Bußgottesdienst in der österlichen Bußzeit

Versöhnungsgottesdienst

Weg der Versöhnung – Weg zu mehr Leben

Evangelium: Lk 15,11–32

Weg der Versöhnung – Weg zu mehr Leben

• Die von Sieger Köder stammende Bildkarte mit dem Titel „Der barmherzige Vater“ kann bei Patmos-Verlag bestellt werden (Format der Bilder: 8,8 x 12,5 cm; Preis pro 100 Stück: € 10: https://shop.verlagsgruppe-patmos.de/der-barmherzige-vater-618771.html; oder als 10,5 x 14,8 cm; Staffelpreise).

• Die vorgeschlagene Bildkarte will helfen, über den Weg der Versöhnung als Weg zu mehr Leben nachzudenken. Sorgen Sie für eine ausreichende Zahl von Bildkarten für Ihre Gemeinde(n).

• Achten Sie bei den vorgeschlagenen Gesängen auf die zum Zeitpunkt der Feier wegen der Corona-Pandemie geltenden Regelungen für Gesang im Gottesdienst.

• Bitte stimmen Sie den Vorschlag für diesen Bußgottesdienst auf die Situation in Ihrer Gemeinde (und Ihren Kirchenraum) ab.

• Dieser Bußfeier kann auch ein Laie vorstehen.

• Am Ende der Bußfeier kann zum Empfang des Sakramentes der Versöhnung eingeladen und auf die Beichtgelegenheiten in der österlichen Bußzeit (wie auch die Regelungen hierzu wegen der Corona-Pandemie) hingewiesen werden.

- Leiter/Leiterin (L) Priester (P) oder Diakon (D):

Orgelspiel zum Einzug

Lied: GL 429,1.2 „Gott wohnt in einem Lichte“

Eröffnung und Einleitung

P/D/L: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

P/D: Jesus Christus, in dem Gott die Welt mit sich versöhnt hat, ER sei mit euch.
A: Und mit deinem Geiste.

P/D/L: Liebe Schwestern, liebe Brüder!

Zu unserer Bußfeier in der österlichen Bußzeit heiße ich Sie herzlich willkommen.

In diesen Wochen bedenken wir, wie es uns gelingen kann, dass mehr Leben in unser alltägliches Leben kommen kann. Jede und jeder von uns weiß, was für ein kostbares Geschenk es ist, wenn jemand uns die Hand zur Versöhnung reicht, dem wir Unrecht getan haben. Wo es gelingt, wieder versöhnt mit anderen leben zu können, atmen wir neu auf und spüren mehr Leben.

Das Geschenk der Versöhnung dürfen wir empfangen, wenn wir uns der Botschaft Jesu öffnen. Denn er erzählt von Gott, einem barmherzigen Vater, der Söhnen wie Töchtern Versöhnung schenkt und so neues Leben ermöglicht.

Lobpreis der erbarmenden Liebe Gottes

P/D/L:
Jesus, du Bild der erbarmenden Liebe Gottes, wir loben und preisen dich,
weil du niemanden von der Freude ausschließt, die du uns bringst;
Niemanden, der etwas wagt, enttäuschst du;
und wer auch nur einen kleinen Schritt auf dich zu macht, darf entdecken,
dass du bereits mit offenen Armen auf sein Kommen wartest.
Wir loben dich. A: Wir preisen dich.

P/D/L:
Jesus, du Bild der erbarmenden Liebe Gottes, wir loben und preisen dich,
weil du niemals müde wirst, uns zu verzeihen;
deine unendliche und unerschütterliche Liebe verleiht uns Würde;
dein Feingefühl, das uns niemals enttäuscht und uns immer die Freude zurückgeben kann, erlaubt uns, das Haupt zu erheben und neu zu beginnen.
Wir loben dich. A: Wir preisen dich.

P/D/L:
Jesus, du Bild der erbarmenden Liebe Gottes, wir loben und preisen dich,
weil wir immer neu deiner Liebe begegnen dürfen.
Du willst, dass daraus eine glückliche Freundschaft entsteht,
die uns von unserer abgeschotteten Geisteshaltung und aus unserer Selbstbezogenheit befreit.
Wir loben dich. A: Wir preisen dich.

P/D/L:
Jesus, du Bild der erbarmenden Liebe Gottes, wir loben und preisen dich,
weil du uns über uns selbst hinausführen möchtest,
damit wir zu unserem vollen Menschsein gelangen,
die tiefe Freude über deine Liebe genießen und mit Begeisterung das Gute tun.
Wir loben dich. A: Wir preisen dich.

