Allgemeine Gebetsmeinung - Januar 2007

01. Jan 2007

Wir beten, dass die Hirten der Kirche gegen alle Bereitschaft zur Gewalt beharrlich auf den Weg des Friedens hinweisen.

"Die Terrororganisation Al Qaida im Irak drohte am Montag mit einem heiligen Krieg, bis der Islam die Weltherrschaft erlangt habe. Auf einer islamistischen Webseite, die der Organisation zugeschrieben wird, heißt es in einer Erklärung, nach einem Sieg des Islam im Dschihad werde es für die Unterlegenen nur die Möglichkeit geben, zum Islam überzutreten oder mit dem Schwert getötet zu werden" (FAZ vom 18.9.06). Dies ist nur die Spitze eines Eisbergs von Hassparolen aus der islamischen Welt gegen das Christentum, gegen die katholische Kirche, gegen den Papst.

 

Muslime gegen den Papst

Was war geschehen? Papst Benedikt XVI. hatte in Regensburg einen mittelalterlichen Autor mit negativen Äußerungen über Mohammed zitiert, ohne sich dessen Meinung zu eigen zu machen. Nicht wenige Reaktionen aus der muslimischen Welt waren erschreckend. Dabei hatte der Papst gerade sagen wollen, dass Gewalt kein Mittel in der Religion sein darf, dass es gegen den Sinn von Religion ist, sie mit Gewalt auszubreiten. Wie recht er mit dieser Mahnung hatte, zeigen gerade die, welche sich darüber aufregen, indem sie Strohpuppen des Papstes verbrennen. Gewiss darf man hier nicht verallgemeinern. Aber dass der Brand von Hass und Gewalt immer wieder ganz plötzlich in der islamischen Welt aufflackert, untergräbt das mühsam aufgebaute Vertrauen und macht den Dialog, gelinde gesagt, sehr schwer.

 

Salem Aleikum, Shalom, Pax

Wir beten, dass die Hirten der Kirche gegen alle Bereitschaft zur Gewalt beharrlich auf den Weg des Friedens hinweisen.

Genau das wollte der oberste Hirte, Papst Benedikt XVI., bei seinem Deutschlandbesuch in Regensburg tun. Er wollte auf den Weg des Friedens als den christlichen Weg hinweisen. In der Welt wird es immer Hass und Krieg geben. Aber die Religionen sollten in einer solchen Welt ein Ferment des Friedens sein. Ansätze dazu gibt es in den allermeisten Religionen. Wenn die Araber sich mit "Salem Aleikum" und die Juden mit "Schalom" begrüßen, wenn "PAX" über der Pforte eines benediktinischen Klosters steht, sind das kleine Hinweise auf die Bedeutung des Friedens in den drei monotheistischen Religionen.

Alle drei haben jedoch oft und oft den Frieden verraten, haben im Namen der Religion Kriege geführt und Hass geschürt. Nicht nur die Muslime, auch die Juden und Christen. Denken wir nur an die Unterdrückung der Palästinenser, die wie Gefangene im eigenen Land sind, an die Tötung Unschuldiger bei den israelischen Vergeltungsschlägen. Denken wir bei den Christen nur an das unbegreifliche Gemetzel in Ruanda, bei dem im Jahre 1994 innerhalb von 100 Tagen fast eine Million Menschen hingeschlachtet wurden - Christen von Christen!

Gewiss, wie wohl wenig andere Religionen haben die Christen den Frieden zu ihrem Programm erhoben, nicht nur in ihrer Gründungsurkunde: der Bibel, sondern auch in den Lehrschreiben der letzten Päpste, angefangen von "Pacem in terris", und im Zweiten Vatikanischen Konzil. Sie haben Freiheit des Glaubens und Toleranz gelernt, was manche andere Religion erst noch lernen muss. Damit haben sie sich integriert in die aufgeklärte und pluralistische moderne Gesellschaft. Es ist ja interessant, wie der Papst in seiner Predigt in München von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit (Geschwisterlichkeit) sprach und diese Leitbegriffe der Französischen Revolution durchaus positiv darstellte.

 

Friede des Herzens mitten in einer friedlosen Welt

Beten wir, dass die Hirten der Kirche ... dem Herzen jedes Menschen den Weg des Friedens ... zeigen. (So die Gebetsmeinung nach einer anderen Übersetzung.)

So sehr wir uns auch für den Frieden einsetzen müssen, so sehr auch gilt "Selig die Frieden stiften" (Mt 5, 9), so sehr auch das eschatologische Ziel eine Welt des Friedens ist, in der man "die Schwerter zu Pflugscharen" umschmiedet (Jes 2,4), so wird die Welt in dieser Zeit doch nie eine Welt des Friedens sein. Wir sind eingeladen, den Frieden im eigenen Herzen zu finden, mitten in einer friedlosen Welt den Frieden des Herzens zu bewahren. Das geht nur, wenn wir mit uns selbst Frieden haben. Wie kann ein innerlich zerrissener Mensch Frieden stiften?

Und der Friede mit uns selbst hängt eng zusammen mit dem Frieden mit Gott. Wenn ich mit Gott, von dem mein Leben kommt, in Frieden lebe, dann besitze ich den wahren Frieden. Wenn ich dagegen von dieser Quelle abgeschnitten bin, finde ich keine Ruhe. Denn "unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir", bis es Frieden findet in DIR.

 

Karl Neumann SVD, Kommentar zur Allgemeinen Gebetsmeinung Januar 2007 aus der Zeitschrift "Die Anregung", Ausgabe 1/2007, Steyler Verlag, Nettetal

Karl Neumann SVD

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