01. Sep 2006
Wir beten für alle Medienschaffenden, dass ihr Arbeiten immer zum Wohl der Menschen beiträgt.
Soziale Kommunikationsmittel
Unter sozialen Kommunikationsmitteln (oder unter Mitteln sozialer Kommunikation) versteht man vor allem im Bereich der Christlichen Soziallehre all jene Kommunikationsmittel, die nicht nur den einzelnen Menschen betreffen und erreichen, sondern die ganze menschliche Gesellschaft (Presse, Film, Rundfunk, Fernsehen). Auch das Zweite Vatikanische Konzil befasst sich ausführlich in einem Dekret mit den sozialen Kommunikationsmitteln. Es gibt einen Päpstlichen Rat für die sozialen Kommunikationsmittel und einen Welttag der sozialen Kommunikationsmittel. Dies alles zeigt, dass auch die Kirche heute diese Wirklichkeit und ihre Möglichkeiten sieht und sie vielfältig einsetzt, aber auch vor deren Missbrauch warnt und ihn verurteilt.
Die Macht der Schlagzeile oder des aktuellen Berichtes
Noch nie hatten wir einen derart schnellen Zugang zu Nachrichten aus aller Welt wie heute. Passiert irgendwo auf der Welt eine Katastrophe oder gibt es ein besonderes Ereignis, dann dauert es nicht lange, und wir haben die Nachricht, die Bilder, die Filmdokumente im eigenen Haus. Auf der einen Seite ist dies zu begrüßen, so dass auch unsere Reaktionen oder notwendige Hilfeleistungen schnell erfolgen können. Für die Betroffenen und in Not Geratenen zählt ja oft jede Stunde, um sie vor noch größerem Leid oder sogar dem drohenden Tod bewahren zu können. Auf der anderen Seite allerdings wird dadurch unter Umständen eine gewisse Sensationslust geweckt, die immer wieder den neuen Kitzel braucht - aber sich in keiner Weise wirklich innerlich von dem Geschehen berühren lässt. Alles ist ja Gott sei Dank weit weg von uns, es macht uns betroffen - aber wir lassen uns dadurch nicht aus unserer Ruhe bringen. Es sei denn, es könnte auch bei uns geschehen oder uns treffen.
Die Nachrichten und Bilder vom 11. September 2001 haben wohl alle Welt aufgerüttelt und uns gezeigt, wie verletzlich wir doch bei allen Sicherheitsvorkehrungen sind. Dass es keine absoluten "Sicherheitszonen" mehr gibt. Überall können Terroristen zuschlagen und die Menschen in Schrecken versetzen - und ihr Leben oder das anderer Menschen von einem Augenblick zum anderen zerstören.
Das Recht auf umfangreiche und wahrhaftige Information
Im Nachhinein hat sich gezeigt, wie wichtig es war, schnell und gezielt zu informieren, um an die Täter bzw. ihre Hintermänner heranzukommen. Einige sind allerdings der Meinung, dass entsprechende Informationen bezüglich bestimmter krimineller Aktivitäten von den Verantwortlichen nicht weitergegeben wurden, die dieses Attentat hätten verhindern können. Daneben aber wurde auch schmerzlich deutlich, wie eine bestimmte Boulevardpresse aus dieser ungeheueren, Menschen verachtenden Tat Kapital zu schlagen versuchte. Mit der Wahrheit nimmt man es dann nicht so genau; Hauptsache man bekommt eine Schlagzeile - und verdient damit viel Geld bzw. Einfluss. Es fehlte mitunter an der notwendigen Sensibilität gegenüber den Betroffenen bzw. ihren Angehörigen. Das Gespür für die Privatsphäre ist leider oft nur wenig vorhanden, ja wird sogar rücksichtslos übergangen.
Aber man konnte auch feststellen, dass z. B. bei der Tsunami-Katastrophe die schnelle Information eine beachtenswerte und weltweite Solidarität bei vielen Menschen auslöste, so dass den Betroffenen schnell geholfen werden konnte. Ohne die modernen Kommunikationsmittel wäre dies so nicht möglich gewesen.
Die kirchliche Sicht der sozialen Kommunikationsmittel
Papst Johannes Paul II. führt in einem Schreiben an die Verantwortlichen der sozialen Kommunikationsmittel aus, dass die Kirche nicht nur dazu berufen sei, die Medien zur Verbreitung des Evangeliums zu nutzen, sondern die heilbringende Botschaft heute mehr denn je in die neue Kultur' zu integrieren. Ja, er unterstreicht sogar, dass der ganze Bereich der Technologie der Kommunikation fester Bestandteil der Sendung der Kirche im dritten Jahrtausend ist. (Apostolisches Schreiben "Die schnelle Entwicklung", Nr. 2) Er selbst ist beredtes Beispiel dafür, dass er keine Scheu vor der Presse, der Kamera und vor Interviews hatte, ja sogar ganz bewusst den Kontakt mit den Medien gesucht hat. Freilich hat er auch sehr deutlich bestimmte Regeln und Ziele benannt, die von den Verantwortlichen zu beachten seien. Die Medien sollen immer auch der Gerechtigkeit dienen und die Solidarität fördern. Sie sind der Wahrheit verpflichtet und müssen die Ereignisse exakt und umfassend darstellen. Die Kommunikationsmittel unterliegen ethischen und moralischen Grundsätzen, die der Wahrheit, der Freiheit und der Würde des Menschen gegenüber verpflichtet sind. Die Kirche selber bedient sich dieser Mittel in ihrem Auftrag der Verkündigung des Reiches Gottes und in ihrem Bemühen, sich für Gerechtigkeit und Frieden aller Menschen einzusetzen. Dabei sind in besonderer Weise auch die Laien aufgerufen und gefordert, aus ihrer Verantwortung als Christen in der Welt von heute in dem weiten Feld der sozialen Kommunikationsmittel professionell und aus dem Glauben heraus zu agieren.
Beten wir deshalb mit allen Menschen guten Willens darum, dass dies besonders alle Verantwortlichen auch gewissenhaft tun.
Heinz Schneider SVD, Kommentar zur Allgemeinen Gebetsmeinung September 2006 aus der Zeitschrift "Die Anregung", Ausgabe 5/2006, Steyler Verlag, Nettetal