(Zusammengestellt aus Texten des Apostolischen Schreibens Evangelii Gaudium von Papst Franziskus, 2013)

Lesung aus dem Evangelium nach Lukas

Impulse zum Nachdenken

Wenn wir nun einige Impulse zur Frohen Botschaft hören, können wir das Bild zur Hand nehmen und betrachten, das Sieger Köder zu diesem Evangelium gemalt hat.

Viele von uns kennen das Evangelium, das uns gerade verkündigt wurde, als die Geschichte vom verlorenen Sohn. Aber eigentlich geht es ja gar nicht um eine einzige Person. Es geht um drei Personen: den Vater, den jüngeren und auch den älteren Sohn. Was die Drei miteinander verbindet, ist die Frage, wie sie mit Schuld umgehen.

In der Mitte zwischen den Söhnen steht der Vater. Er ist gut und weiß, was Erbarmen ist. Er hat ein Herz, bis an den Rand gefüllt mit Erbarmen: ein Herz, das sich nicht abwendet von seinen Söhnen, mag kommen, was will.

Wie dieser Vater so ist Gott zu seinen Töchtern und Söhnen. Leider scheint es, als sei er ein Vater, der kein Verständnis bei seinen Kindern findet. Offenbar verstehen sie nicht, dass er einfach nur gütig ist; dass er seine liebende Zuwendung weder an Bedingungen noch an Vorleistungen knüpft. Ihnen geht nicht in den Kopf, dass er nichts anderes will, als dass es seinen Kindern gutgeht.

So scheint, als stünde dieser Vater auf verlorenem Posten und leide, wie Liebe halt immer leidet, wenn sie nicht verstanden wird. Warum eigentlich?
Da ist zunächst sein jüngerer Sohn. Der will seine Freiheit. Und meint, um frei zu sein, müsse er ausziehen aus dem Haus des Vaters. Statt Freiheit gebe es dort nur geistige Enge. Er muss weg von Zuhause, muss, um endlich leben zu können, seine eigenen Wege gehen.

Sein Vater lässt ihn, ausgestattet mit seinem Erbteil, in Freiheit ziehen.
Als der jedoch ganz unten angelangt ist, in seinem ärgsten Hunger und seiner größten Not, macht er sich keine Illusionen mehr. Er entdeckt, was verschüttet war, dass er Kind und Geschwister ist – und beides aufs schlimmste verraten hatte. So spricht er den entscheidenden Satz: „Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen.“ Er will Schuld zugeben und hofft, ganz realistisch geworden, auf das bisschen Gnade, gerade noch zum Allerletzten gut genug zu sein.

Doch als er sich dem Zuhause nähert, muss er erfahren, dass der verlassene Vater immer schon auf ihn gewartet hat. Der läuft ihm jetzt entgegen, nimmt ihn in die Arme, küsst ihn, unterbricht das noch nicht begonnene Schuldbekenntnis, stellt keine Fragen nach wo, was, wie und warum.

Der Zurückgekommene ist sein Kind, nichts mehr und nichts weniger – trotz allem. Und weil sein Kind wieder da ist, herrscht nur noch Freude und es muss ein Fest her. Ob der Sohn das verstanden hat, wissen wir nicht. Wir wissen nur: Der Vater ist abgrundtief, maßlos, unverständlich gut.

Genau in diesem Moment, in dem die Liebe des Vaters am unmissverständlichsten zutage tritt, riskiert er, die Liebe seines Ältesten, des Braven und Tüchtigen, zu verlieren.

Der nämlich fühlt sich ungerecht behandelt. Verärgert, empört, verbittert beklagt er sich über das Verhalten des Vaters, verweigert die Teilnahme am Fest, will den Lump, der sein Bruder ist, nicht mehr kennen.

Vernunft und gesunder Menschenverstand sagen, dass er Recht hat. Liebe gibt es nicht zum Schleuderpreis. Liebe muss verdient werden. Ein Nichtsnutz, der auch noch sein Erbe auf den Putz haut, verdient die Liebe nicht.

Doch der Ältere merkt nicht, dass er über die Jahre blind geworden ist für die selbstverständliche Liebe des Vaters. Jahraus, jahrein hatte er Anteil an ihr. Jeden Tag war sie ihm neu geschenkt.

Dieses Kind kann nicht verstehen, dass der Vater nur gut ist – auch zu ihm, nur gut – sonst nichts. So bleibt ihm, der den Vater eigentlich besser kennen müsste, der Zugang zum Herzen des Vaters verschlossen.

Ob er überhaupt anfängt, den Vater zu verstehen, wissen wir nicht.

