder weniger ein gemeinsames Reich, das spätestens bei der Teilung des Landes im Jahre 1945 ein jähes Ende nahm. Seitdem gibt es zwei unabhängige Staaten, die in ihrer Entwicklung nicht unterschiedlicher sein könnten.  

Die Demokratische Volksrepublik Korea, allgemein besser bekannt als Nordkorea, umfasst den nördlichen Teil der Halbinsel und ist nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Ostblocks einer der wenigen verbliebenen realsozialistischen Staaten. Seit Jahren kommt das Land mit seinen rund 23 Millionen Einwohnern nicht aus den Negativ-Schlagzeilen der Medien heraus. Gründe dafür sind wohl das umstrittene Atomwaffenprogramm Nordkoreas und die Weitergabe von militärischer Raketentechnologie. Bekannt ist aber auch, dass es immer wieder große Hungersnöte im Lande gab und gibt. Außerdem werden die Menschen bis heute mit brutaler Gewalt daran gehindert, ins benachbarte Ausland zu reisen oder sich dort gar eine neue Existenz aufzubauen.  

243 Kilometer Grenze teilt sich Nordkorea mit dem Süden, der Republik Korea, eher bekannt unter den Namen Südkorea. Mehr als 48 Millionen Menschen leben hier. Auch ihnen ist nicht erlaubt, mit dem einzigen direkten Nachbarland im Norden Kontakt aufzunehmen. Zu groß sitzt der Regierung wohl bis heute die Angst im Nacken, Nordkorea könne eines Tages erneut in das Land einmarschieren. Deswegen pflegt Südkorea zu den Vereinigten Staaten (USA) einen starken wirtschaftlichen und politischen Kontakt. Der gemeinsame Feind schweißt die beiden Länder wohl zusammen. Große Truppenkontingente der Amerikaner sind in Südkorea stationiert.  

Nein, Krieg im eigentlichen Sinne gibt es zwischen Nord- und Südkorea nicht. Die Waffen beider Länder schweigen. Aber kann man deshalb schon von Frieden sprechen? Lange Jahre herrschte gegenseitiges Misstrauen und Ablehnung auf höchster Ebene und auch heute, seit mehr als 60 Jahren, sind die Beziehungen beider Bruderländer noch nicht sehr gut. Auf dem Hintergrund der nordkoreanischen Politik ist das mehr als verständlich. Der Schmerz der Trennung steckt tief im Bewusstsein der Bevölkerung, vor allem bei jenen Menschen, deren Familien betroffen sind. Hier wird er konkret spürbar, denn nicht wenige haben Angehörige auf beiden Seiten. Die sehr emotional geladenen Fernsehbilder der ersten, aber bis heute immer noch vereinzelten Begegnungen von Verwandten, gingen damals um die Welt. Wie sehr wäre es den Menschen zu wünschen, dass es einmal in der Geschichte ein wieder vereinigtes Korea geben könnte. Zumindest aber doch zwei Staaten, die friedliche und freundschaftliche Beziehungen pflegen würden.  

Ist eine Wiedervereinigung von Nord- und Südkorea denkbar? So vielleicht, wie damals zwischen Ost- und Westdeutschland? In der Tat gab es in den vergangenen Jahren zunehmend kleine Schritte der Annäherung. Inzwischen arbeiten vereinzelte Firmen im Grenzgebiet der beiden Staaten zusammen und auch eine Eisenbahnlinie von Seoul über Pjöngjang nach Sinúiju an der chinesischen Grenze ist vor kurzem eröffnet worden. Auch ein offizielles Treffen der obersten Staatsmänner im Jahr 2000 wurde möglich gemacht. Allerdings wurde im Nachhinein bekannt, dass Südkorea dafür tief in die Tasche greifen musste und eine Unsumme Geld nach Nordkorea überwies. Das hinterließ einen bitteren Beigeschmack in der Völkergemeinschaft.  

In der Geschichte unseres Globus hat sich immer wieder gezeigt, dass Friede und Versöhnung zwischen zerstrittenen Völkern nur langsam wachsen. Es braucht Zeit für beides. Denken wir an die Geschichte des geteilten Deutschlands. Lange hat es gebraucht, bis die Mauer fallen konnte und noch immer sitzt sie bei dem einen oder anderen fest im Hirn. Vertrauen entsteht in kleinen, oft schmerzhaften Schritten. Und doch sind sie nötig, denn gerade im Fall von Nordkorea wird deutlich, wie sehr der Konflikt zweier Länder auch den Frieden der gesamten Welt gefährden kann. So gesehen ist es gut, dass wir als Christen in diesem Monat vom Papst eingeladen werden, dieses Anliegen im Gebet mitzutragen.

 

Norbert Cuypers SVD, Kommentar zur Missionsgebetsmeinung November 2007 aus der Zeitschrift "Die Anregung", Ausgabe 6/2007, Steyler Verlag, Nettetal

ndk

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