Allgemeine Gebetsmeinung - Februar 2007

01. Feb 2007

Wir beten, dass die Güter der Erde, die Gott allen Menschen geschenkt hat, gerecht verteilt und solidarisch genutzt werden.

Im Jahr 2004 zählte das internationale Konversionszentrum Bonn 25 Kriege und 17 bewaffnete Konflikte, ein Drittel davon im Zusammenhang mit der Sicherung von Rohstoffen.

Der Kampf um die immer knapper werdenden Rohstoffe der Erde muss nicht immer ein bewaffneter Krieg sein, aber wie die genannte Statistik zeigt, scheut man auch vor blutigen Kriegen nicht zurück. So ist das amerikanische Engagement im Nahen und Mittleren Osten nicht zu verstehen ohne das vitale Interesse Amerikas an einem gesicherten Zugang zum Erdöl. So oft die Bush-Administration es auch leugnet, bleibt es doch Tatsache, dass der Irakkrieg auch ein Krieg um die irakischen Ölfelder war.

Der Kampf um das Erdöl ist nur ein Beispiel für den Kampf um die Rohstoffe. Ein Großteil der Rohstoffe befindet sich in den ärmeren Ländern des Südens. Sie machen den Reichtum dieser Länder aus - seien es Vorkommen von Kupfer, Zink, Gold, Bauxit, Uran, Coltan oder Diamanten, Erdgas und tropische Edelhölzer. Nun haben die armen Länder oft nicht das Know-how, um ihre Rohstoffe zu verarbeiten, und sind so auf die hochtechnisierten Länder des Nordens angewiesen. Doch diese können dann die Preise diktieren. Die armen Staaten erhalten wenig für ihre unverarbeiteten Rohstoffe und müssen später das verarbeitete Produkt für teures Geld von den reichen Ländern wieder erwerben.

 

Die armen und die reichen Länder

In diesen armen Ländern des Südens wohnt etwa 80 % der Erdbevölkerung. In den reichen Länder des Nordens nur 20 %, aber sie verbrauchen 80 % der Rohstoffe und stoßen etwa 80 % der Schadstoffe aus. Zu diesen Schadstoffen gehören die Abgase, die die Erde verpesten, eine unaufhaltsame Erderwärmung verursachen und die schützende Ozonschicht der Erde gefährlich reduzieren.

Das labile Gleichgewicht unseres Ökosystems wird gestört, und die schlimmen Folgen werden erst spätere Generationen voll zu spüren bekommen. Daher ist in den letzten Jahren der Begriff der Nachhaltigkeit wichtig geworden. Nachhaltigkeit meint, keinen Raubbau an der Natur zu betreiben, sondern die Güter der Erde so zu gebrauchen, dass auch künftige Generationen davon leben können.

D. h. zum Beispiel, die fossilen Energien (Erdöl, Erdgas, Kohle), die immer mehr zur Neige gehen, nicht alle aufzubrauchen, sondern auch künftigen Generationen davon übrig zu lassen. Es heißt also, erneuerbare Energien (Sonne, Wind, Wasser) zu nutzen und sich darauf zu konzentrieren. Es heißt, die Meere und Flüsse und alle Gewässer unverschmutzt zu erhalten, die Tier- und Pflanzenarten zu bewahren, die tropischen Regenwälder und alle Wälder zu schützen, das labile Ökosystem der Alpen nicht durch ungehemmten Tourismus zu zerstören - all das im Blick auf die Zukunft, in Solidarität mit den Menschen, die nach uns die Erde bewohnen werden.

 

Die Erde gehört nicht den Multis

Wir beten, dass die Güter der Erde, die Gott allen Menschen geschenkt hat, gerecht verteilt und solidarisch genutzt werden. Solidarisch nutzen, das heißt nicht nur Solidarität mit künftigen Generationen, es heißt auch: Solidarität zwischen Reich und Arm. Es heißt, dass die armen Länder auf dem Weltmarkt einen fairen Preis für ihre Rohstoffe erhalten, und dieser Preis nicht faktisch von den reichen Ländern diktiert wird. Ebenso fordern die Länder des Südens, dass die industrialisierten Nationen ihren Energiehunger zügeln, damit die begrenzten Vorräte an fossilen Energien solidarisch verteilt werden.

Die Erde gehört nicht den internationalen Multis, nicht dem Kapital im Zeitalter der Globalisierung. Es klingt altmodisch, ist aber höchst aktuell: die Erde gehört Gott. Sie gehört nicht uns Menschen, sie ist uns nur zu treuen Händen anvertraut. Wir sollen sie als Kinder des Vaters, als Brüder und Schwestern, gerecht und solidarisch verwalten und die Güter, die Gott allen gegeben hat, miteinander teilen.

 

Karl Neumann SVD, Kommentar zur Allgemeinen Gebetsmeinung Februar 2007 aus der Zeitschrift "Die Anregung", Ausgabe 1/2007, Steyler Verlag, Nettetal

Karl Neumann SVD

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