Doch was hat all das mit uns zu tun?
Wenn wir uns wie der Jüngere verhalten, brauchen wir nicht zu verzweifeln. Für Gott gibt es keine verlorenen Menschen, weder verlorene Söhne noch verlorene Töchter. Gott ist nur gut, bedingungslos gut. Für die, die sich wieder zu ihm hinkehren, steht die Tür des Zuhauses immer offen. Nie sollten wir es vergessen: ER wartet immer.

Wenn wir eher mal dem älteren Sohn ähnlich sind, bestünde die Hinkehr zum Vater darin, zu lernen, Gott Gott sein zu lassen – in seiner unverständlichen ebenso maßlosen wie bedingungslosen Liebe, die es nicht nötig hat, jemanden zum Teufel zu jagen. Es könnte einem aufgehen, dass Barmherzigkeit und Liebe nichts mit Leistung und Gegenleistung gemein haben. Aufhören könnte so ein gegenseitiges Schuld-Aufrechnen und niemand müsste sich wie ein eifersüchtiger Rivale gebärden. Stattdessen könnte die Freude über die Umkehr des Anderen, über Gottes vergebende Liebe, über das neue Leben und über diesen Vater wachsen.

Lied

GL 427,2 „Herr, deine Güt ist unbegrenzt“

Gewissenserforschung

Innehalten und aufbrechen

P/D/L:
Bei dem jüngsten Sohn kommt Bewegung in das vertane Leben, als er innehält und über seinen Lebensweg nachdenkt. In der Selbstbesinnung reift in ihm der Entschluss aufzubrechen.

- Welches Bild habe ich von Gott? Ist er für mich Strafer und Rächer, einer, der alles sieht, alles kleinlich aufrechnet, nichts vergisst und alles bestraft? - Oder fühle ich mich hineingenommen in seine unsagbare Geduld, seine entgegenkommende, bedingungslose Liebe, sein Mitleid mit meiner Not?
- Wann nehme ich mir Zeit, um meinen Lebensweg zu überdenken, auf den Ruf Gottes zu hören und die Konsequenzen für mein Leben zu bedenken?
- Wo mache ich mich selbst zum Maßstab meines Handelns?
- Wann habe ich gegenüber anderen meine Macht missbraucht, besonders gegenüber denen, die mir zu- und untergeordnet sind?
- Was möchte ich an Problemen anpacken, damit mein Leben und das anderer verändert werden könnte?
KV: GL 266 „Bekehre uns, vergib die Sünde“

Ich will zu meinem Vater gehen
P/D/L:
Wer aufbricht, muss wissen, wohin er oder sie aufbricht: „Ich will zu meinem Vater gehen.“ Wer sich zu Gott hinkehrt, findet Barmherzigkeit und Vergebung. Je mehr wir uns ihm zuwenden, umso mehr finden wir uns selbst und finden wir zueinander.

- Kann ich glauben, dass Gott mir erlaubt, mit meiner Schuld, meiner schlechten Vergangenheit aufzuräumen? Lässt mich der Gott, an den ich glaube, aufatmen, so dass ich mutig neu anfangen kann?
- Was macht es mir schwer, die Versöhnung mit anderen zu suchen und Unrecht zu verzeihen?
- Kann ich dazu stehen, dass auch ich nicht immer gut und richtig gehandelt habe?
- Habe ich den Mut, meine Fehler und mein Versagen beim Namen zu nennen: andern gegenüber und im Beichtgespräch?
- Lasse ich mich im Bußsakrament mit dem Wort der Versöhnung beschenken und neu aufrichten?
KV: GL 266 „Bekehre uns, vergib die Sünde“

Die Freude teilen
P/D/L:
Die Freude des Vaters über die Heimkehr seines Kindes ist maßlos. Diese Freude zu teilen, fällt dem älteren Sohn schwer. Wer aber entdeckt, dass er immer schon Anteil hat an der großzügigen Liebe des Vaters, kann lernen, dankbar zu sein und sich mit ihm zu freuen.

- Fühle ich mich genügend beachtet oder bin ich benachteiligt und werden meine Leistungen zu wenig gewürdigt?
- Bin ich bereit, das Gute und Gelungene bei anderen anzuerkennen und ihre Freude zu teilen oder suche ich immer das Haar in der Suppe?
- Nehme ich noch wahr, wenn anderen Unrecht getan wird? Nenne ich mutig Unrecht auch beim Namen?
- Gebe ich in meinem Leben Zeugnis von dem Glauben, der mich trägt? Was ist mir dabei wichtig? Was vernachlässige ich?
- Wie teile ich meine Zeit, meine Fähigkeiten und meine Kraft mit anderen, um so ihr Leben heller und zuversichtlicher zu machen?
KV: GL 266 „Bekehre uns, vergib die Sünde“

Schuldbekenntnis

Damit die Gemeinde mitbeten kann, empfehlen wir dieses Schuldbekenntnis als Kopie zur Verfügung zu stellen oder beten Sie das allgemeine Schuldbekenntnis.

P/D/L:
Sei mir gnädig, o Gott – du bist doch reich an Gnade!
In deiner großen Barmherzigkeit lösche meine Vergehen aus!
Wasche meine Schuld ganz von mir ab, und reinige mich von meiner Sünde!
Denn ich erkenne meine Vergehen, und meine Sünde ist mir ständig vor Augen.
Gegen dich allein habe ich gesündigt, ja, ich habe getan, was in deinen Augen böse ist.

Reinige mich von meiner Sünde, dann bin ich wirklich wieder rein.
Wasche meine Schuld von mir ab, dann werde ich weißer sein als Schnee.
Lass mich wieder etwas Wohltuendes hören und Freude erleben, damit ich aufblühe.

Schau nicht weiter auf die Sünden, die ich begangen habe,
sondern lösche meine ganze Schuld aus!

Erschaffe in mir ein reines Herz, o Gott, und gib mir einen neuen, gefestigten Geist.

Schick mich nicht weg aus deiner Nähe, und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir.

Lass mich wieder Freude erleben, wenn du mich rettest.
Hilf mir, indem du mich bereit machst, dir gerne zu gehorchen.

Herr, öffne du meine Lippen, damit mein Mund deinen Ruhm verkündet!

            (aus Psalm 51, 3-6.9-14.17; Übersetzung: Neue Genfer Übersetzung 2011)

Es folgt eine kurze Zeit der Stille und der Besinnung, in der eine Glocke im Kirchturm läuten kann.

Vergebungsbitte

P/D/L:
Herr!
Du hast mit allen Menschen Erbarmen.
Sieh hinweg über unsere Sünden, damit wir uns zu dir bekehren. A: Amen

P/D/L:
Du liebst alles, was ist, und lehnst niemanden ab.
Hilf uns, deine Einladung zu neuer Gemeinschaft mit dir anzunehmen.
A: Amen

P/D/L:
Du zeigst uns dein Erbarmen, weil du uns geschaffen hast
und weil wir zu dir gehören. Herr, du Freund des Lebens.
Wandle unsere Herzen, damit nichts uns hindert, dir anzugehören. A: Amen

P/D/L:
Du sprichst zu uns, damit wir uns von unserer Schlechtigkeit abwenden
und an dich glauben, den Freund des Lebens.
Stärke unser Vertrauen in dich und das Geschenk deiner Vergebung.

P/D:
Der Herr vergebe euch Sünde und Schuld, und jeden Mangel an Glaube, Hoffnung und Liebe.

L: Der Herr vergebe uns Sünde und Schuld, und jeden Mangel an Glaube, Hoffnung und Liebe.

Vaterunser

P/D/L: Beten wir miteinander, wie Jesus uns zu beten aufgetragen hat:
A: Vater unser im Himmel...

Segen

P/D/L: Menschenkinder, wenn Ihr nun aufbrecht,
dass Hoffnung in Euch wachse - wünsch’ ich Euch,
dass Güte in Euch atme - wünsch’ ich Euch,
dass Freude in Euch lebe,
gute Gedanken Euch beseelen
und menschliche Gesichter verraten,
wes Geistes Kind Ihr seid - das wünsch’ ich Euch.
Und wenn Ihr Hoffnung in Euch wachsen spürt,
sei Gottes Segen mit Euch,
dass Hoffnung Knospen treibt und blüht und fruchtet. A: Amen.

P/D/L: Und wenn Güte in Euch wächst wie zündende Funken,
segne Euch der Allbarmherzige,
dass Ihr Flamme werdet und brennt. A: Amen.

P/D/L: Und wenn Ihr spürt, dass Freude in Euch lebt,
komme über Euch der Segen des Lebendigmachenden,
dass Ihr Hass und Angst vertreibt
und Segen werdet für alle neben Euch:
Nahe und Ferne und unsere ganze heilige Erde. A: Amen.

P/D/L: So schenke Euch Segen der Allbarmherzige, der Vater + und der Sohn und der Heilige Geist.  A: Amen.

P/D/L: Geht in Frieden. A: Dank sei Gott, dem Herrn.

Schlusslied

GL 456,1.3 „Herr, du bist mein Leben“

Am Ende der Bußfeier soll zum Empfang des Sakraments der Versöhnung eingeladen und auf die Beichtgelegenheiten in der österlichen Bußzeit hingewiesen werden.

P. Dr. Bernd Werle SVD

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